Alle Artikel in: Selbst & Inszenierung

Koexistenz?

ambiguitätstoleranz. das aushalten von widersprüchlichkeiten, paradogmen, verschiedenen realitäten. von nebensächlichkeiten, die sich addieren und so schwer wiegen.  ich bin nicht gut darin. um genau zu sein, fällt es mir verdammt schwer. in meiner welt soll alles geordnet, geplant, getaktet sein. sinn soll es machen. das ist lustig, denn wenn man mich so ansieht, sehe ich garnicht so aus. bunt, schrill, chaotisch, durcheinander – meine äußere hülle. oft wird mir alles zu viel, die widersprüche in der welt und die widerspüche in mir. das außen und das innen. fühlen. das haben beide seiten gemeinsam. ich fühle so viel, dass ich irgendwann nichts mehr fühle. eine klappe geht zu und weg.   da ist dann dieser knoten in mir, wenn die klappe zu geht. in meinem bauch, genauer gesagt in der magengegend. ich spüre ihn durchgehend. ein knoten aus metallenen drahtsträngen, die ineinander verworren sind und aneinander festkrallen. ist die klappe auf, dann hat der knoten platz, sich zu bewegen – ein stückchen freiraum. für den knoten und für mich. koexistenz. geht die klappe zu, ist da kein …

Findungsangst

Manchmal überkommt mich eine Angst. Ohne, dass ich meine Gedanken bewusst in eine Richtung steuere, fängt mein Herz an schneller zu schlagen und ich kann nicht mehr richtig atmen. Ich verliere dann die Distanz zu allem und irgendwie beginnt sich alles zu drehen. Ich sehe nicht mehr richtig, wer ich wirklich bin. Gedanken darüber, wer ich mal war, werden Gedanken darüber, wer ich gerade bin und wer ich mal sein will, und sie alle scheinen irgendwie nicht richtig zusammenzupassen. Das macht mir Angst. Ich konzentriere mich darauf, wer ich einmal werden will und die Ungewissheit darüber, was im nächsten Jahr, in den nächsten zehn oder in vierzig Jahren passiert sein wird, macht mir Angst. Wenn ich in diesen Phasen in meinem eigenen Ozean aus Gedanken untergehe, schaffe ich es nie, zu schwimmen. Manchmal sind es Tage, manchmal Wochen oder Phasen. Ich frage mich, ob ich eine zu schöne Kindheit hatte. Gibt es das überhaupt? Eine zu schöne Kindheit? Aber ich musste mir nie Sorgen machen, nie Sorge um irgendetwas haben, die ersten siebzehn Jahre meines …

Mein Lieblingsort ist die Heimat in meinem Kopf

Heimat.  It means ‘home’, right? As in the house I live in? Oh wait, it means ‘homeland’ too? As in the country I was born in? In that case, can Heimat relate to cities and towns too? And how long do I have to live somewhere for it to become my Heimat? Can I have multiple Heimaten? Is there such a thing as being heimatlos?  Das war ich, als ich das Wort Heimat zum ersten Mal gelernt habe. Ich bin Engländerin und lerne seit acht Jahren eure schwierige, aber gleichzeitig wunderschöne Sprache. Dieses Wort hat mich immer fasziniert, weil es in der englischen Sprache einfach nicht existiert. Na ja, wir könnten Heimat vielleicht mit Wörtern wie ,home‘ oder ,homeland‘ vergleichen, aber das würde das Thema verfehlen. Heimat hat keine feste Definition. Das ist das Wesen des Wortes. Heimat ist so viel mehr als ein Wort. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl – nicht zu erklären, sondern zu spüren. Und der Begriff bedeutet was anderes für jede*n, der/die sich mit diesem Gefühl verbinden will. Wie bei vielen …

Mut zur Lücke #gutunddir

Unsere Generation beschäftigt ganz schön viel – Klimawandel, Zukunftsängste, Leistungsdruck. Kein Wunder also, dass man auf die Frage, wie es einem geht, meist lieber floskelhaft mit gut antwortet. Aber was heißt dieses ‚gut‘ eigentlich schon? Die ersten Gedanken, der erste Text als Beginn einer gemeinsamen Reise, um zu ergründen, wie viel mehr hinter einem “gut, und dir” stecken kann. gut kann alles sein. Alles und nichts. Vom guten Wetter, über gutes Essen, hinzu dem einen guten Lied, welches du seit Tagen rauf und runter hörst. All das kann gut sein, gut schmecken oder sich gut anhören. Wenn man genauer darauf achtet, ist es nahezu erschreckend wie alltäglich und floskelhaft das Wort gut in unserem Sprachgebrauch verwoben ist. Ein scheinbar universal einsetzbares Adjektiv, ganz unabhängig von Situation oder Kontext. Aber was genau heißt dieses gut eigentlich und wo kommt es her? Ist gut vielleicht nur eins der vielen Füllwörter der deutschen Sprache, mit dem wir beweisen, wie halbherzig wir aus den Vollen des uns zur Verfügung stehenden Wortschatzes schöpfen? Um der Frage auf den Grund zu …

Woher ich komme

Ich will dir nicht in meiner ersten Nachricht beantworten, woher ich komme. Ich bin 24Jahre alt, swipe hin und wieder auf Tinder herum und das nicht, um erst mal ausgedehntüber meine Herkunft zu sprechen. Aber Priya sei doch ein indischer Name. Ja, ist indisch.„Spannend!“, meinst du. Wäre das hier eine echte Unterhaltung, könntest du jetzt sehen,wie ich augenrollend mein Handy in die Ecke werfe.Wer denn von meinen Eltern indisch sei, steht da, als ich ein paar Stunden später wiederauf mein Handy blicke. Zu meiner anfänglichen Genervtheit tritt Ungeduld. Soll ich es nochweiter versuchen oder lieber gleich aufgeben? Ich antworte nicht mehr. Schnell noch einenScreenshot von dem Chat an eine Freundin senden, die sich darauf prompt mit “Nicht seinErnst, oder?” meldet. Sie hat vermutlich schon eine ganze Sammlung ähnlicherScreenshots. Sie versteht das Problem, ohne das wir es explizit benennen. Zwei Tage belasse ich es dabei, dann frage ich „Was ist denn daran spannend?“.Einerseits ärgere ich mich darüber, dass es dir als fremde Person gelingt, so einUnbehagen in mir auszulösen. Andererseits lässt es mich nicht so recht …

Meer der Erkenntnisse 

Welle eins  Ich will ein Meer zwischen mir und all dem was war.Zu oft häng ich mich an altem auf.23:10,lieg in meinem Bett und starre die leere Teetasse auf meiner Fensterbank an.Sie erinnern mich an all das, was ich noch machen wollte.Wie z.B. die Tasse in die Küche zubringen. Es stört mich, kann mich nicht beruhigen.Ca. 23:30,Schwebe irgendwo in meinen Gedankenkreisen.Bin schon in meiner Kindheit angelangt.Störe mich Feli, das Kommentar von Elias gesagt zu haben.Ich weiß noch wie ich versucht habe das Gras schneller drüber wachsen zu lassen.Jetzt wühle ich das ganze Beet wieder auf.Ich weiß: Es ist nicht mehr rückgängig zu machen.Nach vorne schauen sollte ich, auf die nächste Welle aufspringen.Ich seh aber nur den Sturm hinter mir, den ich zurückgelassen habe.23:52,Der Tag ist gleich vorbei und ich habe das Gefühl, nichts erreicht zu haben.Ich möchte noch was aus ihm rausholen. Vielleicht das Jetzt noch spüren, nachdem ich in einer anderen Zeit über meine Fehler nachgedacht habe.Ich beschließe aufzustehen und in den nächsten Tag zu tanzen.24:00,Habe gespürt, getanzt und geschwiegen.mir war klar was das hier ist. Ich musste …

Ich & Du, Ich, Ich & Leben

Zusammengefasst ist zu sagen,in nur 3 Abschnitten Text kann das Leben nicht genau dargestellt werden,aberes zu versucheneinzufangen ist möglich.In einer Art Marmeladenglas, gut versteckt auf Papier. 1. Szene/ Ich & Du: Ich sitze mit dir in einem Raum und lasse mich von deiner subjektiven Wahrnehmung mitreißen. Kühle Atmosphäre umgibt uns, die weißen Wände wirken diesmal noch trister als beim letzten Mal und die Deckenleuchte hängt tief. Besonderheit: heute wird ausnahmsweise kein Brettspiel zusammengespielt. Verblassen Ein und ausIch atme ein und aus;Das ganze Grau hierAlles in mir Dringt in meine Lungen Lässt mich so gut versteh’nVielleicht sollt´ ich deswegen geh’n Bleibe aber hier bei dir Will nicht noch mehr deine Augen versinken seh’nBleib doch endlich mal steh’n Du rennst in der letzten Zeit so viel,wenn du in diesem Zimmer die Zeit abhockst Lässt deine Gedanken so viele Bahnen kreisenDie bringen dich so sehr zum Vereisen Vielleicht sollt ich geh’nKann dich nämlich so gut versteh’n Wenn ich hier bin, kommt es mir wie das Normalste der Welt vorGefühle kommen schon gar nicht mehr empor;Kann dich nicht alleine …

Katzen haben sieben Leben, ich habe sieben Semester

Ich studiere mit dem Ziel irgendwann einmal frei zu sein. Korrigiert mich sollte ich falsch liegen, aber  sollte ich in meinen frühen Zwanzigern, während meines Studiums nicht eigentlich Freiheit verspüren? Was bedeutet Freiheit und was bedeutet Freiheit für mich? Und was maße ich mir an davon zu  sprechen keine Freiheit zu haben. Freiheit bedeutet für mich aus beruflicher oder auch studentischer  Sicht, entscheiden zu dürfen was ich tue. In welchem Bereich ich einen geraumen Fokus für mich  setzen möchte. Das kann ich. Ich habe die Freiheit mir außerhalb von NC Grenzen ein Studium oder  eine Ausbildung zu suchen. Ich habe unterstützende Eltern und trotzdem kann ich es mir nicht recht  machen. Mein Kreislauf begann 2017, direkt nach meinem Abitur. Ich entschied mich für ein Studium,  welches Mittel zum Zweck sein sollte, da mir die Wege zu Medizin und Psychologie, wie so vielen  verwehrt blieben. Ich begann ein Studium, welches mir weder während noch rückblickend einmal  wirklich Freude bereitete. Aus dem einzigen Grund der Aussicht auf eine Weiterbildungsmöglichkeit  im psychologischen Bereich. So wurde mein Studium zur …

Deep in der Quarterlife Crisis

Ich bin jetzt 24 Jahre alt. Wenn ich so steinalt werde wie mein Opa – 99, oh Gott bloß nicht – dann habe ich ein Viertel meines Lebens hinter mich gebracht, und es ist höchste Zeit einzusehen: die Quarterlife Crisis ist kein Trend, der um die Jahrtausendwende geborenen snowflakes, sondern fucking real! Sie kommt früher oder später, typischerweise gegen Ende der ersten Ausbildung, wenn sich die Frage stellt: Was. zur. Hölle. mach ich mit den wenigen Jahren Jugend, die mir bleiben (denn jenseits der 30 gibt es nur Ärger und Arbeit)? Wie mache ich das Beste aus der besten Zeit des Lebens, bis ich Falten und Kinder kriege (und Kinder kriegen wollen wir irgendwie doch alle, um es besser als unsere Eltern zu machen)? Die Quarterlife Crisis ist der Kater nach der Coming of Age Party – es ist vom siebten Himmel des self empowerments zurück auf den Boden klatschen und merken, die Antworten auf grundlegende Fragen wie, und was willst du später mal damit machen?, die Antwort auf diese Fragen hab ich immer noch nicht gefunden. Die Quarterlife Crisis ist, wenn …

Das “Let-It-Happen-Gefühl”

It’s always around me, all this noise, butNot nearly as loud as the voice saying„Let it happen, let it happen“(It’s gonna feel so good) Es gibt einen Tame-Impala Song namens „Let It Happen“, und immer, wenn ich ihn höre, strömt das Blut in millionenfacher Geschwindigkeit durch meine Adern. Am besten in Kombination mit Alkohol, der Nicht-Droge, die eine so glänzende Sogwirkung ausüben kann auf mich. Wie viele Abende verbringt man allein im Bett, glühend, und man hofft auf eine betrunkene Liebesbekundung oder auf einen Slow-Motion-Kuss, einen ehrlichen, oder man selbst befindet sich auf einer Party und tippt langsam auf den Namen, und man ruft an, stolpert über sich selbst und lacht mit einer Augenverdreh-Zärtlichkeit das Handy an. Ich sehe mich auf einer Party in einer Ecke stehen, mit gebrannten Wangen und zitterndem Herzen. Ich sehe mich nicht mehr atmen können in Anbetracht eines nahenden ersten Kusses. All this running around, trying to cover my shadows… Mein Freund sagt mir, dass jeder Mensch zu gewissen Anteilen ein Stück moralische Konsistenz gegen Glück eintauschen muss, manche mehr …