Alle Artikel mit dem Schlagwort: Studium

Wie möchte ich leben?

Während des Abiturs, war alles ganz klar: Nach dem Abi erstmal reisen, auf geht’s, ohne Plan in die große Welt, die voller Wunder und Geheimnissen steckt. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich meinen Abschluss mitten in einer Pandemie machen würde und damit das Reisen erstmal auf sich warten lassen muss. Gut, dann halt Planänderung: Auf in eine neue Stadt ziehen, Leipzig, die wunderschöne, Hippie-Studierenden-Stadt. Ich hatte lange gespart und liebe die Unabhängigkeit, also, auf in meine erste eigene Wohnung. Nice! Nur, was mache ich mit meiner ganzen Zeit? Ich möchte mich ja auch nicht unproduktiv fühlen. Schnell einen Job gesucht und noch ein spannendes Studium begonnen, für die ganzen Vorteile, die das Studierendendasein so mit sich bringt. Ja, da saß ich nun also in meiner Wohnung. Von einer wilden Ausreißerin wurde ich auf einmal zu einer beinahe vorbildlichen Vorzeigestudentin. Es kommt ja immer anders als Mensch denkt.  Klar, natürlich war da noch der Drang in mir mich auszuprobieren, aber dieses Gefühl von Sicherheit, das war irgendwie gut, meine Familie war stolz auf mich und …

Kreativ + Sein mit Chris Woods #zwischenneugierundbewunderung

Wie ist das überhaupt so, an einer Kunsthochschule zu sein? Wo kann es dort auch mal schwierig werden? Wie definiert man sich, wenn man in vielen verschiedenen Disziplinen tätig ist? Was gibt es zur Veröffentlichung von kreativem Output gerade zu sagen? Was haben soziale Medien damit zu tun? Chris ist Dj, Front-End Developer und Fotograf. Seit einiger Zeit studieren wir gemeinsam an einer Kunsthochschule in Süddeutschland. Entstanden ist ein reflektierendes, tiefes Gespräch an das ich einige Zeit später immer noch denken muss. Wie war das eigentlich bei dir, ich glaube wir haben darüber noch nie gesprochen, wann war der Scheidepunkt an dem du entschieden hast, nicht nur in deiner Freizeit kreativ zu sein, sondern ein Kunststudium zu beginnen? Puh, der Scheidepunkt… Ich glaube, das war die Realisation als ich begriffen habe, dass die Themen über die ich mir Gedanken mache, nicht unbedingt jeder hat. Ich hatte mit fünfzehn das gute Glück, nach Kanada gehen zu dürfen. Dort habe ich Kurse wie Fotografie und digitale Medien belegt, die mir den ersten Einblick gegeben haben. Das gute …

Fremde Stadt, unbekannte Gesichter

Bald ist Oktober. Ich mag den Oktober nicht mehr so besonders. Früher war er mein Lieblingsmonat. Herbstanfang, bunte Blätter, kühle Luft. Jetzt bedeutet der Oktober für mich schon das zweite Jahr in Folge eine fremde Stadt, viele unbekannte Gesichter und raus aus dem gewohnten Umfeld.  Ich habe Angst vor dem Ungewohnten und vor dem Neuen. Angst davor, allein zu sein. Was wird mich erwarten? Ich habe so viele Fragen in meinem Kopf, die ich immerzu überdenke. Alles habe ich schon tausendmal durchgespielt. Aber diese blöden Gedanken über alles und jeden hören einfach nicht auf.   Ich weiß doch eigentlich, dass ich ganz bestimmt nicht die Einzige sein werde, die am ersten Tag in der Uni aufgeregt sein wird, das weiß ich echt. Und ich weiß auch, dass ich mir eigentlich viel zu viele Gedanken mache und dass alles halb so schlimm sein wird. Ich weiß, dass wir alle in der gleichen Situation sein werden, keiner kennt irgendwen, alles neu, alles fremd, für jeden von uns. Alle sind auch irgendwie auf ihre Art und Weise unsicher. …

How to: Kunsthochschule

Was an Universitäten und Hochschulen der Numerus Clausus ist, ist an der Kunsthochschule die Mappe. So müssen alle, die an einer Kunsthochschule studieren wollen, vorab eine kleine oder manchmal auch ganz schön große Hürde überwinden und ein eigenes Portfolio erarbeiten. Manche Kunsthochschulen fordern zusätzlich noch eine Hausaufgabe. Manchmal ist die Bewerbungsmappe auch nur der erste Schritt; oft folgt darauf noch eine Eignungsprüfung oder ein Gespräch. Trotzdem ist die Abgabe der Mappe der erste und wichtigste Schritt auf deinem Weg in die Kunsthochschule. Da es bei den künstlerischen Studiengängen oft wesentlich mehr Bewerber*innen als Studienplätze gibt, kommt der Bewerbungsmappe eine entscheidende Bedeutung zu. Du präsentierst dich, deine kreative Arbeit, deine künstlerische Eignung und vor allem wird klar, ob du wirklich Bock auf so ein Studium hast, oder nicht. Wir können mit diesem Post weder versprechen, dass ihr mit eurer Mappe auf jeden Fall in dem gewünschten Studiengang angenommen werdet, noch können wir sagen, wann eine Mappe wirklich gut ist. Jedoch haben wir, Imina und Luka, in den letzten zwei Jahren einige erfolgreiche Mappen angefertigt und viel …

Konzentrationslos

Kann mich nicht konzentrieren. Nicht darauf, diesen Beitrag zu schreiben, nicht auf’s Lernen, allgemein nicht. Es fällt mir schwer, bei einer – und wirklich nur einer – Sache zu bleiben. Woher kommt das,  frage ich mich. Ich habe mir Tipps durchgelesen, wie man sich besser konzentrieren kann. Fünf waren es. Sie lagen zwischen viel Wasser trinken und Konzentrations-Übungen machen. Aber das kann es doch nicht gewesen sein. Das ist es auch nicht. Meine Schwäche geht tiefer als acht Stunden Schlaf jede Nacht und eine ausgewogene Ernährung – beides Dinge, auf die ich eh Wert lege. Also inspiziere ich mich und das, was ich tu’. Das ist eine ganze Menge. Neben dem Studium ist da noch Fernbeziehung, Familie, Freunde, andere Projekte, ich selbst. Alles Sachen, die mich beschäftigen. Tagtäglich, Stunde um Stunde und Minute für Minute. Und genau da liegt das Problem. Es gibt keine Sekunde ohne einen Gedanken, der in eine dieser Richtungen geht. Gibt keinen klaren, leeren Gedanken. Mein Leben ist voll, das ist schön, aber so ist es auch mein Kopf, mein Herz, …

Der perfekte Ort

Ich bin bis zu meinem Abitur ein einziges Mal umgezogen. Mit drei Jahren, von unserer Wohnung in der Kleinstadt in das Haus, das meine Eltern gebaut haben, im Dorf daneben. Ansonsten habe ich meine komplette Jugend bis zu meinem 19. Lebensjahr in einem einzigen, kleinen Ort verbracht. Ihn verhasst, weil man so wenige Möglichkeiten hatte. Weil sich die Leute nie änderten, man nie den Freundeskreis wechseln konnte, weil jeder jeden irgendwie kannte und nie ein neues Gesicht einfach irgendwo dazu stößt. Das Dorf hat ca. 500 Einwohner, von denen schätzungsweise 70 Prozent über 75 Jahre alt sind. Eine einzige Mitschülerin von mir kam auch aus dem Dorf. Alle anderen waren auf die umliegenden verteilt. Zum Einkaufen oder Freunde besuchen musste man entweder zwei Kilometer laufen oder die Eltern bitten, gefahren zu werden. Ich fühlte mich eingekesselt, unverstanden und irgendwie nicht frei genug an diesem Ort. Ich wollte Abwechslung und vor allem ganz viel Neues sehen. Ich suchte nach dem perfekten Ort für mich.                 Nach dem Abitur bewarb ich mich …