Gastgedanken, Körper & Bewusstsein
Schreibe einen Kommentar

Ein Wort Gefühl

Mir wird heiß, meine Ohren rauschen und mir wird leicht schwindelig. Ich spüre meinen Puls gegen die Schläfen pochen. Ich will etwas erwidern, aber ich schaff‘ es nicht.

Ich sehe in Zeitlupe wie deine Lippen sich weiterbewegen, Worte formen und daraus Sätze bilden. Aber ich kann dich nicht mehr hören, geschweige denn verstehen.

Mein Körper war schneller als mein Verstand. Er hat mich unter Wasser gezogen. Jeder Versuch klare Gedanken zu fassen, fühlt sich an als würde ich ein bisschen von dem Wasser schlucken, das mich umgibt.

Ich halte die Luft an, während sich alles, um mich herum, dreht und rauscht. Deine Worte haben mich verletzt und ausgelaugt.

Das letzte bisschen Luft in meinen Lungen reicht nur noch für einen Bruchteil dessen, was deine Worte in mir ausgelöst haben.               

autsch.

Nur ein Wort Gefühl und doch verstummst du, suchst wieder den Blickkontakt zu mir, den du kurz zuvor unterbrochen hattest. Also nehme ich einen tiefen Atemzug.

Als ich wieder ausatme, stolpern die ersten Worte mit hinaus. Sie formen sich zu einem ersten Satz, zu einem zweiten, bis sie ein Bild dessen beschreiben, was ich fühle.

Wenn man durch Worte anderer verletzt wird, kann das sehr schmerzhaft sein. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich als introvertierte Person oft lieber nichts gesagt habe, weil ich nicht wusste, was oder aus Angst das Falsche zu sagen. Das ging sehr lange so, bis mir meine Therapeutin sagte, dass es nahezu egal wäre, was ich im ersten Moment sagte. Die Hauptsache ist, DASS ich etwas sage. Hauptsache ein einziges Wort stellvertretend für das Gefühl, das gerade in mir tobt. Danach reiht man einfach ein Wort an das andere. Vielleicht sind es zunächst nicht einmal sinnvolle Sätze, aber man reagiert und lässt die Situation nicht einfach geschehen. Ob sich daraus dann sofort eine Aussprache ergibt oder man sich einfach nur mitteilt und um ein Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt bittet, das entscheidet man selbst. Für mich ist es auch immer noch eine Herausforderung, aber eine, die sich lohnt. Es wird auch weiterhin einzelne Personen geben, die aus meinem Feedback nichts mitnehmen und die Schuld von sich weisen bzw. die Schuld lieber bei meiner scheinbar zu stark ausgeprägten Empfindsamkeit suchen. Hier hat es sich für mich bewährt, den Kontakt zu lockern und mich auf die Menschen zu konzentrieren, die mit ihren Worten sorgsam umgehen und es sich zu Herzen nehmen, wenn ihr Gesagtes eine Linie überschritten hat. 

Der Text ist von Vera. Gestaltet wurde der Beitrag von Merve.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert