Alle Artikel mit dem Schlagwort: Vergänglichkeit

Über letzte Male und warum es gut ist, nicht zu wissen, dass sie es sind

Vergangenes Jahr habe ich es zum ersten Mal gemacht.  Ein Letztes Mal erlebt. Ganz bewusst. Okay, zugegeben, es war nur das letzte Mal für genanntes Jahr. Ich habe mich vom Sommer verabschiedet. An einem Samstag, Anfang September, saß ich im Garten meiner Eltern, habe die Augen geschlossen und ganz bewusst das Kitzeln der September Sonne auf meinen nackten Beinen gespürt. Habe den letzten Schluck Eiskaffee genauso genossen, wie den ersten ein paar Monate davor. Habe versucht die Sommererinnerungen abzuspeichern und mich innerlich auf Tee, Lebkuchen und Stiefel vorzubereiten. Danach gab es zwar noch zwei, drei Tage an denen es warm war, aber für mich war dieser Tag das Ende dieser Jahreszeit. Ein letztes Mal. Und wie verrückt ist es, dass ich zum ersten Mal einen Tag benennen kann, der für mich im vergangenen Jahr den Sommer beendete? Normalerweise geschieht das fließend und bis wir uns versehen, hat sich die Jahreszeit verändert. Und das ist auch nicht weiter schlimm, denn letzte Male sind auch immer mit Abschiedsschmerz verbunden. Was war ich glücklich und traurig zugleich an …

Ich bleib‘ übrig

Übrigbleiben klingt erstmal ziemlich scheiße. Ich bleib’ übrig. Ich bin das, was nirgendwo reinpasst, verlassen oder aussortiert wurde. Ich bin das, was noch da ist, wenn alles anderen geht. Bin ich mein eigener Fels in der Brandung? Bin ich die Person, an der ich mich festhalten sollte, wenn die Dinge den Bach hinuntergehen – geht das überhaupt? Und ist das egoistisch? Ein kleines Donnerstagabend-Gedankenwirrwarr. Am Dienstag habe ich fast drei Stunden in einem Wartezimmer verbracht. Es war spät und mein Fuß hat gepocht. Aber ich habe mich entschieden, hierher zu kommen. Neben mir sitzt ein Paar, die Frau hat sich am Rücken verletzt, der Mann gießt Wasser in einen Plastikbecher und reicht ihn ihr. Gegenüber von mir sitzen zwei Freunde, der eine am Arm verletzt, der andere kümmert sich um Krankenkarte und Unterschriften. Auf einmal fällt mir auf: Nur du bist hier ganz allein. Da ist niemand, der dir gerade hilft. Irgendwie kommen mir sofort die Tränen, wahrscheinlich weil mich dieser Gedanke so plötzlich erwischt und weil ich vorher überhaupt nicht daran gedacht habe. Denn …