Alle Artikel mit dem Schlagwort: Liebe & Triebe

Wir beide (nicht) am Meer

Meine Sachen sind alle gepackt. Ich will gerade aus der Tür hinaus, als du anrufst: Es sei etwas dazwischen gekommen, sagst du mir mit kühler Stimme, und auch sonst müssten wir mal reden, gerade ist es irgendwie schwierig zwischen uns.  Ich lasse meinen Rucksack vor mich auf den Boden plumpsen. Meine frisch aufgenähten Patches leuchten noch so neu, doch wirkten trostlos. Nutzlos. Ich spüre, wie der Boden unter mir immer weicher wurde. Ich laufe wie auf Watte. Versuche, zurück in mein Zimmer zu kommen. Mit jedem meiner Schritte fühlte es sich an, als würde ich weiter in den Sand sinken: Jeder Schritt fällt mir schwerer. Der Sand steht mir jetzt bis zur Brust, engt mich ein, ich habe in unserem großen Flur plötzlich keinen Platz mehr. Ich möchte um mich treten, alles von mir wegdrücken. Doch der Sand ist zu stark. Zu fest. Zu schwer. In meinem Zimmer lege ich mich hin. Die Flut kommt jetzt auf in mir. Der Sand wird weggespült. Ich atme einmal tief ein, um mir Platz zu schaffen. Der Sand …

Alles nur vorgetäuscht

Es ist schon unzählige Male passiert. Ich habe das Gefühl, sobald man einmal damit anfängt, wird es schwer, wieder damit aufzuhören. Ich kenne außerdem keine Person, der*die es nicht schon mal getan hat – sei es, um dem ganzen vorzeitig ein Ende zu setzen oder um dem Gegenüber ein gutes Gefühl zu geben. Auch ich habe das gut drauf: Mein Stöhnen verändert sich, ich kralle mich ins Laken und mache das berühmte Hohlkreuz – das ganze Programm. Ich bin eine richtig gute Schauspielerin im Bett. Im heutigen ersten Beitrag unserer Sex-Kolumne „mit wem oder allein“ haben wir einige von Euch nach eigenen Erfahrungen mit vorgetäuschten Orgasmen gefragt. Wer macht wen glücklich? Theresa*: Ich kann mich gar nicht so richtig erinnern an die Male, bei denen ich vorgetäuscht habe. Wahrscheinlich habe ich es verdrängt. Es müssen ungefähr zwei Orgasmen bei dieser einen Beziehung gewesen sein. Es tat einfach zu weh und ich wusste, dass da unten alles zu taub war, als dass sich jemals etwas regen würde. Ich tat mein Bestes und spielte Genuss vor. Danach …

Untergänge in Gold

Teil I Gehen immer unweigerlich zwei Menschen an etwas zugrunde? Kann ich auch allein an uns zugrunde gehen?Wo kann ich dich lassen, wenn du doch immer wieder zu mir zurückkehrst?Liebe ich es nicht insgeheim, von dir heimgesucht zu werden? Teil II Teil III Du lässt mir keine Ruhe. Du steckst in jedem Glas Weißwein. Und immer, wenn ich dich sehe, beschleicht mich der Gedanke, dass ich niemals so richtig glücklich sein kann wenn ich nicht weiß, wie es sich anfühlt, wenn du nachts neben mir liegst. Manchmal wäre ich gern wie sie alleWeil sie es leicht habenWeil sie nicht suchen und trotzdem findenund dann hinnehmenund dabei bleiben. Teil IV Die Sonnencreme brennt in meinem Auge. Du zählst die Himbeeren in deinem Obsttörtchen und ich zähle die Kalorien in deinem Obsttörtchenweil ich nicht über das Wesentliche nachdenken will. _ Eigentlich ein Teil meiner „Das, was ich nicht sagen kann“-Reihe. Nur habe ich mehr Worte als Bilder gefunden.Teil 1, Teil 2, Teil 3,Teil 4, Teil 5, Teil 6, Teil 7, Teil 8, Teil 9, Teil 10, Teil 11 Beitrag von Imina.

Auf Augenhöhe #Zeitgeist*in

„Und irgendwann sprang der Funke einfach über.“ Sie ist 20 Jahre alt und er ist 51. Seit etwas über zwei Jahren sind sie ein glückliches Paar. Lange waren sie einfach nur gute Freunde, haben sich gegenseitig viel Zeit gegeben, sich ihren Gefühlen füreinander bewusst zu werden. Und sich letztlich doch für eine Beziehung entschieden. 31 Jahre trennt die beiden, oder bringt es sie nur noch näher zueinander? Um mit irritiertem Stirnrunzeln – eine physische Begleiterscheinung, wenn es um dieses Thema geht – aufzuräumen, haben sie mir ihre Geschichte erzählt. Da vom höchsten Hoch und tiefsten Tief berichtet wurde, möchten beide anonym bleiben. Habt Verständnis! Wie habt ihr euch kennengelernt? Sie: Er war Lehrer bei mir in der Schule. Zwar war er nicht direkt Lehrer meiner Klasse, aber man hat sich eben viel gesehen. Dadurch, dass ich viele Texte wie Poetry Slams oder Gedichte geschrieben habe, sind wir aufeinander aufmerksam geworden. Im Januar 2018 habe ich bei einem Theaterstück mitgewirkt, bei dem er zugesehen hat. Wir haben uns viel darüber unterhalten, uns wohlgefühlt und schon hier …

Müssen wir uns wirklich nicht mehr outen?

Ich sitze in meinem Bett, es ist zwei Uhr nachts und ich versuche eine Pro- und Contra-Liste zu schreiben, nachdem ich 3 Stunden lang Selbsttests im Internet gemacht habe. Bin ich lesbisch? Oder doch heterosexuell? Ich habe keine Ahnung. Seit dem mir das erste Mal mit 11 der Gedanke gekommen ist, dass ich vielleicht Frauen gut finden könnte, habe ich mich viel entwickelt und vor allem pures Gefühlschaos durchlebt. Mädchen, Jungs, Junge und Mädchen, Mädchen und Junge, Mädchen mit Mädchen und Junge mit Junge. Ich habe mich dafür geschämt, war mir unsicher, war mir sicher, hab geweint, wollte mich verstecken, mit Leuten darüber reden. „Hey, vielleicht finde ich auch Mädchen gut.“„Ach, wenn dann, dann stehe ich ja auf Mädchen. Ärsche sind toll.“„Aber ich meine, vielleicht bin ich lesbisch.“„Das ist normal, geht aber auch wieder weg.“ Also gut, vielleicht bin ich lesbisch oder doch bi oder am Besten verdränge ich das Ganze einfach. Kann das nämlich gerade echt nicht gebrauchen. Ich will doch so gerne normal sein und dazu gehören. Bis ich 10 Jahre alt war …

morgens um vier

Mittags am Küchentisch   Manchmal ist mir das Leben zu lebhaft, dann habe ich zu viel gelebt, dann habe ich zu oft ja gesagt zum Leben. Dann macht sich Melancholie breit, die von dem Roten runtergespült wird. Zusammen mit dem grauen, beißenden Rauch, der erst in den Bauch schwebt, dann nach oben in meinen Kopf steigt, die Gedanken verdrängt. Gedanken, Erinnerungen an mein Leben, dass mir gerade zu viel ist. Gedankenerinnerungen, die abwärts das Weite suchen, dann an meinen Schultern vorbei, Fingerspitze, Bauchnabel, Kniescheibe, Fuß. Erinnerungen, die sich an den linken Fuß ketten, auf der anderen Seite mein Herz, das mir grad in die Hose gerutscht ist. Und weiter, weiter bergab zum Knöchel. Ich weiß nicht welche Last mehr an meinem Fuß zieht, mich vom Gehen abhält. Mein Schlurfen kommt zum Stehen. Leben, sagen sie. Sag ja zum Leben. Aber manchmal will man nicht. Manchmal ist das, was ist, das, was man weiß und das, was vor einem liegt schon zu viel. Dann musst du dich hinsetzen. Dann braucht die Melancholie Platz, der Rauch, das …

Frühlingsgefühle

Nach diesem wunderschönen Wochenende, das uns so mit Sonne verwöhnt hat, haben wir heute zwei Gastgedanken-Gedichte, die sich rund um das Thema Frühlingserwachen und Glücklich-sein drehen, für euch! Das erste Gedicht hat die Verlosung aus unserem Livestream gewonnen, in dem wir Euch die Aufgabe gestellt hatten, innerhalb von 20 Minuten etwas Kreatives, dass ihr gerade oder kürzlich gemacht habt, an uns zu schicken. Das zweite wurde per Mail bei uns eingereicht. Zueignung – von Dominik Du Frühling meines Lebens! Leg dich nieder in den schönsten Farben. Wiege mich in deinen Zweigen, Die voll sanfter Blüten strahlen; Tauch mich hinein In deinen blassblauen Himmel. Deine kalten Lippen lass mich kosen. Küss mich! Überschütte mich mit Rosen! Und aus deinen Kronen Lass die Düfte auf mich regnen. In deinen Augen blühn‘ die Astern, Stahlblaue Wolken Ziehn‘ um dein Gesicht. Sprich zu mir und lass die Lerchen singen, Lass deine Stimme wie einen Zug Von Vögeln mich umringen! Die bittersüßen Früchte Deines Körpers will ich schmecken, Meine Knospen voller Sehnsucht Deinem Glanz entgegenstrecken; Liebe mich in deinem Schein, Lass …

Mutprobe? Free The Nipple

Nippel – jede Person hat sie. Und obwohl männliche Brustwarzen, wenn wir mal ehrlich sind, genauso aussehen, wird trotzdem immer noch ein ganz schöner Wind um die weiblichen Brustwarzen gemacht. Aber woher kommt das eigentlich? Was können wir tun, um die weibliche Brust zu normalisieren? Wie können wir uns selbst sicherer mit unserer Oberweite fühlen, ohne dauernd zu denken: Es ist kalt – sieht man jetzt meine Nippel? Die eine Brustwarze befindet sich viel weiter oben als die andere! Ist doch klar, dass die Frauen am FKK Strand ihr Oberteil ausziehen – wenn ich solche Brüste hätte… Erste Frage: Warum haben Männer überhaupt Nippel, auch wenn diese bei ihnen überhaupt keine Funktion haben? Jeder Embryo ist zunächst weiblich (verrückt, oder?), weshalb also auch Männer, die übrigens, genauso wie bei Frauen, komplett verschieden aussehen können, Brustwarzen haben. Durch weibliche Sexualhormone wie Östrogen oder Gestagen, welche dann während der Pubertät ins Spiel kommen, beginnt die Brust, zu wachsen und sich zu entwickeln. Doch warum werden männliche Brustwarzen als soviel harmloser wahrgenommen, auch wenn sie doch prinzipiell genau …

Mutprobe? Coming Out

Das Outing ist ein Thema, mit dem sich viele Menschen irgendwann in ihrem Leben konfrontiert sehen. Die eigene Sexualität zu erkennen, zu definieren und offen zu legen kann für die einen sehr befreiend sein, andere fühlen sich dadurch noch mehr in eine Ecke gedrängt oder bestimmte Schubladen gesteckt. Ich habe meine Freunde gefragt, ob sie von ihrem eigenen Outing berichten können – und was sie von dem Thema an sich halten. Vielleicht nimmt das dem ein oder anderen von euch den Druck und könnt das Thema in Zukunft vielleicht weniger als Mutprobe betrachten.   „Mein Coming Out bestand aus No-Angels-CD’s und der Leidenschaft für Barbies im Kindergarten. Meine Eltern wussten schnell, was Sache ist. Viel musste dazu später nicht mehr gesagt werden und das ist auch gut so. Ich finde es sehr schade, dass ein Coming Out in der heutigen Zeit noch notwendig ist und diese „Aussprache“ einen viel zu großen Stellenwert bekommt. Viele Menschen fühlen sich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zu einer Rechtfertigung gezwungen. Das sollte im Jahr 2018 meiner Meinung nach keine Rolle …

Ein Plädoyer für die Selbstliebe

In letzter Zeit ist mir aufgefallen, wie sehr es in unserem Denken veranlagt ist, dass man eine*n Partner*in, eine Person an seiner Seite braucht, um glücklich und etwas wert zu sein. Wenn jemand frisch getrennt oder schon jahrelang Single ist, bekommt der oder diejenige häufig: “Ach du findest schon noch den/die Richtige“ zu hören. Versteht mich nicht falsch, ich liebe dieses Gefühlschaos des Verliebtsein oder die stille, bedingungslose Vertrautheit nach hunderten, gemeinsam verbrachten Tagen und Nächten, aber meint ihr nicht auch, dass es ein bisschen gefährlich ist, den Wert eines Menschen darauf zu reduzieren, ob er sie*er in einer Partnerschaft lebt oder nicht? Das Wichtigste, was ich für mich in diesem Jahr festgestellt habe, ist, dass man mit sich selbst im Reinen ist. Ich habe mich nach drei Jahren von meinem Freund getrennt, weil ich gemerkt habe, dass ich ihn zwar vielleicht noch liebe, aber mich nicht mehr ausstehen kann, wenn ich mit ihm zusammen bin. Seitdem ich also Single bin habe ich so viel über mich und über das Leben allgemein gelernt: Niemand hat …