Jahr: 2022

Wir machen eine Pause.

Gestern Abend haben wir gemeinsam mit Dir den Launch zu DRANG zelebriert. Es gab Lesungen, kleine Fragerunden und exklusive Einblicke in unser drittes Printmagazin. Kurzum: Es war uns (und hoffentlich auch Dir) ein Fest, das Highlight unseres Jahres. Du hast den Livestream verpasst? Kein Problem, hier kannst Du ihn Dir nachträglich ansehen. Wir danken Dir von Herzen für Deine Unterstützung, sei es als Mitwirkende:r oder Follower:in. Im Sommer war es etwas ruhiger hier auf Instagram und auf dem Blog, das ist Dir vielleicht aufgefallen. Hinter den Kulissen ist unsere Zeit und kreative Energie in die Schöpfung von DRANG geflossen – aber auch in Gedanken dazu, wie wir TIERINDIR in Zukunft gestalten möchten. Da unser Team ausschließlich ehrenamtlich an diesem Projekt mitwirkt und die Aufgaben neben Job, Uni und alltäglichem Leben stemmt, wollen uns nun die Zeit und den Raum geben, um eine Pause zu machen. TIERINDIR ist und bleibt das Produkt einer digitalen Generation. Wir fühlen uns weiterhin online zuhause, haben uns aber dazu entschlossen, unserem Blog neuen Glanz zu verpassen – auch mit Blick …

TIERINDIR No. 3: DRANG

Hinter den Kulissen ist in den letzten Monaten einiges passiert. Neben team-internen Umstrukturierungen haben wir unser neues Printmagazin DRANG gestaltet! Unsere Generation lebt mit dem Bewusstsein politischer Fehltritte und versucht, dagegen laut zu werden, ohne dabei das Ich im Wir zu vergessen. Sie beginnt einen Wandel, mit dem Wunsch nach einer besseren Welt. Im letzten Jahr hat sich auch unser Team verändert. Es sind viele neue Menschen hinzugekommen, die uns dabei unterstützt haben, TIERINDIR weiterzuentwickeln. Ein Produkt dieses Wandels ist unser drittes Printmagazin. Irgendwo zwischen Politik, Popkultur und Persönlichem schwirrend haben wir nach einem Thema für dieses Magazin gesucht – und eines gefunden: DRANG. Mit dem Fokus auf gesellschaftlichen und politischen Narrativen, Stigmata und Emotionen haben wir unsere Mitwirkenden gefragt: Was drängt dich? Was drängt mich?Was bedrängt uns? Das Magazin vereint 21 Beiträge von 37 Menschen, die ihre Gedanken und Ideen in Worten, Illustrationen, Fotografie und anderen ganz eigenen Kunstformen ausgedrückt, sich uns (und euch) damit anvertraut haben. Alle Einnahmen, die durch den Verkauf des Magazins und der anderen Merch-Artikel entstehen, fließen zurück in den …

Hintenrum #offenherzig

Für die einen ist es eine schöne Alternative zu vaginal penetrierendem Sex. Für andere ist es eine angenehme Ergänzung und für wieder andere eine spannende Form der Selbstbefriedigung: Die Rede ist von Analsex. Was lange als Tabu-Thema verpönt war, findet gerade in unserer gesellschaftlichen bubble immer mehr Präsenz. Daher möchten wir uns gerne mit den Vorurteilen sowie Klischees von Analsex auseinandersetzen, aber auch die spannende und genussvolle Seite sowie die wichtigsten Voraussetzungen beleuchten. zwischen dir und mir ist der abstand zu großwir sprechen zu viel und zu wenig davon aus. Dass das Thema Analsex ein Tabu ist, erklärt sich beinahe von selbst. Es geht um Sex und den Anus. Da hört es bei vielen Menschen bereits mit dem Gesprächsinteresse auf. Was nicht schlimm ist, denn jeder Mensch hat individuelle Grenzen. Allerdings ist es schade, dass der schlechte Ruf von Analsex und die damit einhergehenden Klischees und Vorurteile bei einigen Menschen das Interesse hemmt, sich auszuprobieren und vielleicht einen spannenden, neuen Anreiz in das eigene Sexleben zu integrieren. Direkt einmal vorweg: Ich selbst habe diese Form …

Vor dem Rot: Zwangsstörung, Zyklus und PMS #readyornot

Bevor ich blute, bin ich zart und schmerzaffin, mein Herz ist schwerer und ich kann keine blöden Sprüche mehr hören. Ich spüre eine deutliche Distanz zum Außengeschehen, merke aber gleichzeitig, wie wichtig es ist, mich hin und wieder zu überwinden. Manchmal muss ich nach Hause, weil ich sonst wie ein Damm brechen und fluten würde. Muss aus der Straßenbahn rennen, weil mir schlecht ist, heiß und kalt, und alle Bedürfnisse sich zu Einem kristallisiert haben: Ich muss mich verstecken; vor dem verdreckten Hauptbahnhof und den aufgegebenen Besoffenen, vor den Knallfroschnachrichten, die einen beißenden Geruch hinterlassen, vor dem Geschirr, dass ich nicht spülen kann, vor dieser bodenlosen Trauer, die ich nur aushalten, aber nicht wegträumen oder vergessen kann. #readyornot beschäftigt sich mit Zwangsstörungen. Sie werden häufig missverstanden oder als „Putzfimmel“ abgetan, was sehr schade und hinderlich ist: Durchschnittlich werden Betroffene nämlich erst nach neun Jahren diagnostiziert. Menschen mit Zwangsstörungen leiden unter unerwünschten Zwangsgedanken und/oder unter Zwangshandlungen, die ihren Alltag zunehmend vereinnahmen und alle möglichen Themenfelder umkreisen können. Effektiv behandelt werden Zwänge mit kognitiver Verhaltenstherapie und Konfrontation mit …

Noch (k)ein bisschen Schlaf #gutunddir

Nächtliche Schlaflosigkeit – eine erschreckend alltägliche Nebenwirkung unserer Gesellschaft lebend im Paradox aus Leistung und Mehrwert?  All die Fragen, die den Stunden zwischen Abenddämmerung und Morgengrauen nicht müde werden, die unermüdliche Suche nach all dem, was uns nachts hellwach statt hundemüde macht. Die Generation die vor Müdigkeit das Schlafen verlernt,weil der Tag zu laut ist für die Stille der Nacht. Nachts ist alles lauter – Vol. 1 Nachts, wenn alles schweigt, dann wird es in mir auf einmal laut. Denn nachts werfen meine Gedanken viel längere und tiefere Schatten, als sonst. Eine nie enden wollende Gedankenkette. Ein ständiges Ich muss noch das machen und Das darf ich auf keinen Fall vergessen. Es ist fast so, als wolle mein Kopf gar nicht schlafen, als ob es ihm Spaß machen würde, mich die ganze Nacht zu quälen. Und obwohl ich totmüde bin – kein Entkommen. Egal wie viele Kinderhörspiele ich mir anhöre oder Atemübungen mache: Ich bin wach. Hellwach. Panischwach. Je mehr Zeit vergeht, desto angespannter werde ich. Im Kopf überschlage ich die Zeit, die ich noch …

Weil es mehr als ficken ist #zwischenTürundAngel

Sexarbeit ist ein Tabuthema, Sexarbeitende sind gesellschaftlich hochgradig stigmatisiert – wie auch ihre Kund*innen, die in der öffentlichen Debatte noch unsichtbarer als Sexarbeitende sind. Das alles finde ich nicht gut, deshalb habe ich mit Lydia gesprochen, die mir im Anschluss an unser Gespräch noch den Kontakt zu zwei langjährigen Kunden von ihr vermittelt hat. Ich spreche mit beiden, sie kriegen in diesem Text Pseudonyme. über Kaffeetische Paul ist 41 Jahre alt, arbeitet als Softwareentwickler und lebt in Sachsen. Mit Lydia trifft er sich alle 3-4 Monate. Er ist schon lange Single. Als sich bei ihm vor zwei Jahren das Bedürfnis nach Intimität und einem Beziehungsersatz wieder einstellte, beginnt er im Internet nach Escort-Dienstleisterin zu suchen. “Mein Bild von Sexarbeit war vorher schon geprägt von vielen Berichten in Medien, die oft sehr negativ waren”, erzählt Paul mir, “und das habe ich in meiner persönlichen Erfahrung so nicht empfunden, so nicht kennengelernt.” Und die Vorbehalte von Drogen und Gewalt waren nicht groß genug, um dem Bedürfnis nach Intimität nicht nachzugehen. “Das eine ist halt das, was andere …

Weil Sexarbeit Arbeit ist #zwischenTürundAngel

Auf meinem liebsten Jutebeutel steht: sexwork is work too. Mit dieser Haltung ecke ich oft an. Ich weiß, dass es Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung gibt. Ich verurteile diese und jede andere Form von sexualisierter Gewalt. Und dennoch finde ich: Es ist nicht unmoralisch, sexuelle und/oder erotische Dienstleistungen anzubieten und/oder in Anspruch zu nehmen. Weil ich aber weder in dem einen, noch in dem anderen persönliche Erfahrung habe, habe ich den Kontakt zu verschiedensten Sexarbeitenden gesucht, die ihrem Beruf selbstbestimmt nachgehen. Ich finde, dass wir diese Lebensrealitäten genauso anerkennen müssen und sie uns dabei helfen, Sexarbeit von Kriminalität und Gewalt, von Loverboys und Menschenhändlern zu befreien. Damit Sexarbeit nicht Zwang, sondern tatsächlich Arbeit ist. Nur wenn wir Sexarbeitenden zuhören, können wir erfahren, welche politischen, gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmen hierfür gesetzt werden müssen. Ich spreche mit Lydia, 41 Jahre alt, lebt in Leipzig. Sie bezeichnet sich gerne als Erotikdienstleisterin „oder auch als Beraterin für Lebensfreude und sexuellen Genuss. Steht so auf meiner Visitenkarte, finde ich gut.“ Von Worten wie Prostitution hält sie nichts. „Der ganze …

„Du musst dich jetzt beweisen“ #Wie ist es eigentlich…?

Triggerwarnung: Dieser Text behandelt gestörtes Essverhalten. Wenn du dich mit dieser Thematik nicht wohl fühlst, bitte ich dich, ihn nicht oder nicht alleine zu lesen. Für die vierte Ausgabe von „Wie ist es eigentlich…?“ treffe ich mich selbst. Denn ich möchte über eine Thematik sprechen, die mich seit vielen Jahren begleitet und seit ein paar Wochen unerwartet erneut meinen Alltag dominiert. Es geht um krankmachenden Stress, die permanente Angst, nicht zu bestehen und das Gefühl hinterher zu sein. Es geht um Erdbeermarmelade, Rotbäckchen-Saft und Strudel – nur leider nicht um den zum Essen. Ich frage mich selbst: Nelly, wie ist es eigentlich, unter Leistungsdruck zu leiden? Das Gefühl des verspäteten Wissens Der weiße Fliesenboden meiner Anderthalbzimmerwohnung ist mit Haaren übersäht. Es ist 14:03, ich habe noch nichts gegessen, aber schon Nachrichten gehört, vierzig Seiten gelesen, drei Mails geschrieben und ein Thesenpapier abgegeben. In meiner Notizen-App gibt es gleich mehrere To-Do-Listen: Eine für die Uni, eine für den Haushalt, eine für das Schreiben, eine für anderweitigen Erwachsenenkram und eine für Sonstiges. „Sonstiges“, das ist zum Beispiel Zum …

Wortlabyrinth #obstsalat

Mit Kopf und Herz steckt unser gesamtes TIERINDIR-Team gerade in der Produktion von DRANG, unserem dritten Printmagazin. Deswegen gibt es diesen Monat nur eine klitzekleine Ausgabe von #obstsalat, bei der wir über unsere Lieblingswörter und deren Bedeutung für uns schreiben. Sommer (von Lena) Schnell wird mir klar, dass es bei einem Lieblingswort nicht auf den Klang des Wortes, sondern vielmehr auf das Gefühl, das es in mir auslöst, ankommt. Sommer ist für mich das Gefühl, auf das man das ganze Jahr wartet. Draußen picknicken, lesen, mit Inlinern an Wiesen vorbeidüsen, nur um jeden Tag dieselben Kühe zu sehen. Wenn ich an Sommer denke, denke ich daran, wie mir die Sonne warm auf die nackten Beine scheint und ich ins kalte Freibadwasser springe. Ich denke an Eis Essen, barfuß Laufen und einen Tagesausflug ans Meer. Alle Leute strahlen, wenn sie über den Sommer reden. Alles wird ein Stückchen erträglicher, wenn die Vögel schon früh am Morgen ihre Sommermelodie zwitschern und die Sonne durch die Vorhänge aufs Bett scheint. Sommer riecht nach Sonnencreme, Asphalt, Obst, Grillkohle, frisch …

Wo sind wir nur geblieben auf unserem Weg?

Seit acht Jahren gehen wir Seite an Seite, Hand in Hand. Aber es hat sich etwas verändert, obwohl ich dieser Tatsache nicht ins Auge sehen will. Ich sehe dich und mich und uns, wie wir mal waren und nie wieder sein würden. Weißt du noch, als wir abends im August auf der Wiese im Park lagen, in den schwarzen Nachthimmel geschaut haben, deine Hand in meiner und wir gesagt haben, dass wir die Welt zusammen sehen wollen? Mein Herz war ganz aufgeregt und hat in leiser Vorfreude vorsichtig und doch so eindringlich begonnen, zu pulsieren. Jetzt zieht es sich zusammen, wenn ich an uns denke. Wir sind anders und ich wünschte manchmal, für einen Tag wären wir nochmal so, wie damals. Denn da war mein Kopf voll mit schillernden Gedanken an die Zukunft mit dir, von der ich jetzt weiß, dass sie nicht mal halb so glänzend wird. Mein Herz war wild am Tanzen, wenn du gelacht hast und hat nicht still in der Ecke gestanden, während du jetzt weinend vor mir sitzt. Meine Hand …