Monate: Mai 2022

Wortlabyrinth #obstsalat

Mit Kopf und Herz steckt unser gesamtes TIERINDIR-Team gerade in der Produktion von DRANG, unserem dritten Printmagazin. Deswegen gibt es diesen Monat nur eine klitzekleine Ausgabe von #obstsalat, bei der wir über unsere Lieblingswörter und deren Bedeutung für uns schreiben. Sommer (von Lena) Schnell wird mir klar, dass es bei einem Lieblingswort nicht auf den Klang des Wortes, sondern vielmehr auf das Gefühl, das es in mir auslöst, ankommt. Sommer ist für mich das Gefühl, auf das man das ganze Jahr wartet. Draußen picknicken, lesen, mit Inlinern an Wiesen vorbeidüsen, nur um jeden Tag dieselben Kühe zu sehen. Wenn ich an Sommer denke, denke ich daran, wie mir die Sonne warm auf die nackten Beine scheint und ich ins kalte Freibadwasser springe. Ich denke an Eis Essen, barfuß Laufen und einen Tagesausflug ans Meer. Alle Leute strahlen, wenn sie über den Sommer reden. Alles wird ein Stückchen erträglicher, wenn die Vögel schon früh am Morgen ihre Sommermelodie zwitschern und die Sonne durch die Vorhänge aufs Bett scheint. Sommer riecht nach Sonnencreme, Asphalt, Obst, Grillkohle, frisch …

Wo sind wir nur geblieben auf unserem Weg?

Seit acht Jahren gehen wir Seite an Seite, Hand in Hand. Aber es hat sich etwas verändert, obwohl ich dieser Tatsache nicht ins Auge sehen will. Ich sehe dich und mich und uns, wie wir mal waren und nie wieder sein würden. Weißt du noch, als wir abends im August auf der Wiese im Park lagen, in den schwarzen Nachthimmel geschaut haben, deine Hand in meiner und wir gesagt haben, dass wir die Welt zusammen sehen wollen? Mein Herz war ganz aufgeregt und hat in leiser Vorfreude vorsichtig und doch so eindringlich begonnen, zu pulsieren. Jetzt zieht es sich zusammen, wenn ich an uns denke. Wir sind anders und ich wünschte manchmal, für einen Tag wären wir nochmal so, wie damals. Denn da war mein Kopf voll mit schillernden Gedanken an die Zukunft mit dir, von der ich jetzt weiß, dass sie nicht mal halb so glänzend wird. Mein Herz war wild am Tanzen, wenn du gelacht hast und hat nicht still in der Ecke gestanden, während du jetzt weinend vor mir sitzt. Meine Hand …

Koexistenz?

ambiguitätstoleranz. das aushalten von widersprüchlichkeiten, paradogmen, verschiedenen realitäten. von nebensächlichkeiten, die sich addieren und so schwer wiegen.  ich bin nicht gut darin. um genau zu sein, fällt es mir verdammt schwer. in meiner welt soll alles geordnet, geplant, getaktet sein. sinn soll es machen. das ist lustig, denn wenn man mich so ansieht, sehe ich garnicht so aus. bunt, schrill, chaotisch, durcheinander – meine äußere hülle. oft wird mir alles zu viel, die widersprüche in der welt und die widerspüche in mir. das außen und das innen. fühlen. das haben beide seiten gemeinsam. ich fühle so viel, dass ich irgendwann nichts mehr fühle. eine klappe geht zu und weg.   da ist dann dieser knoten in mir, wenn die klappe zu geht. in meinem bauch, genauer gesagt in der magengegend. ich spüre ihn durchgehend. ein knoten aus metallenen drahtsträngen, die ineinander verworren sind und aneinander festkrallen. ist die klappe auf, dann hat der knoten platz, sich zu bewegen – ein stückchen freiraum. für den knoten und für mich. koexistenz. geht die klappe zu, ist da kein …

Orange-roter Horizont

Es ist wie ein Wettlauf gegen die Zeit. Doch du kommst dagegen nicht an.Probierst, aber scheiterst.Stehst auf, fällst.Der Feind ist unsichtbar,die Gefühle hell und klar. Du schaust hinaus auf das unendliche Meer. Bist extra ganz früh aufgestanden, um den Sonnenaufgang genießen zu können. Keiner ist hier bei dir. Du bist alleine mit Mutter Natur. Atmest die frische Meeresbrise ein und blickst hoch in den orange-roten Himmel. Langsam kriecht dann doch noch die befürchtete Gänsehaut nach oben zu deinen Oberarmen, bis hin zu deinem Hals. Du lachst, als du dich daran erinnerst, dass du eigentlich noch eine Jacke mitnehmen wolltest. Eigentlich. Noch eine Stufe nach oben und noch eine.Eine weite Wendeltreppe vor dir,der Abgrund hinter dir.Eine kalte, deutliche Angst,die kein Ende nehmen möchte. Mutig packst du deine Socken und streifst sie ganz langsam ab. Nach einer kurzen Zeit traust du dich, mit deinen Zehen den Sand zu berühren. Erst ganz zaghaft, dann wirst du von dem Mut getrieben und begibst dich weiter Richtung Meeresbrandung. Es fühlt sich herrlich an, diese Weite vor sich her und die Ruhe …

Findungsangst

Manchmal überkommt mich eine Angst. Ohne, dass ich meine Gedanken bewusst in eine Richtung steuere, fängt mein Herz an schneller zu schlagen und ich kann nicht mehr richtig atmen. Ich verliere dann die Distanz zu allem und irgendwie beginnt sich alles zu drehen. Ich sehe nicht mehr richtig, wer ich wirklich bin. Gedanken darüber, wer ich mal war, werden Gedanken darüber, wer ich gerade bin und wer ich mal sein will, und sie alle scheinen irgendwie nicht richtig zusammenzupassen. Das macht mir Angst. Ich konzentriere mich darauf, wer ich einmal werden will und die Ungewissheit darüber, was im nächsten Jahr, in den nächsten zehn oder in vierzig Jahren passiert sein wird, macht mir Angst. Wenn ich in diesen Phasen in meinem eigenen Ozean aus Gedanken untergehe, schaffe ich es nie, zu schwimmen. Manchmal sind es Tage, manchmal Wochen oder Phasen. Ich frage mich, ob ich eine zu schöne Kindheit hatte. Gibt es das überhaupt? Eine zu schöne Kindheit? Aber ich musste mir nie Sorgen machen, nie Sorge um irgendetwas haben, die ersten siebzehn Jahre meines …