Alle Artikel mit dem Schlagwort: freundschaft

Zwischen Mandarinenschalen und zu starkem Kakao  

Ich weiß noch, dass sie damals an die Sojamilch gedacht hatte.   Und an eine Decke, die so groß war, dass wir beide, Beine und Arme von uns gestreckt, auf ihr liegen konnten, ohne uns zu berühren. Ich weiß auch, dass der Wind aus ihrer Richtung kam und ihren Geruch auf der Lichtung verteilte. Sie hatte ein blaues und weites Kleid an, ihre Haare waren zusammengebunden. Ihre Augen spiegelten meine Euphorie wider, meine Euphorie, wieder neben ihr liegen zu können. Ich erinnere mich, dass ich am Anfang versuchte sie nicht ständig anzuschauen, jedoch bald aufgab es zu versuchen. Wir tranken Kakao und schälten Mandarinen. Als Kinder haben wir mal Mandarinen in der Badewanne gegessen. Dann haben unsere langen Haare eine Woche lang nach Mandarinen gerochen und alle in der Schule wollten wissen, was das für ein Shampoo sei. Da mussten wir grinsen und gaben uns einen Blick, der für alle anderen nichtssagend war, für uns aber ein ganzes Buch bedeutete. Als wir älter wurden, hörten wir irgendwann auf miteinander zu baden. Ich habe vergessen warum. Wir hörten auf, nur sonntags zu baden …

More than friends, less than lovers

Ich glaube, mit manchen Menschen ist es einfach so, dass sie auf unerklärliche Weise mit dir verbunden sind. Eine Verbindung, die von allen im Raum gespürt wird, auch wenn sie niemals angesprochen wird.  Und da ist diese Verbindung zwischen uns.Erst gestern habe ich sie wieder gespürt, nach einem Bier im Park, die Wangen gerötet von Sonne und Alkohol und all den Menschen, die wir getroffenen haben nach so langer Zeit, von all den Unterhaltungen, die so lange nicht geführt werden konnten, weil wir uns nicht gesehen haben. Gerötete Wangen von all den aufregenden Wegen, die wir jetzt gehen werden nach dem Sommer, all den Geschichten die geschrieben werden. Und auch wir haben uns wieder gefunden, geredet, haben Pizza für alle geholt und von null auf hundert, habe ich die Verbindung gespürt. Da warst nur noch du auf meinem Radar und ich merkte auch, dass dein Blick wieder häufiger zu mir abschweifte.Und auch wenn du jetzt sagst, dass da nichts ist, ich spüre es. „Ich würde lügen, würde ich sagen, dass da gar nichts ist, vielleicht nicht …

Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin fremd in meinem eigenen Leben

Ein Telefonat in der Pandemie bei Nacht. Und wir teilen Gefühle, von Konstanz bis nach Berlin. Wir vermissen alle etwas. Uns fehlen die Konzerte, die Kneipenbesuche, das Kino und die Umarmung  zur Begrüßung. Die spontane Reise übers Wochenende und die WG-Party mit unseren Freunden.  Trotzdem geht es uns gut – sagen wir. Wir vermissen ja alle etwas. „Aber wir kommen damit zurecht,  haben ja trotzdem so viel.“ Und es stimmt, wir kommen zurecht, wir haben viel. Die meisten von uns  sind sehr privilegiert und es gibt so viele Gründe dankbar zu sein. Und das bin ich. Trotzdem fehlt  nicht nur „irgendwas“. Was fehlt, ist auch ein Teil von mir.  „Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin fremd in meinem eigenen Leben“, sagst du am Telefon und  ich höre wie das Feuerzeug mehrmals zischt, als du dir eine Zigarette anzündest. Du stehst auf  deinem Balkon in Berlin und ich sitze hier in meinem WG-Zimmer in Konstanz, am anderen Ende von  Deutschland. „Ja“, sage ich. „Es fühlt sich so an, als wäre ich noch da, aber als …

Mit Freunden Schluss machen

Wenn ich von meiner Wohnung zu meinen Eltern laufe, liegt F.s altes Zuhause mitten auf dem Weg. Das Haus ist groß, weiß mit dunkelgrünen Fensterläden. Licht brennt eigentlich nie, überhaupt sieht das Haus unbewohnt aus, der Garten ist völlig verwildert. Ich weiß auch nicht ob F. noch darin wohnt. Manchmal steht das rote Auto seiner Oma in der Einfahrt. Immer wenn ich an dem Haus vorbeilaufe, werde ich langsamer, stehen bleiben tue ich aber nie. Ich versuche mich daran zu erinnern, wie es drinnen ausgesehen hat.  F. War für lange Zeit mein bester Freund. Also lange Zeit, aus der Sicht eines achtjährigen Mädchens. Jetzt habe ich länger keinen Kontakt zu ihm gehabt, als unsere Freundschaft damals hielt.   Freundschaften sind kompliziert.   Wann wird aus einem Bekannten ein Freund? Zählt mich ein Freund auch zu seinen Freunden? Wen rufe ich an, wenn es mir schlecht geht? Wem kann ich ein Geheimnis anvertrauen? Und: Tut mir diese Freundschaft überhaupt noch gut? Auch von Freunden kann man sich trennen, wie von einem Partner. Die erste Erfahrung damit habe ich im  Grundschulalter mit F. gemacht, …

Freunde?

An unserem ersten Abend zusammen musste fast ich weinen, weil du so unglaublich nett zu mir warst. Weil ich so erleichtert war, jemanden wie dich kennenzulernen. In der neuen Stadt. Du hast mich zu deinen Freund*innen gebracht und es war immer okay, dass ich dabei bin. Ich hab immer zu dir gehört. Und zu den anderen, da gab es keine Diskussion. Nach dem Feiern, mussten wir zusammen auf die erste U-Bahn warten. An irgendeinem von diesen Abenden, hab ich dir gesagt, dass ich dich lieb hab. Wenn ich gezweifelt habe, hast du immer das Richtige gesagt. Der Yogi-Tee hat mal gesagt „Mach deine Worte zu einem Geschenk für andere“ und ich musste nur an dich denken. Wir sind gleichzeitig umgezogen und es waren nur noch 10 Fahrradminuten. Wir konnten die ganze Nacht auf deinem Sofa sitzen, reden und trinken. Meine Füße auf deinem Schoß. Bis ich irgendwann den Nachtbus nach Hause genommen hab. Ich wusste immer, ich kann bei dir schlafen. Ich wusste immer, dass das alles noch komplizierter machen würde. Ich glaub du auch. …

Neue Fremde (und alte Bekannte)

Ich lerne Leute oft on the go kennen. Auch in längerfristigen Umfeldern, beispielsweise an der Uni, wenn man ein Semester lang ein Modul mit den gleichen Leuten besucht, aber sich nur miteinander versteht, weil man sich jede Woche über Thema xyz aufregt. Vielleicht mal auf Whatsapp anschreiben weil ‘oh schau hier, das erinnert mich an diese eine Situation in der wir beide xyz’. Aber dann doch nicht treffen, doch kein näherer Kontakt.  Auf Reisen passiert mir das ständig. Ich bin in Hostels mit Leuten aus aller Welt, wir sind im selben Schlafsaal und unterhalten uns über Politik in Europa. Ich erzähle, dass ich morgen ins Museum gehen will, du rätst mir früh hinzugehen, weil es immer so schnell voll sein würde. Nach zwei Stunden Reden über Gott und die Welt gehen wir beide ins Bett, du musst morgen früh um acht zum Flughafen, um nach Griechenland zu fliegen und ich bin einfach nur müde von der Anreise. Nachts liege ich dann wach im Bett und bin irgendwie so ruhig wie nie, habe Neues über die …

Vem kan segla – der Abschied

Ich stand in der Küche, eine Pfanne mit Pfannkuchen auf dem Herd, als es klingelte. Schnell schob ich die Pfanne zur Seite und drehte die Flamme auf null, um zur Tür zu eilen, vor welcher du wartetest.  Wie immer, wenn ich dich sehe, freue ich mich. Deine dunklen Haare, deine schwarze Jacke, deine breiten Schultern. Dein strahlendes Lachen. Du riechst gut, nach Eule, nach Nächten unter Sternenhimmeln und grau weiß gemusterter Bettwäsche. Nach Freiheit, nach Sicherheit. Du nimmst mich in den Arm, und ich bin nervös, fühle mich, als würde etwas fehlen. Den Abschied von dir habe ich mir nicht einfach vorgestellt, und doch bin ich überrascht, dass ich schlucken muss, um sprechen zu können. In meinem Kopf wiederholt sich immer wieder unser aufgenommenes Lied. „Wer kann segeln ohne Wind, rudern ohne Ruder? Wer kann scheiden von einem Freund, ohne dass Tränen fließen?“ Ich will die Zeit hinauszögern, einen Tee trinken, nur einen, doch du bist eh schon zu spät und wolltest nur auf einen Sprung vorbeikommen, mich verabschieden. Ich gehe in mein Zimmer und …

Wortgetänzle

Vor zwei Jahren hatte ich die Ehre, den ersten Gastgedankenbeitrag zu gestalten. Zwei Jahre später bin ich umgezogen, habe angefangen zu studieren. Ein ganz neues Leben hat für mich begonnen mit neuen Aufgaben, neuen Schwierigkeiten, aber auch neuen Freunden, neuem Mut und neuer Kraft, die ich mir selbst erarbeitet habe und natürlich auch mit vielen neuen Gedankenschnipseln und voll geschriebenen Notizbüchern. Heute teile ich davon wieder gerne welche mit euch. /                                                                                                                                                                                 Die schönsten Worte wurden noch nicht gefunden.                                                                                                                        Ich bestimme meine Öffnungszeiten.Meine Angebote und meine Preise.Wen ich mitnehme auf meine Reiseund von wem und was ich Urlaub brauche.Wann ich rauche und was ich feiere, worauf ich saufe.              Noch schüchtern wird vorsichtig der Sekt geköpft.Es schäumt,ein Schwall an guten Gefühlen will sich einfach nicht mehr vom Korken der Coolness zurückhalten lassen. Noch bedächtlich werden die Gläser, noch halb voll gemacht.Würde innegehalten werden, könnte der Sekt, und dessen prickeln gehört werden.Halbtrocken, halb ernstfallen die trockenen Worte geschmeidig aus den Mündern.Lallend, prickelt jeder Schluckund schmecktnach mehr.                                                                                                                                                                                                                                      Ich möchte manche Gefühle nie abstreifen, wie die …

Fremde Stadt, unbekannte Gesichter

Bald ist Oktober. Ich mag den Oktober nicht mehr so besonders. Früher war er mein Lieblingsmonat. Herbstanfang, bunte Blätter, kühle Luft. Jetzt bedeutet der Oktober für mich schon das zweite Jahr in Folge eine fremde Stadt, viele unbekannte Gesichter und raus aus dem gewohnten Umfeld.  Ich habe Angst vor dem Ungewohnten und vor dem Neuen. Angst davor, allein zu sein. Was wird mich erwarten? Ich habe so viele Fragen in meinem Kopf, die ich immerzu überdenke. Alles habe ich schon tausendmal durchgespielt. Aber diese blöden Gedanken über alles und jeden hören einfach nicht auf.   Ich weiß doch eigentlich, dass ich ganz bestimmt nicht die Einzige sein werde, die am ersten Tag in der Uni aufgeregt sein wird, das weiß ich echt. Und ich weiß auch, dass ich mir eigentlich viel zu viele Gedanken mache und dass alles halb so schlimm sein wird. Ich weiß, dass wir alle in der gleichen Situation sein werden, keiner kennt irgendwen, alles neu, alles fremd, für jeden von uns. Alle sind auch irgendwie auf ihre Art und Weise unsicher. …

Gute Freunde in schweren Zeiten

Immer wieder in unserem Leben werden uns Menschen begegnen, die psychisch krank sind. Wenn dir ein*e gute*r Freund*in plötzlich von seiner Depression erzählt, kann das erst einmal eine ganz schöne Belastung sein. Aber es bedeutet auch, dass die Person dir sehr vertraut. Es ist nicht leicht, sich jemandem ganz zu öffnen und zu erzählen, wie es wirklich in einem aussieht. Wie gehe ich damit also um? Wie verhalte ich mich richtig, ohne jemandem zu nahe zu treten, aber trotzdem für ihn da zu sein? Wie schaffe ich es, wenn es mir selbst nicht so gut geht, mich nicht herunterziehen zu lassen? Das allerwichtigste zuerst: Habe Geduld. Dein*e Freund*in befindet sich gerade in einer schweren emotionalen Phase. Du kannst womöglich nicht wirklich nachvollziehen, wie es im Kopf dieser Person gerade aussieht. Aber du kannst dir sicher sein, dass sie sich das alles nicht einfach so ausdenkt oder gar zum Spaß durchmacht. Nimm also Rücksicht und meine es gut mit deinem/deiner Freund*in. Schenke ihr*ihm Vertrauen und erinnere ihn daran, wie viel er*sie dir bedeutet.  Es ist außerdem …