Du & Ich, Gastgedanken, Hier & Jetzt
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Wo sind wir nur geblieben auf unserem Weg?

Seit acht Jahren gehen wir Seite an Seite, Hand in Hand. Aber es hat sich etwas verändert, obwohl ich dieser Tatsache nicht ins Auge sehen will. Ich sehe dich und mich und uns, wie wir mal waren und nie wieder sein würden. Weißt du noch, als wir abends im August auf der Wiese im Park lagen, in den schwarzen Nachthimmel geschaut haben, deine Hand in meiner und wir gesagt haben, dass wir die Welt zusammen sehen wollen? Mein Herz war ganz aufgeregt und hat in leiser Vorfreude vorsichtig und doch so eindringlich begonnen, zu pulsieren. Jetzt zieht es sich zusammen, wenn ich an uns denke.

Wir sind anders und ich wünschte manchmal, für einen Tag wären wir nochmal so, wie damals. Denn da war mein Kopf voll mit schillernden Gedanken an die Zukunft mit dir, von der ich jetzt weiß, dass sie nicht mal halb so glänzend wird. Mein Herz war wild am Tanzen, wenn du gelacht hast und hat nicht still in der Ecke gestanden, während du jetzt weinend vor mir sitzt. Meine Hand war in deiner, in jedem Moment, in jeder Sekunde und jetzt ist sie leer. Damals war alles so leicht, auch wenn das Leben da auch Hindernisse bereithielt. Mit dir was es schöner, über sie zu springen. Heute schaffen wir uns gegenseitig noch ein Hindernis mehr, das jeden Tag ein Stück größer zu werden scheint.

Wir lieben uns nicht mehr, wir leben nur noch aneinander vorbei und obwohl mein Herz weiß, dass es vorbei ist, will mein Kopf das nicht wahrhaben. Uns fehlt der Mut, für immer getrennte Wege zu gehen aus Angst, vor dem was kommt und deswegen schweigen wir uns lieber an, als uns ganz zu verlieren. Wir sind Meister der Verdrängung der Traurigkeit, die wir uns gegenseitig geben. Meine Lippen küssen inzwischen andere als deine, aber da ist keine Liebe, kein Herzklopfen, wenn meine Lippen ihre berühren. Sie ist die Flucht nach vorne vor mir selbst, während du mein Hafen warst, in dem ich eingeschlafen bin. Du warst die Sicherheit und Ruhe, du warst die Windstille nach tosenden Wellen, die mir zugehört hat.
Deine Arme haben mich festgehalten, während mich alle anderen losgelassen haben. Und jetzt lassen wir uns gegenseitig los und seitdem finde ich keinen Hafen mehr, weil mich keiner müde macht, hören die Wellen nicht mehr auf zu tosen, weil ihnen niemand mehr die Luft wegnimmt. Durcheinandergewirbelt, frei fallend durch diesen Sturm in meinem Bett liegend weiß ich doch, dass ich mein eigener Hafen werden muss.

Die Laken riechen manchmal immer noch nach dir, nach deiner Haut, an der ich doch gerade noch lag, an der jetzt jemand anderes liegt. Ich lasse das Laken zwischen meinen Fingern los, genauso langsam, wie meine Finger deine los lassen, jeden Tag ein bisschen mehr, obwohl mein Kopf mir zuschreit, meine Finger wieder mit deinen zu verzweigen. Du liegst gerade auf einem anderen Laken, an einer anderen Haut. Und auf meinem, an meiner, wirst du es nie wieder tun. Ich weiß, es ist besser für uns, aber ich kann es noch nicht fühlen.

Ich habe gedacht, du wärst mein Für Immer. Wo sind wir nur geblieben auf unserem Weg, der hier nicht mehr weitergeht?

Caro ist 21 Jahre alt und studiert in Mainz. Das Schreiben ist etwas, das ihr schon immer Halt
gegeben hat. Mit 11 Jahren ist das erste Buch über Freundschaft entstanden. Heute geht es
manchmal immer noch um Freundschaft, aber auch um vieles mehr. Um die Liebe,
Gefühlswelten, das Verlorensein und Ankommen. Über das, was in der Welt passiert und
über warme Glücksmomente im Sommer, der ihre Lieblingsjahreszeit ist.

Gestaltet von Pati @Rainer.Reim / @franz.von.firlefanz

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