Autor: Emi

Der Selbstbestimmung beraubt #Facettenreich

Regenbögen auf Social Media, im Fernsehen und soweit das Auge reicht. Mit dem Pride-Monat Juni geht die bunte Zeit des Jahres vorbei. Es hätte ein Monat der gesetzlichen Meilensteine werden können. Doch statt einem Löffelchen voll Zucker, gab es einmal mehr bittere Medizin für die Rechte queerer Menschen. Kommerzialisierung in bunt Im Juni wird alljährlich fleißig Pinkwashing betrieben, indem allerlei Produkte in queeren Editionen und mit einem Gefühl der erkauften Toleranz angepriesen werden. Von Mode über Süßigkeiten bis hin zu Medien-Formaten: Alles was mit Pride und Diversity zu tun hat, ist auf einmal werbefähig. Ein kapitalistisches Konzept, das schon seit ein paar Jahren ziemlich erfolgreich zu sein scheint. Queerness – im kommerziellen Bereich ja, im politischen Raum nein? Was im Fernsehen, auf Pride-Demos oder über Social Media so laut, bunt und happy aussieht, hat nur Sinn und Bedeutung, wenn queeres Leben auch durch den Staat aktiv gesichert und geschützt ist. Da können noch so viele Regenbögen auf Sneakers oder Einhörner auf T-Shirts abgedruckt sein. Und auch bei der aktuellsten Staffel von Germany’s next Topmodel war …

Komplett schön #Facettenreich

Big boobs, small boobs, boobs everywhere! Brüste sind ein großes Thema in unserer Gesellschaft. Levana erzählt im Interview ganz offen über ihre Brustverkleinerung. Große Brüste – für die einen sind sie das Schönheitsideal schlechthin, für die anderen eine Last. Die Medien bringen uns schon früh bei, wie die ‚perfekte‘ Brust auszusehen hat: Bitte recht straff, mit kleinen Nippeln und bloß kein Hängebusen! Ganz klar, mit der Realität hat das wenig zu tun. In der Pubertät freuen sich viele, wenn die Brust endlich etwas wächst. Bei anderen wird sie immer größer und schwerer. Belästigung, Ausgrenzung, psychische und körperliche Beschwerden können die Folge sein. Levana wusste schon früh, dass sie darauf keine Lust hat. Sie ließ sich ihre Brüste vor einem halben Jahr verkleinern. Von Körbchengröße F/G auf B/C. Ein großer Befreiungsschlag. Wann hast du dich zum ersten Mal unwohl mit deinen Brüsten gefühlt? Natürlich waren die Brüste am Anfang der Pubertät noch nicht so groß. Ist ja klar, dass die erstmal wachsen. Ich war so 10 oder 11 als meine Mutter das erste Mal gesagt hat, …

Feminismus in der Retrospektive #Facettenreich

Triggerwarnung: in diesem Text geht es unter anderem um häusliche Gewalt. – Hippies, Hotpants und Hard Rock verbinden viele mit den wilden 70ern. Vor allem für Frauen hat sich in diesem Jahrzehnt vieles verändert. Im Jahr 2021 jähren sich wichtige Ereignisse zum 50. Mal. Wofür wurde damals gekämpft? Eine kleine feministische Zeitreise in das Jahr 1971. Der Blick zurück Große Zeitschriften betreiben Female Empowerment: auf Titelseiten werden die 100 Frauen des Jahres geehrt und Aktionen wie „Ich bin eine Quotenfrau“ machen im Netz die Runde. Es scheint, als hätten Frauen eine feste Stimme in der Öffentlichkeit. Manche von ihnen setzen sich schon seit Jahrzehnten für Gleichberechtigung ein, waren Teil der sogenannten neuen Frauenbewegung vor fünfzig Jahren. Eine Zeit, die bis heute nachwirkt und vielleicht mehr mit der Gegenwart zu tun hat, als wir denken. Was waren die Anliegen der Frauen? Wie wurde protestiert? Was ist von damals übrig geblieben? Unser Verständnis von Feminismus basiert maßgeblich auf den Theorien revolutionärer Denker:innen aus dem letzten Jahrhundert. Moderne feministische Bewegungen eifern einer weiblichen Zukunft entgegen: The Future is …

Die Zeiten ändern sich #Facettenreich

Die Zukunft unseres Planeten sieht nicht besonders rosig aus: Laut einem UN-Bericht, hat sich die Zahl der durch den Klimawandel verursachten Naturkatastrophen seit dem Jahr 2000 verdoppelt. Grund für Umweltbewegungen, auf die Straße zu gehen und endlich eine gerechte Klimapolitik zu fordern. Doch in der Debatte geht es um mehr als Schulstreiks, E-Scooter oder Plastikstrohhalme. Es stehen Menschenleben auf dem Spiel. Am stärksten bedroht sind vor allem Menschen im globalen Süden. In Asien, Afrika oder Südamerika sind die geologischen Auswirkungen der Erderwärmung am heftigsten zu spüren. Und trotzdem geben wir den Betroffenen kaum Gehör. In einem Beitrag der Instagram-Seite Ozon hat Christian sich zu Wort gemeldet und aufgeklärt, warum Repräsentation von BIPoC so wichtig ist. Er ist dabei auf Zustimmung, aber auch Ignoranz gestoßen. Hier erzählt er, warum die Sache mit der Sichtbarkeit heute eben doch noch ein Problem ist. Was hat dich dazu motiviert, Aktivist zu werden? Das erste Mal, dass ich mit sowas in Berührung gekommen bin, war auf einer Demo, ganz klassisch. Und nach der Demo, das waren glaub ich nur so …

Warum J.K. Rowlings Aussagen so problematisch sind #Facettenreich

Für viele ist sie eine Ikone der Kindheit. Sie ist die Schöpferin der wohl bekanntesten Fantasybücher aller Zeiten: Die Rede ist von Joanne K. Rowling, Autorin der Harry-Potter-Buchreihe. Es ist zwar schon eine Weile her und mittlerweile dürften es wohl die meisten mitbekommen haben: J.K. Rowling sieht nicht ein, warum ihre transphoben Aussagen so schwierig sind. Warum das aber ein Problem ist, darum soll es in diesem Artikel gehen. In eine Welt abzutauchen, in der alles möglich ist, kann einem Halt gegeben. Wie viele bin auch ich mit den Harry-Potter-Romanen aufgewachsen und kann ernsthaft behaupten, dass diese eine Zeit lang ein bisschen mein Leben waren. In eine Welt abzutauchen, in der alles möglich ist, wo es Zauberei, magische Geschöpfe und Zeitreisen gibt, hat mir Halt gegeben und mich von meinem Alltag abgelenkt. Diese Bücher waren und sind bis heute ein Stückchen Geborgenheit für mich. Darum fällt es mir umso schwerer, die Autorin hinter der zauberhaften Geschichte zu kritisieren. Seit geraumer Zeit äußert sich Rowling nämlich online zu allem möglichen, darunter auch häufiger zu Genderfragen. Vor …

Zeit zu denken #Facettenreich

Im blauen Sacko vor dem Glashaus sagt sie deutlich: Es ist ernst. Jetzt musst du mit dir selber klarkommen und mal schauen ob du das lernst. Seit Neujahr kommen die News aus China. Du sagst: „Es kommt jetzt immer näher her“, du interessierst dich nicht für mehr, was es ist und was passiert, wenn sich jemand infiziert. Jetzt ist es hier auch. Helfende sind auf Lösungssuche. Doch du fühlst dich in die Schranken verwiesen, du merkst nicht, dass wie durch eine Vergrößerungslupe Probleme größer werden in solchen Krisen. Ja, jetzt ist es an der Zeit, zu denken. Und du hast endlich Zeit, zu denken. Wir werden zu Edward-Hopper-Bildern, denken nicht dran, unseren Wohlstand mildern. Du sagst, wir sind doch eh alle im selben Boot. Aber lass mich dir sagen, Menschen in Booten sind in viel größerer Not. Während wir die Dosen im Keller lagern erkranken Menschen in überfüllten Lagern. Die Vorräte werden dich auch nicht beschützen. Viel eher bleibst du auf deinen Gedanken sitzen. Hättest lieber was für die Leute getan. Den Helfenden sollte Dank …

Erstmal nur zuhören #Facettenreich

Wichtiger Hinweis: In diesem Artikel werden sensible Themen über mentale Gesundheit und Gewalt behandelt. Falls Du Hilfe brauchst, hier die Nummer der Telefonseelsorge: 0800 1110111. – Das Innere mit der Welt teilen. Ob auf Social Media, in Buchform oder ganz direkt vor Publikum. Wie erreicht man Leute mit seiner Kunst? Und wie gibt man Leuten eine Bühne, die sonst häufig ignoriert werden? Soraya schafft es, die Themen, die sie bewegen in Gedichten, Texten und Bildern auszudrücken. Durch ihre Kunst regt sie nicht nur online zum Nachdenken an: Vor Kurzem hat sie in Berlin ihr erstes Lese-Event für People of Color veranstaltet. Wir sprechen über Poesie, Politik und Projekte. Hallo Soraya. Wir beide haben uns durch das Lese-Event Honest Hour kennengelernt, das du ins Leben gerufen hast. Was ist der Gedanke hinter der Honest Hour? Das hat so angefangen, dass mein Freund und ich überlegt haben, dass wir unsere Texte gerne mal vor Publikum lesen würden, so Spoken-Word-mäßig. Wir wollten ein bisschen mehr in die Welt und in Kontakt mit Leuten treten. In Berlin gibt es …

Der Kopf war aus und es war nur das Herz #Facettenreich

Heiraten, arbeiten, Kinder bekommen. Die durchschnittliche Frau in Deutschland bekommt mit 30 Jahren ihr erstes Kind und heiratet mit 32. Was nach einem festen Lebensplan für viele klingt, kann auch unerwartet früh passieren. Mit 19 zum Beispiel. Mit Maria werfe ich einen Blick in ihre Vergangenheit, wir sprechen über ihre Jugend und wie es war, in den 1990er Jahren Mutter zu sein. Hallo Maria. Magst du dich kurz vorstellen? Klar, ich bin Maria und bin Mutter von drei – inzwischen erwachsenen – Töchtern. Ich lebe in Berlin und bin Erzieherin und Fotografin. Im Jahr 1989 warst du 18 und bist in der Schweiz zur Schule gegangen. Dann hast du eine folgenreiche Entscheidung getroffen, richtig? Ja genau, im Herbst 1989 standen wir mit der Schulklasse am Bahnhof, um auf Abschlussfahrt nach Italien zu fahren. Wir warteten auf den Zug, als aus den Lautsprechern auf dem anderen Gleis ein Zug nach Berlin angekündigt wurde. Ich spürte diesen Impuls: Ich wollte nach Berlin, denn da komme ich ursprünglich her. Mein Koffer war schon in dem Zug nach Italien, …

Großes Mädchen #Facettenreich

Ich gehe die Straße entlang. Die Leute starren mich an. Etwas Ungläubiges liegt in ihrem Blick. Von Kopf bis Fuß mustern sie mich. Manche werden langsamer, bleiben einen kurzen Moment stehen oder drehen sich sogar um und blicken mir mit einem Gesichtsausdruck der Verwirrung hinterher. Wohin ich auch gehe, ich kann mir der Aufmerksamkeit der Leute bewusst sein. Und das nicht, weil ich einen extravaganten Kleidungsstil oder eine außergewöhnliche Frisur habe. Ich habe mich weder aufwendig geschminkt noch sonst irgendwie zurechtgemacht, als dass die Blicke der Leute gerechtfertigt wären. Also warum gucken die Leute so? Wahrscheinlich, weil ich groß bin. Größer als die meisten anderen Mädchen oder jungen Frauen in meinem Alter. Und so sehr es mich auch auf die Palme bringt, dass die Leute mich so anstarren, so überrascht bin ich manchmal selbst darüber, wie groß ich bin. Überrascht, dass ich meine Beine unter dem Tisch kaum übereinanderschlagen kann. Überrascht, dass ich im Theater oder im Kino den Leuten hinter mir die Sicht nehme. Von zu knappen Hosen mal ganz zu schweigen… Ja, manchmal …