Alle Artikel mit dem Schlagwort: Schule

Laut bleiben #Zeitgeist*in

In der Schule wurde mir nur wenig Raum gegeben, meine Gedanken frei zu äußern, mir eine Meinung zu Themen zu bilden. Trotzdem rang ich immer wieder darum, trotzdem irgendwie zu Wort zu kommen – Ein Erfahrungsbericht darüber, wie ich versuchte aus dem System herauszubrechen. Dass nicht ich diejenige war, die dabei auf ganzer Linie versagte, realisierte ich erst später. Der Drang Ich hatte schon mehrmals Texte für oder über die Schule geschrieben. Meist waren sie nur das Ventil für Wutausbrüche zu Notengebung, Rassismus und Armutsdiskriminierung. Selten hatte ich die Möglichkeit, sie vorzulesen. Wenn doch, war es dann meist nur Prosa, die ich aus der Inspiration eines Buches heraus geschrieben habe. Wenig politisch, nichts sonderlich spannendes. In der Abschlussklasse kam es dann anders. Wir bekamen die Aufgabe, einen Text über einen sozialen Missstand zu schreiben. Während andere tagelang recherchierten, war mir sofort klar: Ich schreibe über die Tamponsteuer. Menstruation war sowieso ein Thema, das keiner meiner Lehrer*innen seit dem Sexualkundeunterricht mehr auch nur in den Mund hatte nehmen wollen. Die Petition für die Senkung hatte ich …

Wie ich das Abitur überlebte

Es wird immer einen Morgen und einen Abend geben. Ich möchte dir mit diesem Brief ein wenig Hoffnung schenken, ganz egal in was für einer Lebenslage du im Moment bist. Vielleicht stehst du auch gerade kurz vor dem Abitur, wie ich damals, oder einem anderen Schulabschluss. Vielleicht bist du aber auch in einer ganz anderen verzweifelten Lage, in der dir mein Brief hoffentlich trotzdem hilft. Und für alle, die diesen langen Brief nicht lesen wollen und trotzdem einen Hoffnungsschimmer brauchen: Verlasst euch auf den natürlichen Lauf der Dinge! Verlasst euch auf den Sonnenschein nach dem Nebel, auf den Tag nach der Nacht und ganz besonders darauf, dass es nach einem Morgen und einem schlechten Tag, immer auch einen Abend geben wird. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, wie wichtig es in schwierigen Zeiten ist, auch sich selbst nette Worte zu schenken und verständnisvoll mit sich umzugehen. Diesen Brief schrieb ich mir, während der verzweifelten Lernphase fürs Abitur. Ich schrieb ihn mit den Worten, die ich an eine andere Person richten würde, welche in meiner …

Der Kopf war aus und es war nur das Herz #Facettenreich

Heiraten, arbeiten, Kinder bekommen. Die durchschnittliche Frau in Deutschland bekommt mit 30 Jahren ihr erstes Kind und heiratet mit 32. Was nach einem festen Lebensplan für viele klingt, kann auch unerwartet früh passieren. Mit 19 zum Beispiel. Mit Maria werfe ich einen Blick in ihre Vergangenheit, wir sprechen über ihre Jugend und wie es war, in den 1990er Jahren Mutter zu sein. Hallo Maria. Magst du dich kurz vorstellen? Klar, ich bin Maria und bin Mutter von drei – inzwischen erwachsenen – Töchtern. Ich lebe in Berlin und bin Erzieherin und Fotografin. Im Jahr 1989 warst du 18 und bist in der Schweiz zur Schule gegangen. Dann hast du eine folgenreiche Entscheidung getroffen, richtig? Ja genau, im Herbst 1989 standen wir mit der Schulklasse am Bahnhof, um auf Abschlussfahrt nach Italien zu fahren. Wir warteten auf den Zug, als aus den Lautsprechern auf dem anderen Gleis ein Zug nach Berlin angekündigt wurde. Ich spürte diesen Impuls: Ich wollte nach Berlin, denn da komme ich ursprünglich her. Mein Koffer war schon in dem Zug nach Italien, …

Schminke? Nicht auf mir!

Mit durchschnittlich 11,8 Jahren fangen Mädchen an, sich zu schminken und über 80% der Menschen benutzen täglich Beauty-Produkte. Im Alter von 10-14 Jahren schminken sich lediglich 27% der Menschen, doch bei 15-20 Jährigen nutzen nur 21% selten bis nie Make-up. Also: etwa vier von fünf der heranwachsenden Frauen schminken sich beinahe täglich, was sehr erschreckend ist. Denn es gibt unfassbar viele Gründe, welche für die Natürlichkeit sprechen, finde ich! Wer ist das? Ich gehöre nicht seit jeher zu den 21% der ungeschminkten jungen Frauen. Ich habe mich ab der 6. Klasse täglich vor der Schule geschminkt und erinnere mich noch ganz genau an eine Situation, über die ich im Nachhinein nur lächeln kann. Als ich eines Morgens in der Schule ankam, bekam ich zu meinem Erschrecken mit, dass ich den Fototermin für das Jahrbuch vergessen hatte, welcher alle zwei Jahre anstand. Dazu war es mein erstes Jahrbuch-Shooting auf dem Gymnasium und natürlich sollte dieses als Erinnerungsstück besonders schön werden. Als meine Freundinnen die Situation bemerkten, wollten sie mir aushelfen und baten mir all ihre Schminke …

Wenn weniger mehr ist

In einer Gesellschaft wie der heutigen, ist es ein Leichtes, sich in Perfektion zu verlieren. Wie oft verpasste ich eine Party und lernte stattdessen die halbe Nacht panisch durch. Ernährte mich von Kaffee, um noch 20 Seiten mehr in meinem Gedächtnis auf der Abruftaste zu speichern und den Inhalt nach der Klausur sofort wieder zu vergessen. Oder wie oft scrollte ich durch meinen Instagram-Account, auf der Suche nach noch mehr Perfektion. Es müssen unzählige Stunden gewesen sein. Ich habe schon als Kind dazu geneigt, mich mit anderen zu vergleichen. Verspürte diesen bitteren Stich in der Brust, wenn eine meiner Freundinnen Klassenbeste wurde. Nicht, dass ich ihr nicht gegönnt hätte, in gewisser Weise freute ich mich jedes Mal für sie und verspürte dennoch zeitgleich diesen Stich. Als ich älter wurde, waren gute Noten meine Sucht. Denn hatte ich Erfolg in der Schule, war da dieser anerkennende Blick meiner Lehrer, der Stolz meiner Eltern und dieses Gefühl, das mich so voll und ganz ausfüllte. Das Gefühl, das man nur dann verspürt, wenn man unendlich viel Arbeit und …

Eine Ode an Klokabinen

… und damit meine ich nicht die Toilette, dieses stuhlähnliche Etwas an sich. Nein, ich meine diese kleine oder auch mal größere Kabine, diesen einen Raum, in dem man mal kurz für sich sein kann. Oder auch länger. Ich hatte in meinem Leben beides: das kurze Luftholen während zwei Türen weiter gerade 2x-4y gerechnet wurde. Und das Pausenbrotkrümel auf dem Boden verteilen, während man draußen das gemeinschaftliche Lachen der anderen, der, denen man entfliehen möchte, hört. Immer war mir das Klo ein Ort zum Luft holen. Das stille Örtchen war genau dieses für mich: Ein Platz für meine Gedanken, ohne den ganzen Trubel und die Lautstärke der anderen Menschen. In der Klokabine konnte ich irgendwie … ich sein. Mal durchatmen. Mich wieder richten. Innerlich und äußerlich. Und loslassen. Weinen, schluchzen, schlafen auch. Die Fassade konnte bröckeln. Kann. An meiner Liebe für diesen Ort hat sich nichts geändert. Über die Jahre ist sie sogar gewachsen und hat noch eine ganz andere Wichtigkeit angenommen: Klokabinen sind auch ein Ort für Austausch – je nachdem, wo du bist. …

Zu viel oder genau richtig?

„Bei uns gab es diese Möglichkeit ja noch gar nicht!“, „Sei froh, dass du deine Träume  ohne Einschränkungen ausleben kannst!“-das sind Sätze, die wir alle, so oder so ähnlich, bestimmt schon mal von älteren Generationen gehören haben und die auch erst mal so stimmen. Wir haben heutzutage die Möglichkeit, so gut wie alles zu tun, was wir wollen.  Willst du studieren? Mach doch! Willst du eine Ausbildung machen? Nichts wie ran! Willst du reisen? Let’s go! Egal welches Geschlecht, welche Hautfarbe, welche Sexualität: diese Möglichkeiten stehen jedem offen.  Natürlich ist das jetzt sehr lapidar ausgedrückt – es kommen noch viele Faktoren dazu, über die man sich Gedanken machen muss und die unserem Tatendrang entgegengesetzt werden, wie zum Beispiel die Finanzen. Aber auch hier hat unsere Generation die besten Karten: Studienkredite, Bafög, Stipendien – in Bildung wird immer gern investiert.  Trotzdem hatten diese Sätze für mich schon immer einen bitteren Beigeschmack. Wenn man alles machen kann, was will man dann überhaupt? Wenn man alles erreichen kann, wann ist es dann genug? Ist man demotiviert, nicht ambitioniert …

Konzentrationslos

Kann mich nicht konzentrieren. Nicht darauf, diesen Beitrag zu schreiben, nicht auf’s Lernen, allgemein nicht. Es fällt mir schwer, bei einer – und wirklich nur einer – Sache zu bleiben. Woher kommt das,  frage ich mich. Ich habe mir Tipps durchgelesen, wie man sich besser konzentrieren kann. Fünf waren es. Sie lagen zwischen viel Wasser trinken und Konzentrations-Übungen machen. Aber das kann es doch nicht gewesen sein. Das ist es auch nicht. Meine Schwäche geht tiefer als acht Stunden Schlaf jede Nacht und eine ausgewogene Ernährung – beides Dinge, auf die ich eh Wert lege. Also inspiziere ich mich und das, was ich tu’. Das ist eine ganze Menge. Neben dem Studium ist da noch Fernbeziehung, Familie, Freunde, andere Projekte, ich selbst. Alles Sachen, die mich beschäftigen. Tagtäglich, Stunde um Stunde und Minute für Minute. Und genau da liegt das Problem. Es gibt keine Sekunde ohne einen Gedanken, der in eine dieser Richtungen geht. Gibt keinen klaren, leeren Gedanken. Mein Leben ist voll, das ist schön, aber so ist es auch mein Kopf, mein Herz, …

Introversion in der Schule

Das deutsche Schulsystem. Ein Thema für sich, was immer gerne in das Zentrum der Kritik rückt. Und das zu Recht. Ich als angehende Abiturientin habe 12 Jahre Schule hinter mich gebracht und fühle mich jetzt in der Lage, ausreichend über diese Lernanstalt urteilen zu können. Bildung ist wichtig, keine Frage. Und ich weiß es zu schätzen, das Recht auf kostenlose Bildung zu haben. Denn ich bin jemand, der gerne Neues lernt. Der sich Herausforderungen stellt und sich freut, daran zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Dieser Prozess ist großartig. Doch trotz allem nerven mich einige Dinge an der Schule: Einer meiner beliebtesten Kritikpunkte sind die mündlichen Noten: Wie viele Stunden ich in meinem Leben damit verbracht habe, dieses Bewertungssystem zu kritisieren! Erst einmal ist die Idee doch absurd, dass Zahlen die Leistung von Kindern bewerten sollen. Eine einzige Zahl sagt doch nichts über eine Leistung aus! Das wäre so, als würde man eine Person mit einem einzigen Adjektiv beschreibt: humorvoll. Das reicht doch überhaupt nicht aus, um sich ein Bild von einer Person zu machen. Ich als introvertierter Mensch habe in …

Was machst du eigentlich nach dem Abi?

Im April letztes Jahr war es soweit: Meine Abiturprüfungen standen an. Und nicht erst da, sondern schon Monate vorher begannen die Fragen der Leute. „Was machst du eigentlich nach dem Abi?“ „Was willst du denn studieren?“ „Als was möchtest du später mal arbeiten?“ Familie, Freunde, Verwandte, Bekannte, Lehrer, Menschen, mit denen ich sonst nie rede – gefühlt jeder stellt diese Fragen und das kann verdammt anstrengend sein. Seit ich ein Kind war, weiß ich, dass ich Journalistin werden möchte. Im kommenden Wintersemester werde ich hoffentlich Journalismus, Kommunikationswissenschaften oder „irgendetwas anderes mit Medien“ studieren, wie man so schön sagt. Klingt nach einem Plan und einer einfachen Antwort, die die Leute gut annehmen könnten. Doch direkt nach dem Abi wollte ich noch nicht studieren. „Ich glaube ich suche mir im nächsten Jahr erst einmal verschiedene Praktika.“ Das ist leider eine nicht so zufriedenstellende Antwort auf die vielen Fragen. Ich bekam Zweifel und Bedenken zurück: „Willst du nicht lieber schon studieren?“ „Das klingt jetzt noch nicht nach einem richtigen Plan.“ Ich persönlich hatte, als ich noch zur Schule …