Halb zwei Uhr nachts.
Wenn ich mal wieder nicht schlafen kann, bist du in meinen Kopf.
Ich will dich jetzt!
In meinen Armen und zwischen meinen Beinen. Ich will Blümchensex und deine Königin sein. Ich will diskutieren und nicht immer recht haben. Ich will die Sonne auf meiner Haut spüren und dich neben mir liegen sehen.
Ich will pure Romantik und langweiliger Alltag für dich sein. Ich will alles und wieder nichts.
Eine törichte Zeit, darauf zu vertrauen, dass wir zusammenbleiben. Ein lächerlicher Gedanke zu glauben, du meinst es ernst!
Jedes Wort von dir, eine Lüge. Wie ein Meister sein Spiel beherrscht, so hast du mich beherrscht. Bei jedem Wort hing ich an deinen Lippen, hab alles in mich aufgesaugt. Jeden Fehltritt und jede Beleidigung unter den Tisch gekehrt. Für deine Freund*innen ein Lächeln aufgesetzt.
Ich war betäubt von meinen Gefühlen. Du warst betäubt von Bier, Wodka und allem Möglichen.
Ich bin zu einer Puppe geworden. Einer Puppe mit langen Haaren, säuberlicher Kleidung und einem aufgesetzten Lächeln. Nichts erschien mehr echt.
Du warst mein Fels, mein Anker und mein fester Stützpunkt. Ohne dich ist mein Kartenhaus zusammengefallen.
Halb zwei Uhr nachts.

Werden meine Träume lebendig. Ein Haus, zwei Kinder und ein großer Garten.
Glücklich. Zufrieden. Vollkommen.
Du wärst der Prinz für mein Märchen gewesen. Wie Schneewittchen hat mich dein Kuss zum Leben erweckt. Wie Mulan habe ich für deine Liebe gekämpft. Und wie Ariel wollten wir die Welt bereisen.
Aber du bist gegangen. Du hast mich ausgetauscht, ersetzt und neu eingefügt. An meinem Platz ist nun eine andere, eine bessere Version von mir. Die Haare und die Brille stimmen überein. Nur ihr Lächeln ist ein anderes.
Ich dachte, du würdest mich beschützen? Vor der Welt, meinen Eltern und mich selbst. Aber du hast mich gefangen genommen, hast mich eingesperrt und in Ketten gelegt.
Mit charmanten Worten beeindruckst du meinen Vater, mit liebevollen Geschenken gewinnst du meine Mutter. Du bist ein Spieler und ein Charmeur. Jeder liegt dir zu Füßen.
Halb zwei Uhr nachts.
Friere ich die Zeit ein. Wir beide, der Schnee und die Lichter über uns. Silvester 2018. Eine magische Nacht.
Du und ich lachend auf dem Bett. Deine Hand streift mir eine Strähne aus dem Gesicht. Heiße Versprechen und leises Geflüster verzieren die Nacht. Puderzucker Dächer, Glühwein und der Duft von gebrannten Mandeln erinnern mich noch heute daran.
Aber es sollte nicht sein. Wir sollten nicht sein. Diese Nacht war der Anfang vom Ende. Du bist gegangen und hast dich nie umgedreht. Nie zurückgeblickt auf das, was hätte sein können.
Wir haben uns gebraucht, für eine Zeit lang. Haben uns nie wirklich gesucht, aber doch gefunden.
Vielleicht war es nicht der richtige Moment.
Vielleicht wird nie der richtige Moment kommen.
Vielleicht müssen wir uns für den anderen entscheiden und er sich für uns.
Vielleicht bedeutet das Liebe?
Halb zwei Uhr nachts.
Wünsche ich mir, du wärst hier.
–
Laura ist 22 Jahre alt, studiert in Erfurt und schreibt gerne über schwierige Themen, die andere lieber vermeiden würden. Sie liebt guten Kaffee, tolle Gespräche und einen kalten Aperol. Im Sommer finden man sie immer auf den Balkon mit einem guten Buch.
Gestaltet wurde der Beitrag von Maite. Sie lebt sich gerade noch in
Halle ein, wo sie Kommunikationsdesign studiert. Sie freut sich schon riesig auf den Sommer, wieder in blau-grüne Seen springen zu können. So lange es aber noch zu kalt ist, strickt Maite an ihren Mützen-Schals und macht sich die Hände beim Holzdruck schmutzig.