Sonntag ist Heimspiel
Der Geruch von Nagellackentferner hängt im Raum und wabert selbst in die letzte Ecke. Es ist Sonntag, das Zugticket ist reserviert und mein einziges Basic Outfit liegt auf dem Schreibtischstuhl. Es wird nur bei Heimreisen getragen. Ich streune jedes Mal aufs Neue durch die Wohnung, während meine Gedanken sich wiederkäuen. Es wird bestimmt ganz nett, du triffst alte Bekannte, die bunten Socken legst du lieber wieder in die Schublade, brauchst du den Nagellack wirklich, beim letzten Mal waren es doch nur zwei doofe Sprüche, da stehst du doch drüber. Das Gedankenkarussell dreht seine Runden. Bei der Ankunft am Bahnhof treffe ich schon den ersten Bekannten und muss über meinen Studiengang ausholen, da alles was nicht Jura oder Lehramt ist, eine Erklärung braucht. Ich gehe meinen alten Schulweg entlang, bin direkt wieder 16 und versuche so undercover wie möglich nach Hause zu kommen. Dort werde ich überschwänglich empfangen von meiner Familie und meiner Katze. Natürlich gibt es mein Lieblingsessen. Wenn ich frage, was es Neues gibt, kommt ein Achselzucken. Nach dem Abi wurde auf die Stopptaste gedrückt und die Einzigen, die …