Still und unscheinbar
Bereits als kleines Kind lernte ich, wie man sich in der Welt verhalten musste, um möglichst „erfolgreich“ zu sein. Und ich lernte ebenfalls, dass meine Art dabei nicht dem Ideal entsprach. Ich war, bin und werde es wohl immer sein: Ein leiser Mensch, wie Susan Cain es in ihrem Buch „Still“ so gerne ausdrückt. Ja, die Introversion. Ich mag das Wort nicht. Menschen sprechen es mit diesem negativen Unterton aus, als wäre es eine Schande. Es begann im Kindergarten, als die Erzieherin meiner Mutter erklärte: Ihre Tochter ist zu still, ruhig und zurückgezogen. Später hielten mich Mitschüler für arrogant, weil ich nicht viel sprach und als ich dann nach dem Abitur einen Praktikumsplatz suchte, las ich in Stellenanzeigen jedes Mal, dass ausschließlich aufgeschlossene und kommunikative Bewerber gesucht wurden. Guess what? Genau, ich fühlte mich überhaupt nicht angesprochen und war eingeschüchtert. Würde ich mich doch viel wohler beim Vorstellungsgespräch fühlen, so würden auch ruhige und ausgeglichene Charaktere gleichermaßen als potenziell wünschenswerte Praktikanten angesehen. Eins muss ich klarstellen: Introvertiert zu sein, bedeutet nicht, dass man ausschließlich still in …