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Zurück aus der Sommerpause

In den vergangenen Tagen haben wir begonnen, TIERINDIR nach unserer Sommerpause wieder hochzufahren, vereinzelt sind auch schon Beiträge erschienen. Doch so ganz konnten wir unsere Füße nicht still halten, denn: TIERINDIR ist über die Sommerpause um viele neue, motivierte und kreativere Menschen reicher geworden. Damit auch Du, liebe*r Leser*in, unser Team besser kennenlernen kannst, haben wir unsere Eindrücke, Gedanken und Gefühle zum Sommer 2021 in diesem Beitrag gesammelt.

Ganz viel Spaß beim Eintauchen in unseren Sommer!

Um ehrlich zu sein, ich kann gar nicht sagen, wie mein Sommer war. 
Ich kann weder beschreiben, wann er 
angefangen noch wann er aufgehört hat. 
Ich habe nicht „diesen einen See“ an dem ich war, keine Summer-
Playlist oder neue Lieblingseissorte. 
Ich glaube, ich habe nicht einmal Eis gegessen. 
Mein Sommer war 
anders als sonst. 
Ich habe gelernt, in vollen S-Bahnen und großen Menschenmengen wieder ruhig zu atmen.
Ich habe die Tristheit Berlins im letzten Winter zu verarbeiten begonnen - oder eher die Tristheit in mir selbst. 
Ich bin überfordert durch Straßen gelaufen, die plötzlich mit lachenden Menschen gefüllt waren und saß in Theatersälen, in denen wieder lauter Applaus ertönte. 
Im vergangenen Sommer musste ich erstmal
ankommen. 
In Berlin, im Leben, in mir selbst. Durchatmen. 
Verstehen, was passiert ist. 
Und das ist okay, es ist notwendig gewesen, damit es im nächsten Sommer wieder „diesen einen See“, eine neue 
Lieblingseissorte und eine Summer-Playlist geben kann.
- Nelly
Oma spricht tiefstes Schwäbisch und hört schlecht. Wir unterhalten uns eher mit Blicken, grinsen 
uns an, blinzeln uns zu. Oma zeigt mir, wie man Fliegen erschlägt. Sie erinnern an die Zeit, als die 
Ställe ums Haus noch belebt waren. Jetzt gibt es auf diesem ganzen Hof nur noch meine Oma,
das Zentrum. Ich bewundere sie so sehr und liebe sie so sehr. Ich fühle mich hier und mit ihr so 
wohl, so verbunden und so stark. Ich fühle mich hier zuhause.
 Meine Oma beugt sich über den Tisch: „Willsch’d an Schoklaaaaad?“
- Merve
– Dessany

»allein sein funktioniert
und ist nicht gleich einsamkeit.«
beantworte ich meine frage der letzten wochen selbst.

du selbst machst es dir schön
und hast die freiheit zu entscheiden,
wer dich dabei begleitet.

für dich ist es das ende
– für mich erst der anfang.
vielleicht treffen wir uns nochmal in der mitte
und es wird der hauptteil des ganzen. 
– Mira







– Imina

„Das wird der Sommer meines Lebens! Ich hole nach, was mir durch Corona verloren gegangen ist: Partys, Ausflüge und eine heiße Affäre nach der anderen“:
Mit diesen hohen Erwartungen startete ich dieses Jahr in die vielversprechenden Sommermonate. Sie sollten einmalig werden. Nun ist Oktober, der Sommer vorbei und was bleibt, ist meine Bilanz der vergangenen, mehr oder weniger ereignisreichen Wochen. Zwar hat mir dieser Sommer die ein oder andere heiße Affären beschert, aber statt mit Beer Pong am See beschäftigte ich mich hauptsächlich mit mir selbst: Meine allwöchentliche Therapie sorgte dafür, dass ich mein bisheriges Selbstbild ordentlich ins Wanken brachte. Ich habe gelernt zu streiten – vielleicht ein bisschen zu viel. Ich habe gelernt meine Grenzen zu kommunizieren – zwar zögerlich aber „Nein“ geht mir nun deutlich leichter von den Lippen. Außerdem habe ich Smalltalk unbewusst verlernt und kann nicht mehr so gut zuhören wie früher. Was vielleicht aber auch ganz gut ist, da ich meine Existenzberechtigung bislang zu sehr daran geknüpft habe, wie gut ich für andere da war. Dieser Sommer hat mir also keine allzu krassen memories geschenkt, dafür aber die Fähigkeit mir einen gesunden Egoismus zu erlauben.
Alina

– Mara
– Imina
– Helena

hab die welt
nicht mehr erkannt
denn wir
alle
haben uns verannt
und von uns
und einander abgewandt
hab mich nicht an der sonne,
sondern meinen gedanken verbrannt
hab nämlich nicht genug verstand
um nicht zu
ertrinken
im heißen
sand
mich deswegen
einfach
zu mir bekannt
bin dabei jedoch nur
um mein leben gerannt
aber nirgendwo angelangt
hab mich nicht zurückbesannt
und stattdessen erkannt
alles in mir schreit
alles in mir weint
alles ist bereit
denn
zu viel passiert
zu wenig gedacht
zu viel gehetzt
zu wenig gelacht
zu viel gemacht
zu wenig geschafft
zu viel pausiert
zu wenig kapiert
– Diana

Raus aus der Schule, rein in die Blockade
Letzter Schultag vor den Sommerferien. Mit meinem Zeugnis in der Hand renne ich nach Hause.
6 Wochen kann ich tun was ich will.
Ohne Druck, ohne Angst, ohne Erwartungen.
Ich komme aus dem Grinsen gar nicht mehr raus.
Zu Hause angekommen hole ich meinen großen Rucksack mit Isomatte und Schlafsack aus dem Keller.
Morgen früh geht es los.
Mit Musik im Ohr und Vorfreude im Gesicht tanze ich durch mein Zimmer und packe für die nächsten vier Tage. 
Morgen fahre ich mit zahlreichen anderen Aktivist*innen nach Brunsbüttel, um das neue LNG-Terminal zu blockieren, welches Deutschland mit noch mehr dreckigem Erdgas versorgen soll.
Der Sommer beginnt mit Aktivismus und genau so habe ich es mir gewünscht.
– Paula

– Imina

why am i opening the windows/why am i still pink/blossoming for your touch 
why is the sky clear and blue/why have i been too sad to cry and when did the tears start coming back/ 
for how long will he climb up my throat and why won’t this embarrassing marker of pain leave my innocent skin prior to 
levels of levels of levels of goodness/ribs and flesh still used to inexplicable honey thoughts; 
or dense nights drenched in —. 
>i wish i’d called you an angel. 
>i wish you’d cut me up and remove the parts of me i don’t want anymore. 
eyes following glistering crashes/slightly jagged vein concoction/each time following an unscratchable itch in a fog haze/ 
bury me deep in your broken road. 
up for anything/go ahead and kiss me hard i’m actually not in need of a puppeteer anymore but/ i want your soft skin the purple breath your touch and clawing my nails into- 
– Ronja

– Celina

Wie viele Tage hat der Sommer, wie viele Früchte trägt der Baum?
Vom Suchen und Finden, vom weniger Werden, mehr Sein.
Vielleicht nicht in diesem Sommer, vielleicht aber im Nächsten, oder dem danach, egal. Irgendwann. Freischwimmend, weil sich treiben lassen im seichten, friedlichen Wasser nur außer Reichweite der Rettungsleine geht. 
Zwischen Mautstraßen und Sonnenblumenfeldern, irgendwo in Europa, wo Zuhause so viel mehr ist, als die Postleitzahl auf dem Personalausweis.
Sonne im Herzen und so viel Stoff wie Ich will, oder eben nicht will, auf meiner Haut.
Kannst du das spüren? Heiliges Fernweh.
– Nele 

Der Sommer war warm, leicht und voller guter Entscheidungen. Er war gefüllt mit Bergen von Eiscreme, Küssen im Regen, einem hüpfenden Herzen, bunten Socken und schlaflosen Nächten. Ich habe Sternschnuppen gezählt, lecker gegessen und gelernt, wie man ein Fahrrad repariert. Am Meer habe ich so viel geschwiegen und geschrieben, wie noch nie. Die größte Erkenntnis: Alleinsein ist eben nicht dasselbe wie Einsamsein. Dann Golden Hour in meinem neuen Zimmer, orange und rot für immer. Und wenn ich mich heute im Kreis drehe, sehe ich lauter neue, lächelnde Gesichter. Die einzige Frage, die vom Sommer jetzt noch bleibt:
Zu mir oder zu dir? 
– Ana Paula

– Lou
– Imina

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Beitragsbild von Luka

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