Alle Artikel mit dem Schlagwort: Dessany

Wortlabyrinth #obstsalat

Mit Kopf und Herz steckt unser gesamtes TIERINDIR-Team gerade in der Produktion von DRANG, unserem dritten Printmagazin. Deswegen gibt es diesen Monat nur eine klitzekleine Ausgabe von #obstsalat, bei der wir über unsere Lieblingswörter und deren Bedeutung für uns schreiben. Sommer (von Lena) Schnell wird mir klar, dass es bei einem Lieblingswort nicht auf den Klang des Wortes, sondern vielmehr auf das Gefühl, das es in mir auslöst, ankommt. Sommer ist für mich das Gefühl, auf das man das ganze Jahr wartet. Draußen picknicken, lesen, mit Inlinern an Wiesen vorbeidüsen, nur um jeden Tag dieselben Kühe zu sehen. Wenn ich an Sommer denke, denke ich daran, wie mir die Sonne warm auf die nackten Beine scheint und ich ins kalte Freibadwasser springe. Ich denke an Eis Essen, barfuß Laufen und einen Tagesausflug ans Meer. Alle Leute strahlen, wenn sie über den Sommer reden. Alles wird ein Stückchen erträglicher, wenn die Vögel schon früh am Morgen ihre Sommermelodie zwitschern und die Sonne durch die Vorhänge aufs Bett scheint. Sommer riecht nach Sonnencreme, Asphalt, Obst, Grillkohle, frisch …

Trampolin im Becken #unterkörperwelten

Der Beckenboden – ein lebenslanges Thema. Denn nicht nur dann, wenn sich ein kleines Köpfchen mit durchschnittlich 35 cm Umfang durch den Geburtskanal schiebt, spielt er eine große Rolle. Der Beckenboden ist unabdingbar für unser Wohlbefinden, doch warum? Zeit, ihn einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Den Kopf auf die Matte Ich betrete die mit Neonröhren hell erleuchtete Sporthalle und denke: „Oh wow – hier riechts unfassbar eklig“. Dicht gefolgt von motivierten Studierenden, mit denen ich die nächsten acht Stunden sehr engen Körperkontakt haben werde – zweieinhalb Jahre und eine noch immer anhaltende Pandemie später hat dieser Gedanke etwas Beängstigendes an sich. Zum Umzug von der Klein- in die Großstadt hielt ich es noch für sinnvoll, einen Intensivworkshop zum Thema Selbstverteidigung und Deeskalation zu besuchen, sicher ist sicher. Allerdings hat sich in meinem Kopf kein einziger Griff, keine einzige Strategie einen dauerhaften Platz ergattern können. Ganz ohne Souvenir habe ich den Kurs aber nicht verlassen: Ein Student hebelte mich beim Krav Maga so unerwartet aus dem Stand, dass ich erst mit dem Po und dann …

Was wir lesen #obstsalat

In dieser Ausgabe von #obstsalat lassen wir die Hüllen aus bedrucktem Papier fallen und stellen Dir unsere Literaturempfehlungen aus den letzten Monaten vor. The Seven Husbands of Evelyn Hugo (2018) von Taylor Jenkins Reid 🔖 ist ein wunderschön geschriebener Roman, in dem man sich komplett verlieren kann. Eine queere Liebesgeschichte, die im alten Hollywood spielt. Die trotzdem aber unfassbar zeitlos und aktuell ist. Und so ein Buch, das genau richtig ist, um die turbulente Welt um einen herum für einen kurzen Moment vergessen zu können – um währenddessen daran erinnert zu werden, wie schön das Leben eigentlich ist! Und dass wir jeden Moment bewusst schätzen sollten. Ach, ich freue mich einfach über diese GROßE queere Liebe! – MARA Becoming Beauvoir: A Life (2020) von Kate Kirkpatrick 🔖 Jean-Paul Sartre (1905-1980) und sein existenzialistischer Freiheitsbegriff sind in philosophischen und literarischen Diskursen keine Fremdworte. Zitate wie „Die Existenz geht der Essenz voraus“ oder „Die Hölle, das sind die anderen“ sind fast schon Kult. Simone de Beauvoir (1908-1986) war wie Sartre auch Schriftstellerin und Philosophin, Existenzialistin und Vertreterin …

Tabuthema? Vaginaler Ausfluss #unterkörperwelten

Ein Chamäleon namens fluor vaginalis – den vaginalen Ausfluss gibt es in den unterschiedlichsten Farben und Konsistenzen. Für Menschen mit Uterus ist er ein alltäglicher Gefährte, der natürlicher nicht sein könnte. Widmen wir ihm also etwas mehr Aufmerksamkeit. Dezember. Die Außentemperatur sinkt nachts auf minus 5 Grad Celsius. Für viele bedeutet das All I Want For Christmas auf repeat. Für mich, meine eingestaubten, ausgeleierten Thermostrumpfhosen aus Kisten kramen und inständig hoffen, dass die Motten sich in den vergangenen Monaten nicht daran bedient haben. Schicht um Schicht schlinge ich um meinen Körper, damit er der eisigen Kälte standhält. So kam es, dass ich in einem niedlichen Café saß, an meinem Chai Latte nippte und das hektische Treiben der Menschen vor der Glasscheibe beobachtete. Bauchnabel abwärts trug ich: einen Slip, eine Thermostrumpfhose, eine Feinstrumpfhose (damit besagte Thermostrumpfhose keine Möglichkeit hatte, der Außenwelt in ihrer Hässlichkeit Hallo zu sagen), ein Paar dicke Socken und eine Jeans. Es war also wohlig warm, da unten. So saß ich noch ein gutes Stündchen, mit überschlagenen Beinen und drückte mich vor der …

Die Nadel im Heuhaufen #unterkörperwelten

Mein Uterus und ich. Manchmal sind wir Freundinnen, manchmal Feindinnen. Gerade dann, wenn er nicht zwickt oder ziept, muss ich mich daran erinnern, trotzdem auf ihn zu hören, auf ihn acht zu geben. Dazu zählt auch, die jährliche gynäkologische Untersuchung nicht zu verpassen. Doch die oder den passende*n Gynäkolog*in zu finden, ist oft komplizierter als gedacht. Ein Rückblick. Oktober 2012 Der Duft unzähliger Yankee-Candles schwirrt durch die Luft des Wartezimmers, ich knete meine Hände, starre unsicher auf den Boden. Ein paar Wochen zuvor hatte ich meine Menarche – die erste Menstruation – und da die Schmerzen und die Stärke der Blutung mit voller Wucht auf mein jugendliches Ich trafen, trieb mich die Sorge in die nächstgelegene gynäkologische Praxis. Mein desolates Wissen aus dem schulischen Sexualkundeunterricht genügt nicht einmal dazu, biologische Prozesse an mir selbst erkennen und einordnen zu können. Aus Erzählungen kenne ich das kalte Spekulum und den Untersuchungsstuhl bereits, doch wider Erwarten konfrontiert mich meine Gynäkologin* erst einmal nicht damit, als sie mich in ihren Untersuchungsraum bittet. Die Wände sind in einem unaufdringlichen Ockerrot …

Zurück aus der Sommerpause

In den vergangenen Tagen haben wir begonnen, TIERINDIR nach unserer Sommerpause wieder hochzufahren, vereinzelt sind auch schon Beiträge erschienen. Doch so ganz konnten wir unsere Füße nicht still halten, denn: TIERINDIR ist über die Sommerpause um viele neue, motivierte und kreativere Menschen reicher geworden. Damit auch Du, liebe*r Leser*in, unser Team besser kennenlernen kannst, haben wir unsere Eindrücke, Gedanken und Gefühle zum Sommer 2021 in diesem Beitrag gesammelt. Ganz viel Spaß beim Eintauchen in unseren Sommer! Um ehrlich zu sein, ich kann gar nicht sagen, wie mein Sommer war. Ich kann weder beschreiben, wann er angefangen noch wann er aufgehört hat. Ich habe nicht „diesen einen See“ an dem ich war, keine Summer- Playlist oder neue Lieblingseissorte. Ich glaube, ich habe nicht einmal Eis gegessen. Mein Sommer war anders als sonst. Ich habe gelernt, in vollen S-Bahnen und großen Menschenmengen wieder ruhig zu atmen. Ich habe die Tristheit Berlins im letzten Winter zu verarbeiten begonnen – oder eher die Tristheit in mir selbst. Ich bin überfordert durch Straßen gelaufen, die plötzlich mit lachenden Menschen gefüllt …

Der #wahltag naht

Früher oder später sehen wir uns alle damit konfrontiert: wählen gehen. Das Privileg der Demokratischen Mitbestimmung besteht aber aus mehr, als nur zwei kleine Kreuzchen zu setzen. Wie wir uns damit fühlen eine Entscheidung zu treffen und wie es uns stellenweise auch überfordert an der Mehrheitsverteilung in Parlamenten mitzuwirken, erfährst Du in diesem Text.  Papier mit Bedeutung Es waren zwar nur ein paar Striche mit dem Kuli, aber es fühlte sich besonders an, als ich zum ersten Mal wählen gehen durfte. Erstmal ‘nur’ die Bezirksverordnetenversammlung, doch es war trotzdem aufregend für mich, den Gang zur Wahlkabine anzutreten. Seit ich klein war, durfte ich meine Mutter alle Jahre wieder zu den Wahlgängen begleiten. Natürlich musste ich, als es ans Kreuzchen setzen ging, vor der Wahlkabine warten und habe mich seitdem gefragt, was denn so Spannendes hinter den drei grauen Wänden passiert. Zusammengefaltet und diskret in einen hohen Kasten gesteckt, war die demokratische Stimme versiegelt. Das war’s schon? Keine Luftschlangen, Ballons oder Jubel? Wählen ist leider kein Kindergeburtstag. Aber deshalb nicht weniger wichtig! Das unbeschriebene Blatt bekommt …

Körper und Sprache #Zeitgeist*in

Warum es revolutionär sein kann, manchmal etwas genauer auf die Worte anderer und auch auf die eigenen zu hören – und wieso es sich lohnt, manche Begriffe einfach ganz zu streichen.  Zwänge all around us Letzten Sommer saß ich mit einer Kommilitonin am Ufer eines Fluss. Unsere Beine ließen wir im Wasser hin und her baumeln. Den Körper in einen Badeanzug und ein luftiges Tuch gehüllt, sonnte ich mich. Als ich nach meiner Wasserflasche griff, verrutschte das Tuch über meinem Schoß ein wenig – ich merkte es aber nicht. “Weißt du, neulich hätte ich fast mit dem Typen aus der Studi-Gruppe Sex gehabt. Es war wirklich alles total schön, bis er mir die Hose ausgezogen hat”, brach meine Kommilitonin das Schweigen.  Als ich mich zu ihr drehte, erkannte ich, dass ihr Tränen in die Augen gestiegen waren. Mit fragendem Blick bedeutete ich ihr, weiterzuerzählen. “Er hat mitten in der Bewegung gestoppt, an mir runter geschaut und die Stirn gerunzelt. ‘Rasierst du dich nicht?’, hat er mich dann gefragt… an seiner Stimme habe ich sofort erkannt, …

Laut bleiben #Zeitgeist*in

In der Schule wurde mir nur wenig Raum gegeben, meine Gedanken frei zu äußern, mir eine Meinung zu Themen zu bilden. Trotzdem rang ich immer wieder darum, trotzdem irgendwie zu Wort zu kommen – Ein Erfahrungsbericht darüber, wie ich versuchte aus dem System herauszubrechen. Dass nicht ich diejenige war, die dabei auf ganzer Linie versagte, realisierte ich erst später. Der Drang Ich hatte schon mehrmals Texte für oder über die Schule geschrieben. Meist waren sie nur das Ventil für Wutausbrüche zu Notengebung, Rassismus und Armutsdiskriminierung. Selten hatte ich die Möglichkeit, sie vorzulesen. Wenn doch, war es dann meist nur Prosa, die ich aus der Inspiration eines Buches heraus geschrieben habe. Wenig politisch, nichts sonderlich spannendes. In der Abschlussklasse kam es dann anders. Wir bekamen die Aufgabe, einen Text über einen sozialen Missstand zu schreiben. Während andere tagelang recherchierten, war mir sofort klar: Ich schreibe über die Tamponsteuer. Menstruation war sowieso ein Thema, das keiner meiner Lehrer*innen seit dem Sexualkundeunterricht mehr auch nur in den Mund hatte nehmen wollen. Die Petition für die Senkung hatte ich …

Tabuthema? Pille danach #Zeitgeist*in

Missgeschicke bei der Verhütung kommen vor. Doch was tun, wenn das Kondom reißt oder die Pille zu spät eingenommen wurde? Ein Erfahrungsbericht, die Frage nach der immer noch bestehenden Tabuisierung des Themas und Antworten auf die wichtigsten Fragen zur PiDaNa. Tja, und dann ist es passiert. Ich schäle mich aus der Bettdecke, taste in der Dunkelheit nach meinem Handy, öffne den Browser und tippe ein: Pille danach. Ein Lagebericht Nur ein Schulterzucken und drüber lachen genügt jetzt natürlich nicht. Soll eine ungewollte Schwangerschaft verhindert werden, müssen wir handeln. Ja, das wir steht hier nicht umsonst. Zwar tragen weder mein Sexualpartner* noch ich die Schuld am Versagen des Kondoms, aber wir sollten trotzdem gemeinsam darüber sprechen. Ein bisschen wie bei einem Anruf bei der Feuerwehr, bei welchem man die Lage schildert, gehen wir alle Fragen durch: Was genau ist passiert?Wie und warum ist es passiert?Was bedeutet das?Was machen wir jetzt? Als ich dann frühmorgens die Apotheke betrete, kneife ich, vom grellen Deckenlicht geblendet, die Augen zusammen. Mein Partner* hatte mir zwar angeboten, die Pille danach für …