Alle Artikel in: Liebe & Triebe

Hintenrum #offenherzig

Für die einen ist es eine schöne Alternative zu vaginal penetrierendem Sex. Für andere ist es eine angenehme Ergänzung und für wieder andere eine spannende Form der Selbstbefriedigung: Die Rede ist von Analsex. Was lange als Tabu-Thema verpönt war, findet gerade in unserer gesellschaftlichen bubble immer mehr Präsenz. Daher möchten wir uns gerne mit den Vorurteilen sowie Klischees von Analsex auseinandersetzen, aber auch die spannende und genussvolle Seite sowie die wichtigsten Voraussetzungen beleuchten. zwischen dir und mir ist der abstand zu großwir sprechen zu viel und zu wenig davon aus. Dass das Thema Analsex ein Tabu ist, erklärt sich beinahe von selbst. Es geht um Sex und den Anus. Da hört es bei vielen Menschen bereits mit dem Gesprächsinteresse auf. Was nicht schlimm ist, denn jeder Mensch hat individuelle Grenzen. Allerdings ist es schade, dass der schlechte Ruf von Analsex und die damit einhergehenden Klischees und Vorurteile bei einigen Menschen das Interesse hemmt, sich auszuprobieren und vielleicht einen spannenden, neuen Anreiz in das eigene Sexleben zu integrieren. Direkt einmal vorweg: Ich selbst habe diese Form …

Mehr Performance als Genuss #offenherzig

Ist dir schon mal aufgefallen, dass man meist mehr beleidigende und negativ konnotierte Begriffe für die weiblichen Geschlechtsorgane kennt, als positive oder neutrale? Klingt erst einmal nicht allzu fatal – aber was diese weitreichende negative Sozialisierung für Menschen mit Vagina mit dem eigenen Verhältnis zum Intimbereich anstellt und was für Auswirkungen das auf das Sexleben hat, besprechen Alina und Mira in dieser Kolumnen-Ausgabe von #offenherzig. mehr performance als gefühlemehr druck als die liebeliebe, ins detailund in den mut, der in dir verweilt. Wie stark Themen wie Oralsex und Selbstbefriedigung mit dem Bereich der Selbstliebe verknüpft und von patriarchalen Strukturen durchzogen sind, fiel mir besonders ins Auge als ich mich vor Kurzem mit dem Ungleichgewicht innerhalb meines Sexlebens beschäftigte. War ich doch bislang nicht wirklich dazu ermutigt worden, mir Gedanken darüber zu machen, was meine eigenen Vorlieben und Interessen sein könnten – schließlich lag der Fokus im Laufe meiner sexuellen Erfahrung meist auf meinen Sexpartnern: cis Männern. Nun stellte sich mir jedoch die Frage: Wie konnte es überhaupt passieren, dass ich diesen absurden Gedanken so stark …

Tanzen auf altem Parkett

Eine Kurzgeschichte Er bückte sich, um etwas in das Regal zu legen.Was es war, konnte sie nicht sehen.Sie vermutete aber ein Buch.Sie strengte ihre Augen ein wenig an, um einen Blick von seinem Gesicht zuerhaschen, während er sich wieder aufrichtete, aber der Winkel war zu schräg, durchden sie das Fenster auf der anderen Seite der Straße sah. Und dazu war dasFenster auch ziemlich klein, da oben im fünften Stock, knapp unter der Dachschräge. Sie hatte sich überhaupt nicht auf die Fensterbank gesetzt, um irgendjemanden zubeobachten, obwohl sie das gerne mal tat. Sie hatte sich eigentlich gesetzt, um einwenig weiter in ihrem Buch zu lesen, das sie letzte Nacht so gefesselt hatte, dass siees kaum hatte weglegen können. Er, drüben, konnte das wohl auch nicht und hattesein Buch gestern bestimmt noch bis mitten in die Nacht gelesen. Sie stellte sich vor,dass er bestimmt eine Freundin hatte. Das war ihr ganz klar. Und die Freundin hattees wahrscheinlich am Anfang der Beziehung noch gestört, dass seineNachttischlampe jedes mal so ewig an war. Er drehte den kleinen, grünen,metallenen Kopf …

Whatever makes you happy – oder erregt #offenherzig

Fetische sind etwas Schmutziges: Das zumindest scheint oft der gesellschaftliche Tenor zu sein. Doch für Alina und Mira lohnt sich der Blick in die Tabu-Ecke: Worin liegt eigentlich die Kritik an Fetischen? Die beiden beleuchten, was für emotionale Beweggründe hinter scheinbar verruchten Fetischen stecken können, ob sich ein devoter Fetisch und die Prinzipien des Feminismus ausschließen und wie bestimmte Fetische patriarchale Strukturen widerspiegeln. Denn eines ist ihnen besonders wichtig: Das Thema Fetisch heraus aus dem Tabu und in den Austausch zu holen. „Was ist eigentlich dein Fetisch?“, fragte mich vor etwa einem Jahr ein guter Freund, als wir uns bei Mate und Rollo über unsere jeweiligen Sexleben austauschten. Gute Frage, dachte ich mir und überlegte. „Du, das weiß ich gar nicht so genau“, musste ich jedoch resümieren. „Jede Person hat doch einen Fetisch“, entgegnete er. Ich nahm einen großen Schluck von meiner Mate und fragte mich innerlich Ist das so? „Also ich habe Vorlieben, natürlich. Ein paar bestimmte Verhaltensweisen meines Gegenübers, die mich besonders erregen. Das geht von Bissen am Hals zu Schlägen auf den …

Wie ich lernte, mein Sexleben zu definieren #offenherzig

In der ersten Ausgabe von #offenherzig schreiben wir über Schmerzen beim vaginal penetrierenden Sex, mögliche Gründe dafür sowie den Druck, ein durch die Gesellschaft geprägtes, normatives Verständnis von Geschlechtsverkehr erfüllen zu müssen – und darüber was das alles in einem Menschen auslöst. Es geht um den Mut und die Experimentierfreudigkeit sein Sexualleben abseits dieser Norm zu erforschen, zu definieren und die eigenen Vorlieben kennenzulernen.

More than friends, less than lovers

Ich glaube, mit manchen Menschen ist es einfach so, dass sie auf unerklärliche Weise mit dir verbunden sind. Eine Verbindung, die von allen im Raum gespürt wird, auch wenn sie niemals angesprochen wird.  Und da ist diese Verbindung zwischen uns.Erst gestern habe ich sie wieder gespürt, nach einem Bier im Park, die Wangen gerötet von Sonne und Alkohol und all den Menschen, die wir getroffenen haben nach so langer Zeit, von all den Unterhaltungen, die so lange nicht geführt werden konnten, weil wir uns nicht gesehen haben. Gerötete Wangen von all den aufregenden Wegen, die wir jetzt gehen werden nach dem Sommer, all den Geschichten die geschrieben werden. Und auch wir haben uns wieder gefunden, geredet, haben Pizza für alle geholt und von null auf hundert, habe ich die Verbindung gespürt. Da warst nur noch du auf meinem Radar und ich merkte auch, dass dein Blick wieder häufiger zu mir abschweifte.Und auch wenn du jetzt sagst, dass da nichts ist, ich spüre es. „Ich würde lügen, würde ich sagen, dass da gar nichts ist, vielleicht nicht …

Immer wieder zurück zu dir

Ich wollte die Jacke unbedingt haben. Diese Jacke von der einen Marke, die in der Schule alle trugen. Ich wollte cool sein, die Trends mitmachen, zeigen, dass ich dazugehöre. Zu meinem Geburtstag bekam ich sie dann. Sie war warm, aus einer Art Teddymaterial und dick genug, um kein Quäntchen meiner Unsicherheit nach außen zu lassen. Ich trug sie immer so, dass das Logo der Marke auf dem Schulhof aus einigen Metern Entfernung zu erkennen war. Doch der weiche Stoff und die glänzenden Lettern auf den Schildchen konnten mich selbst nicht täuschen. Du wusstest es auch, du hast es immer schon gesehen. Musstest zusehen, wie ich in meinem neuen, viel zu teuren Kleidungsstück innerlich so unglücklich war wie vorher. Und trotzdem hast du es mir geschenkt. Denn du wolltest nie, dass ich mich noch einsamer fühlte, als ich es eh schon tat. Du kanntest meinen Schmerz, hast dich beim Anblick deiner Tochter an das kleine Mädchen in dir erinnert, das von der Welt irgendwann dazu gezwungen wurde leise zu werden. Und es wurde so lange kleiner …

Radikal zärtlich handeln – Interview mit Şeyda Kurt

Die Liebe wird seit jeher als ein geheimnisvoller, undurchdringlicher Mythos beschrieben, den wir niemals ganz verstehen können. Şeyda Kurt hat in ihrem Buch „Radikale Zärtlichkeit – Warum Liebe politisch ist“ die Normen und Rituale rund um die romantische Liebe erforscht und untersucht, wie sie mit Patriarchat, Rassismus und Kapitalismus zusammenhängen. Über ihr Buch, Beziehungen und ein gerechteres Miteinander durch radikale Zärtlichkeit hat Emma mit ihr gesprochen. Warum ist die Liebe politisch? In meinem Buch betrachte ich da unterschiedliche Herangehensweisen. Zunächst geht es darum, wie gewisse Konzepte von romantischer Liebe und Familie über die letzten Jahrhunderte mithilfe der Gesetzgebung, der Institutionen und des Steuerrechts normiert wurden, was als normal und was als Abweichung dargestellt wurde. Dazu kommt die Frage, wer sich überhaupt in unserer Gesellschaft ungefährdet bewegen kann und wer sich fürchten muss, in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten mit Partner*innen auszutauschen. Das betrifft vor allem queere Menschen, aber Menschen in interracial Beziehungen, zum Beispiel zwischen einem Schwarzen Mann und einer weißen Frau. Da spielen koloniale Vorurteile und Bilder eine Rolle, bei denen der Schwarze Mann als die …