Du & Ich
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Heute bin ich müde #wir

Unsere Autorin Melis beschäftigt sich in ihrem neuen Text mit einem Thema, das für viele auf den ersten Blick einer individuellen Erfahrung ähneln mag. Dabei steckt dahinter so viel mehr: ein strukturelles Problem, von dem zu viele Menschen in diesem Land betroffen sind.

Wir bewegen uns tagtäglich in den unterschiedlichsten Räumen. Sie sind groß, klein, eng und weit. In den letzten Jahren habe ich mich vor allem in weißen Räumen aufhalten müssen. Nun habe ich realisiert, dass mir die Erfahrungen, die ich in solchen Räumen machen musste, schwerer im Magen liegen als ich mir bisher eingestehen wollte. Und darum soll es in diesem Text gehen.

Ich frage mich:
„Gibt es einen Weg da raus?“

Ich bin müde, weil ihr mich müde macht.
Ich bin müde, weil ich in den letzten Jahren Räume betreten habe, in denen ich nicht so sein durfte, wie und wer ich wirklich bin.
Ich bin müde, weil ihr euch die größte Mühe gebt, mir meine kostbare Energie zu entziehen.
Ich bin müde, weil ich mich jahrelang in Räumen aufgehalten habe, die geschaffen wurden um mich kleinzuhalten. 

In weißen Räumen.
Weiße Räume in einem weißen Land.

Und ich mittendrin.
Oft die einzige nicht-weiße Person in solchen Räumen.
In Räumen, die gewaltvoll sein können.
In Räumen, die schmerzvoll sein können.

Ich bin müde, weil diese weißen Räume immer kleiner und enger werden, während ich mich in ihnen aufhalte.
Ich bin müde, weil ihr es mir so verdammt schwer macht, die zu sein, die ich wirklich bin.
Denn ihr wollt mich nicht so, wie ich wirklich bin.
Ihr wollt mich klein und angepasst,
Ihr wollt mich still und schwach.

Ich bin müde.
Umgeben von Menschen, die nicht verstehen.
Ich bin müde.
Umgeben von Menschen, die nur nehmen.

Weiße Räume, die immer kleiner werden.
Geschaffen für weiße Menschen. 
Weiße Wände in den Köpfen dieser Menschen.
Wände gegen die ich anrede. Immer und immer wieder.
Wände gegen die ich schreie. Immer und immer wieder.
Doch sie hören und sehen mich nicht.
Und ich kämpfe immer weiter dagegen an.

Weiße Räume, die immer enger werden. 
Hier bleibe ich nicht.
Ich bin nicht hier, um euch zu erklären, was offensichtlich ist.

Meine Energie.
Ihr bekommt sie nicht.
Ich gehe.
Ich gehe und begebe mich auf eine Reise.
Auf der Suche nach neuen Räumen und nach mir selbst.
Neue Räume.
In denen ich sein kann.
In denen ich ich sein kann.
Neue Räume.
In denen ich von Menschen umgeben bin, die verstehen.
Menschen, die einander ohne Sprache verstehen.

Heute bin ich müde.
Und das ist okay.
Morgen geht es weiter.
Doch anders als bisher.

Melis verliert sich tagtäglich in ihren Gedanken und verbringt nicht selten Stunden damit, Antworten zu finden, die sie weiterbringen. Musik spielt eine essentielle Rolle in ihrem Leben, denn sie eröffnet ihr neue Welten, in denen sie oftmals auf tänzerische Art und Weise Zuflucht sucht und findet.

Die Auseinandersetzung mit politischen Themen hat in den vergangen Jahren einen hohen Stellenwert in ihrem Leben eingenommen, denn sie hat aufgrund ihrer Biografie früh erkannt, dass politische Verantwortung mehr als ernst genommen werden sollte.

Die Gestaltung ist von Luka.

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