Alle Artikel mit dem Schlagwort: Jasmin

Weil Hongkongs Freiheit in Gefahr ist #zwischenTürundAngel

In Hongkong findet gerade ein Kampf statt, der über die globale Demokratie entscheidet. Es geht um Freiheit, die Rolle Chinas in der Welt und den Schutz der Menschenrechte. Aber was genau geschieht dort konkret? Was steht auf dem Spiel? Wie ergeht es Aktivist*innen aus Hongkong, die ihrer Arbeit nur noch aus dem Exil nachgehen können? Ich: Was liebst Du an Deiner Heimat am meisten?Sie: Den Berg, die Natur, das Grün. Alle denken, Hongkong sei so großstädtisch, dabei ist das Stadtbild ebenfalls geprägt vom Grünen.Er: Den Berg. Das ist auch das, was mir am meisten fehlt: Rennrad fahren, wandern, die Bergaussicht genießen. Das ist sehr beruhigend. Sie und Er, das sind Frances Hui und Ray Wong. 21 und 28. Beide aktivistisch, beide aus Hongkong, beide leben jetzt im Exil. Ein Exil in westlichen Demokratien, tausende Kilometer entfernt von ihrem Heimatstaat, der als Finanzmetropole und demokratischer Hoffnungsschimmer am südchinesischen Meer seit über einem Jahrzehnt von einem Konflikt zwischen Vergangenheit und Zukunft, Kolonialismus und Selbstbestimmung, Vertragswesen und Demokratie erschüttert wird. über „ein Land, zwei Systeme“ Denn Ray und …

Quantifizier Dich – auf ein Mittagsmenü mit der Leistungsgesellschaft #gibmirwiderworte

Hast Du Dich schon mal aktiv mit der Leistungsgesellschaft auseinandergesetzt? Also Dich nicht nur seinen Anforderungen unterworfen, sondern mit ihm gemeinsam Mittag gegessen? Hier folgt ein Einblick in ein wirklich katastrophales Rendezvous.  Er tritt verspätet an den Tisch, der seit einer halben Stunde für uns reserviert ist. Einfach, weil er es kann. In einem schicken Anzug, der für den gegenwärtigen Anlass viel zu übertrieben ist, sitzt er mir gegenüber und fingert an den untersten Knöpfen seiner kunstvoll bestickten Weste. Gerne würde ich das eindeutig von den Delfter Fayencen inspirierte Muster komplimentieren, doch ich habe Sorge vor seiner Reaktion, wenn er mit diesem Begriff nichts anzufangen weiß. Von der textilen Beengung befreit, spannt sein Wohlstand leicht über dem Hosenbund und unter dem perlweißen Hemdstoff.Von diesem äußert unangenehmen Auftritt bin ich nicht wirklich überrascht, denn was soll man von jemandem erwarten, dessen Existenz daraus besteht, Forderungen zu stellen.  Wir sitzen in einem viel zu teurem Bistro in Berlin-Mitte. Das Mittags-Angebot würde ich mir unter normalen Umständen nicht mal abends zu einem besonderen Anlass gönnen, doch ich will …

Der #wahltag naht

Früher oder später sehen wir uns alle damit konfrontiert: wählen gehen. Das Privileg der Demokratischen Mitbestimmung besteht aber aus mehr, als nur zwei kleine Kreuzchen zu setzen. Wie wir uns damit fühlen eine Entscheidung zu treffen und wie es uns stellenweise auch überfordert an der Mehrheitsverteilung in Parlamenten mitzuwirken, erfährst Du in diesem Text.  Papier mit Bedeutung Es waren zwar nur ein paar Striche mit dem Kuli, aber es fühlte sich besonders an, als ich zum ersten Mal wählen gehen durfte. Erstmal ‘nur’ die Bezirksverordnetenversammlung, doch es war trotzdem aufregend für mich, den Gang zur Wahlkabine anzutreten. Seit ich klein war, durfte ich meine Mutter alle Jahre wieder zu den Wahlgängen begleiten. Natürlich musste ich, als es ans Kreuzchen setzen ging, vor der Wahlkabine warten und habe mich seitdem gefragt, was denn so Spannendes hinter den drei grauen Wänden passiert. Zusammengefaltet und diskret in einen hohen Kasten gesteckt, war die demokratische Stimme versiegelt. Das war’s schon? Keine Luftschlangen, Ballons oder Jubel? Wählen ist leider kein Kindergeburtstag. Aber deshalb nicht weniger wichtig! Das unbeschriebene Blatt bekommt …

Das Blaue vom Himmel

In ein paar Monaten beginnt wieder mal die aufregendste Jahreszeit im politischen Kalender: der Bundestagswahlkampf. Von Laternenpfählen sprießen dann die Wahlplakate wie Frühblüher und die schwüle Luft des Spätsommers knistert förmlich vor politischen Meinungen und Vorhersagen. Den richtigen Umgang mit dieser absurden Zeit kann dir leider niemanden beibringen, dich mental auf eine Zeit der Meinungsverschiedenheiten vorzubereiten, versucht Jasmin aber trotzdem. Wenn die letzten Tage der Sommerferien anbrechen, die Ferienhäuser in Küsten- und Wanderregionen sich von ihren Gästen verabschieden und die deutschen Autobahnen noch ein letztes Mal unter der Last der Urlauber:innen endgültig nachzugeben drohen, dann ist, alle vier Jahre, die fünfte politische Jahreszeit angebrochen. Die Farben des Horizonts werden verschwimmen mit den Signalfarben der Stockfotoästhetik, die in leeren und vollen Worthülsen an jedem Laternenpfahl plakatiert sein wird.  Die noch knapp vier Monate bis zur Bundestagswahl sollte jede:r Bürger:in nutzen, um sich für Reizüberflutung, brutale Meinungsschlachten, voreilige Prognosen und den beißenden Geruch von Plakatkleber zu wappnen. Denn eine Bundestagswahl braucht wachsame Wähler:innen, die sich nicht das Blaue vom Himmel versprechen lassen und einen Durchblick im Dschungel …

Sorry not Sorry #gibmirwiderworte

Über die Unfähigkeit zur aufrichten Entschuldigung. In einem längst vergessen Land, in dem es verboten war, sich zu entschuldigen, wurde gepöbelt, getreten und gekratzt. Es wurde sich nicht umgedreht nach dem hinterlassenen Trümmerfeld, und kein Blick verschwendet für den Scherbenhaufen, den die eigenen Worte der Taten verursacht hatten.  Das vergangene Jahr hat viele gesellschaftliche Veränderungen angestoßen und neue Sensibilitäten geschaffen – für Minderheiten, Ungerechtigkeiten, ein faireres Miteinander. Diese Wendung, hin zu mehr gesellschaftlicher Achtung, würde vermuten lassen, dass sich ein inoffizieller journalistischer/politischer/öffentlicher Kodex entwickelt hat, der sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner beruft, möglichst wenig Individuen auf die Füße zu treten. Doch überraschen Medienhäuser, Pressesprecher:innen und Privatpersonen immer wieder aufs Neue mit unüberlegten und fragwürdigen Äußerungen, die in einen tiefen und dunklen gesellschaftlichen Abgrund blicken lassen.  Ist es ein vorschnelles Vergeben und Vergessen, dass Wiederholung solcher Fehltritte nicht verhindern kann? Oder sind wir der öffentlich ausgeschlachteten Skandale und ihrer halbherzigen Konsequenzen einfach überdrüssig und nehmen diese daher einfach als ermüdende Tatsache hin? Erstere Erklärung scheint in Zeiten von Cancel Culture und großflächigen Boykotten unwahrscheinlich. Und …

Das Spiel mit der Repräsentation #gibmirwiderworte

Nicht zu sehen, bedeutet nicht gleich blind zu sein.Nicht zu erhören, bedeutet nicht gleich taub zu sein.Aber zu ignorieren, bedeutet zu versagen.Denn nicht zu repräsentieren, bedeutet zu vergessen. Repräsentanten so grau, wie ihre Gesellschaft bunt Den Rücken stärken, anleiten, führen – die Regierung einer parlamentarischen Demokratie muss vieles: Für die Bevölkerung da sein, ein Ohr für das Individuum haben und wenn möglich, immer eher präventiv als reaktionär zu handeln. Knietief in der aktuellen Krise, wirken diese Ansprüche doch eher fast wie Träumereien; sind die Wehklagen zu vieler Individuen gerade ohrenbetäubend und das Virus scheinbar unkaputtbar. Moderne Demokratien setzen auf das Prinzip der Volkssouveränität und trauen der Bevölkerung eine mündige Wahl ihrer Vertreter zu. Die Zusammensetzung der Repräsentierenden ist somit Sache der Gesellschaft und kann sich im Zyklus der Wahlperioden verändern, somit sind Demokratien und gesellschaftlicher Wandel eng verwoben und bedingen einander. Eine Regierung, als Ebenbild der Gesellschaft, die sie versucht zu erwählt worden ist – eine Kabinettaufstellung, die sich an den Menschen orientiert, die sie dazu berechtigt haben, eine Interessendelegation von unten nach oben. Auf …

Maueradler – wie die Mauer diejenigen beeinflusst, die nie drüber guckenmussten #gibmirwiderworte

Sie versprechen Schutz und unterscheiden uns voneinander.   Doch was, wenn sie uns gefangen halten und unsere begrenzten Gedanken uns in ihrem Inneren gefährlich werden? Was bedeutet das Wort Heimat noch, wenn die Welt doch eigentlich unser Zuhause ist? Schlürfst Du Coca- oder Vita-Cola?Streichst Du Nutella oder Nudossi?Belohnst Du dich lieber mit Milka oder Bambina? Im Freundeskreis können solche Fragen ganz witzig sein, sind diese kulinarischen Unterschiede doch ein Überbleibsel der Deutschen Teilung und spannend in Erfahrung zu bringen. Doch wie kann es sein, dass manch einem die Staatsbürgerschaft eines non-existenten Staates zugeschrieben wird? Warum unterscheiden wir noch in Ossis und Wessis, wenn unser Deutschland schon lange vier und nicht mehr nur zwei Himmelsrichtungen hat? Weshalb kann man auf etwas reduziert werden, von dem man nie Teil war? ___________________________________________________________________________ Ich bin 22 Jahre alt und damit Teil der Generation Z: zwischen 1997 und 2012 geboren, die Nachwendekinder und Erben der Demokratie.  Wenn meine Nationalität irgendwo eine Rolle spielt, dann bin ich schlichtweg und neutral Deutsch. Sobald mir innerhalb der eigenen Landesgrenze aber ein dreiviertel Drei oder ein ,ge? über die Lippen rollt, …

Der Kummerkasten der Nation #gibmirwiderworte

Ich bin das Tuch, auf das Du fällst, wenn es Dir den Boden unter den Füßen wegzieht. Ich bin das Boot, an das Du dich klammerst, wenn die Sintflut eintrifft. Ich bin der Faden, der sich spannt, wenn alle Stricke reißen. Ich bin für Dich da, wenn Du es nicht mehr sein kannst.– Dein Sozialstaat  Dem Gemeinwohl dienend, den Schwächeren schützend und unsere Zugehörigkeit regelnd – das steckt hinter dem Wort sozial aus unserem Grundgesetz. Soziale Versicherungs- und Absicherungsformen sollen greifen um Lebenschancen anzugleichen und allgemeine Existenzbedingungen zu verbessern oder schlicht sorgenfreier zu gestalten, wenn sich das Leben mal verschiebt und der Alltag schwerer wird.  Wie stark unser Sozialstaat ausgeprägt ist, liegt in den Händen der Gesetzgebung. Dass er existieren muss, schreibt das Grundgesetz aber vor. Doch wie viel Mittel frei und wie viele Ressourcen auf die Sicherung des sozialen Wohlergehens verwendet werden, kann von Legislatur zu Legislatur variieren. Maßgeblich bestimmend für das Sozialvolumen ist auch die wirtschaftliche Lage eines Landes, der nationale Erfolg in der Globalisierung und die internationale Stimmung, auf Weltmärkten, wie auch an Landesgrenzen.  Weltweit ist der …

Fallbeil der Demokratie #gibmirwiderworte

Wir alle sind Zeugen einer Straftat geworden. Einer Straftat, die an unserer Gesellschaft, den damit einhergehenden Werten, unseren Gründervätern und damit der allgemeinen Demokratie verübt wurde. Diesen Text verfasse ich am 14. Februar 2020. Im Bundesrat wird heute über das Tempolimit auf den deutschen Autobahnen abgestimmt. Eine wichtige Errungenschaft für die Verkehrssicherheit und ein zeitgemäßer Schritt in die richtige Richtung, vielleicht auch ein Thema für einen zukünftigen Post. Diese Abstimmung ist wichtig. Sehr wichtig ist aber auch, für mich, für Dich, für uns alle, dass heute ein Sitz im Bundesrat, der Vertretung der Ministerpräsidenten aller Bundesländer, frei bleibt. Es ist der meiner Heimat und der Tatort eines politischen Krimis: Thüringen. Der Anfang vom Chaos Bereits die vorhergegangene Landtagswahl im Oktober 2019 hat die Thüringer Politik mit einer komplizierten Situation konfrontiert. Mit einer dominierenden Partei Die Linke, die einmalig in Deutschland stärkste Kraft wurde und der AfD an zweiter Stelle, kündigten sich schon damals verzwickte Koalitionsgespräche an.  Deutscher Konsens der Parteienlandschaft ist das Erstreben einer Mehrheitsregierung. Eine Koalitionsform, die mehr als die Hälfte des Parlaments ausmacht. Mit gegebener …

Der Blick in die Glaskugel #gibmirwiderworte

Das neue Jahr ist bereits in vollem Gange. Die politischen Ereignisse und Schlagzeilen sind auch 2020 dabei, sich zu überschlagen.Für den Großteil der Weltbevölkerung bedeutet der Schritt in ein neues Jahr oft auch, sich Vorsätze und Ziele zu stecken, um am Ende reflektieren oder die Versäumnisse der vergangenen 365 Tage beheben zu können. Es mag scheinen, als würden die internationalen politischen Eliten von solchen Vorsätzen unberührt bleiben, werden viele Konflikte und machtorientiertes Handeln reibungslos weitergeführt oder neue entfacht.Damit Dir, vor lauter Newstickern und Updates, aber das politische Tagesgeschehen nicht um die Ohren fliegt, findest Du hier einen kleinen Ausblick auf das, was uns in den nächsten 12 Monaten erwartet. Januar Was lange währt, wird gut. So heißt es zwar, so lässt sich der Brexit aber keinesfalls zusammenfassen. Der 31. Januar ist nun der (voraussichtlich) endgültige Stichtag für die Mitgliedschaft des Vereinigten Königreiches in der Europäischen Union. Bis dahin muss der, durch das Unterhaus ratifizierte, Austritts-Vertrag noch vom britischen Oberhaus und der EU Zustimmung erfahren. Danach besteht eine Frist bis Ende des Jahres, innerhalb welcher ein Freihandelsabkommen …