Alle Artikel mit dem Schlagwort: Selma

Noch (k)ein bisschen Schlaf #gutunddir

Nächtliche Schlaflosigkeit – eine erschreckend alltägliche Nebenwirkung unserer Gesellschaft lebend im Paradox aus Leistung und Mehrwert?  All die Fragen, die den Stunden zwischen Abenddämmerung und Morgengrauen nicht müde werden, die unermüdliche Suche nach all dem, was uns nachts hellwach statt hundemüde macht. Die Generation die vor Müdigkeit das Schlafen verlernt,weil der Tag zu laut ist für die Stille der Nacht. Nachts ist alles lauter – Vol. 1 Nachts, wenn alles schweigt, dann wird es in mir auf einmal laut. Denn nachts werfen meine Gedanken viel längere und tiefere Schatten, als sonst. Eine nie enden wollende Gedankenkette. Ein ständiges Ich muss noch das machen und Das darf ich auf keinen Fall vergessen. Es ist fast so, als wolle mein Kopf gar nicht schlafen, als ob es ihm Spaß machen würde, mich die ganze Nacht zu quälen. Und obwohl ich totmüde bin – kein Entkommen. Egal wie viele Kinderhörspiele ich mir anhöre oder Atemübungen mache: Ich bin wach. Hellwach. Panischwach. Je mehr Zeit vergeht, desto angespannter werde ich. Im Kopf überschlage ich die Zeit, die ich noch …

Meine Nachtgedanken und Ich

Es ist Abend, noch nicht sehr spät. Gerade habe ich mein Handy weggelegt, der letzte TikTok-Song schwirrt noch in meinem Kopf herum und wird mich die nächsten Tage in den unpassendsten Situationen begleiten. Ich strecke mich so weit, bis ich vom Fußende meines Bettes den Lichtschalter erreichen kann, damit meine Füße nicht den kalten Boden berühren müssen. Noch einmal kurz das Fenster auf und wieder zu und endlich erlaubt mir mein mir selbst auferlegter Tagesablauf, in mein kuscheliges Bett zu fallen und die Augen zu schließen. „Jetzt muss ich schnell einschlafen, damit ich morgen wieder früh aufstehen kann“, ermahne ich mich und weiß im nächsten Atemzug, dass die Nacht damit für mich schon gelaufen sein könnte.  Ich denke viel, ich denke lang, ich denke lange viel nach. Und das am liebsten abends. Tagsüber bin ich, wie ich mich am liebsten mag: offen, herzlich, meistens ein Grinsen im Gesicht und dieses innere Gefühl der Freude und der Dankbarkeit. Auch mal nachdenklich, aber immer nur zeitweise und in einzelnen Situationen. Doch immer selbstbewusst genug, einen Gedanken in …

Fühl‘ mal, mein Fomo-Herz #gutunddir

Akronym Fomo – Fear of missing out. Eine Generation scheinbar gratwandernd zwischen „Was wäre wenn…?“ und „Wenn… dann…„. Da, wo „Ich hab Fomo!“ vor allem ehrliches Zugeständnis statt bloßes Symptom einer digitalisierten Social-Media Gesellschaft ist. Da, wo sie sich nicht erst mit dem bevorstehenden Wochenende am Freitagabend, sondern direkt Montagmorgen vor dem ersten Kaffee zu Dir an den Tisch setzt. Eine Suche nach all den Gründen für die Gefühle der Angst, etwas zu verpassen. All die Fragen des Verpassens Der Begriff Fomo – „Fear of Missing Out“, die Angst etwas zu verpassen – taucht erstmals 2004 in einem Magazin der Harvard Business School des Autor Patrick James McGinnis auf und wird definiert als „gesellschaftliche Beklemmung, Angst oder Besorgnis, die das zwanghafte Verlangen nach einer sozialen Interaktion beschreibt, um eine besondere Erfahrung, ein aktuelles Ereignis nicht zu verpassen„. Soziale Interaktion erscheint auf den ersten Blick so urmenschlich wie das Verlangen nach Nahrung, wie das Verlangen nach einem Zufluchtsort. So fundamental, so natürlich, so menschlich. Aber, was ist, wenn dieses Bedürfnis nach sozialer Interaktion zu einem unterbewussten …

Wollknäuel

Wenn ich meinen Blick durch die Gegend schweifen lasse, wird mir bewusst, wie weit ich entfernt bin. Die Nähe zu anderen Personen, Gegenständen oder Ereignissen ist greifbar – so als würde ich mich direkt mit meinem Gesicht gegen das Fenster bei einer Autofahrt drücken. Ich kann alles sehen: die Regentropfen zum Beispiel. Sie fallen immer schneller auf die Autoscheibe und ich kann jeden einzelnen davon erkennen. Der rechte Tropfen fällt sacht auf die Scheibe und bahnt sich seinen Weg nach unten. Da – der andere Tropfen – ist viel langsamer und findet seinen Weg nicht ohne Ausschweifungen nach unten zum Türgriff. Dieser ist anders. Er kommt erst nach rechts, nach links, dann weiter nach links und weiß nicht genau, wie er seine Route fortführt.  Dieser Regentropfen steht als Symbol meines momentan Gefühlschaos. Ich blicke umher, finde keinen Halt und keinen Anker, sondern schwebe von einem Moment in den anderen. Ich renne von Standort zu Standort, überquere Brücken, Hügel und Bahnhöfe. Finde mein Zuhause, erkenne meine Vorlieben – aber doch finde ich mich nicht. „Du machst …

Sommerregen

Sie bemerkte den Regen als Erste. Ich konnte den Tropfen noch sehen, wie er langsam an ihrer Wange hinunterlief. In ihren Augen machte sich die Erkenntnis breit, doch bevor diese auch nur die Chance hatte, in ihrem Mund anzukommen, sagte ich leise: „Es regnet.“ Sie schenkte mir ein zustimmendes Lächeln. Das Wasser reflektierte jedoch noch das gleiche Hellblau des Himmels, wie es es schon den ganzen Tag tat. Das war der Sommerregen. Das ist diese Art von Regen, die den Himmel nicht in graue Wolken hüllt und die Sonne mitsamt der blauen Farbe des Himmels dahinter verschwinden lässt. Dieser Regen ist kühlend und rettet uns vor der brennenden Hitze. Er ist wie ein Liebesgedicht; wie die Tränen kurz vor dem Happy End. Die langsam fallenden Tropfen schlugen kleine Wellen auf der Wasseroberfläche. Ich sah nach oben. Die tief stehende Sonne ließ die Regentropfen wie kleine Edelsteine funkeln. Auch meine Wangen waren nun befeuchtet vom Sommerregen. Doch wir fingen nicht an schneller zu gehen, so wie es die anderen Passant*innen um uns herum taten, um nicht …

Ein Ort namens Zufriedenheit

Es gibt Tage, an denen ich abends im Bett liege und nicht einschlafen kann. kommt vor, ist nichts weiter schlimmes und kennt ja schließlich jeder. doch ab und an, da wollen mir meine Gedanken einfach keine Ruhe lassen und wenn ich mich dann um halb zwei noch immer in den Laken wälze, halte ich es manchmal einfach nicht mehr aus. Wie mechanisch greift meine Hand dann zum Handy und mit zwei, drei schnellen Fingerbewegungen öffnet sich auch schon Instagram. Zack – sofort springt mir das grinsen irgendeiner Bekannten, die ich vor Jahren mal im Urlaub kennengelernt habe, ins Gesicht. ein kurzer Klick und ich weiß, sie ist gerade auf Bali, verbringt ihre Zeit dort mit Surfen und dem lesen von feministischer Literatur. und ab und an häkelt sie sich ein neues kurzes Top im Schatten der Palmen. Könnte das Leben leichter sein? Na super, denke ich, und merke, wie meine Laune schlagartig fällt. Bis vor zwei Minuten war mir noch nicht einmal bewusst, dass ich gerade lieber auf Bali unter irgendeiner Palme irgendein viel zu …

Das kleine Glück ist groß

Am Morgen, wenn der Tag noch neu und unberührt, oder am Abend, wenn der Tag bereits vergangen und verbraucht ist, machen wir uns Gedanken. Gedanken darüber, was noch wird oder was bereits war. Wir schmieden Pläne für den Tag, erstellen To-Do-Listen und schreiben Notizen. Wir wollen nichts vergessen, alles erledigen, jedem gerecht werden und zuletzt einfach einen Haken hinter den Tag setzen. Mit einem fetten Punkt oder einem großen Ausrufezeichen dahinter. Um am Ende des Tages sagen zu können: „Ich habe alles geschafft, was ich mir für den Tag vorgenommen habe“.  Blicken wir auf den Tag zurück, erinnern wir uns an die erledigte Buchhaltung, den kleiner werdenden Papierstapel auf dem Schreibtisch, an die erfolgreich absolvierte Präsentation. Oder an den wieder vollen Kühlschrank, die gemachten Uniaufgaben, den gemähten Rasen. Das sind Pflichten und Prinzipien, Verbindlichkeiten und Selbstverständlichkeiten. Sie gehören zu unserem Leben, unserer Selbst und zum Alltag dazu. Sie füllen den Tag. Aber ist der Tag dadurch erfüllt? Sind wir dadurch erfüllt? Denn blicken wir noch länger auf den Tag zurück, haben wir zwar nichts vergessen, …

Mut zur Lücke #gutunddir

Unsere Generation beschäftigt ganz schön viel – Klimawandel, Zukunftsängste, Leistungsdruck. Kein Wunder also, dass man auf die Frage, wie es einem geht, meist lieber floskelhaft mit gut antwortet. Aber was heißt dieses ‚gut‘ eigentlich schon? Die ersten Gedanken, der erste Text als Beginn einer gemeinsamen Reise, um zu ergründen, wie viel mehr hinter einem “gut, und dir” stecken kann. gut kann alles sein. Alles und nichts. Vom guten Wetter, über gutes Essen, hinzu dem einen guten Lied, welches du seit Tagen rauf und runter hörst. All das kann gut sein, gut schmecken oder sich gut anhören. Wenn man genauer darauf achtet, ist es nahezu erschreckend wie alltäglich und floskelhaft das Wort gut in unserem Sprachgebrauch verwoben ist. Ein scheinbar universal einsetzbares Adjektiv, ganz unabhängig von Situation oder Kontext. Aber was genau heißt dieses gut eigentlich und wo kommt es her? Ist gut vielleicht nur eins der vielen Füllwörter der deutschen Sprache, mit dem wir beweisen, wie halbherzig wir aus den Vollen des uns zur Verfügung stehenden Wortschatzes schöpfen? Um der Frage auf den Grund zu …