Du & Ich, Körper & Bewusstsein
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Alles in deinem Tempo #heiterbiswolkig

Mit jemand neuem zusammen zu wohnen ist aufregend genug, aber was, wenn dieser neue Jemand ein Hund ist? Wie das ist, wenn ein Tier in eine WG zieht und welche Erwartungen damit einhergehen, damit beschäftigt sich unsere Autorin Carolin in diesem Text.

Die Nacht bevor du gekommen bist habe ich kaum geschlafen. Meine Gedanken haben sich überschlagen und ich war so aufgeregt. Wie würde wohl alles sein wenn du endlich da bist? Würdest du uns mögen, dich hier wohlfühlen? Verstehen dass du jetzt hier wohnst und wir deine Menschen sind?

Ich war so aufgeregt. Und dabei bin ich nicht mal die, zu der du gehörst, denn ich wohne nur mit dir. Und trotzdem bist du mir wichtig, bist du auch meine Verantwortung.

Wir kennen uns noch nicht gut und trotzdem habe ich schon viel von dir gelernt. Zum Beispiel wie natürlich und gut es ist Pause zu machen, denn das machst du am liebsten. Einfach liegen und schlafen, liegen und schnuppern, liegen und Beobachten. Zeit nehmen alles zu verarbeiten. Ich brauche das auch und vergesse das zu oft.

Und auch dass du nichts muss, dass ich vieles nicht muss, ist eine wichtige Erkenntnis. Du musst nicht auf uns reagieren, allen gleich vertrauen oder irgendwen bespaßen. Alles was du musst ist deine Bedürfnisse befriedigen und dabei helfen wir dir gerne.

Und doch machst du schon viel, für mich zumindest.

Du erinnerst mich daran, dass alles spannend ist, denn ich gebe zu manchmal vergesse ich das. Aber jetzt nicht mehr, denn für dich ist alles spannend, jeder neue Raum ein Abenteuer und das ist ansteckend. Wenn ich dir zusehe wie du unsere Wohnung entdeckst, merke ich richtig, wie wenig ich mir Raum und Zeit gebe, Dinge richtig wahrzunehmen. Meinen Gefühlen Raum zu geben, überall wo ich hinkomme Neugierde mitzubringen und mir Zeit zu nehmen richtig anzukommen.

Darin bist du richtig gut, du lässt dich nicht hetzen und bestehst auf dein Tempo.

Zugegeben, bevor du gekommen bist hatte ich nicht gedacht dass, du noch so jung bist und so viel lernen musst. Und ganz ehrlich hatte ich erwartet, dass du mir schneller vertraust, dich freust mit uns in den Garten zu gehen und schon bald mit uns durch die ganze Nachbarschaft stolzierst. Doch jetzt verstehe ich dass das noch Zeit braucht und nur du bestimmen kannst wann es Zeit ist. Und ich bin dankbar für diesen kleinen Dämpfer.

Für mich bist du eine lebende Erinnerung daran dass alle Lebewesen Grenzen haben und es keinenZweck hat zu Erwarten, dass die für mich verändert werden. Grenzen sind wichtig und vielleicht hilfst du mir auch dabei, geduldiger mit anderen Menschen zu werden als ich es jetzt bin.

Ich bin so neugierig auf das was noch kommt denn obwohl du meine Erwartungen nicht erfüllst hast du sie doch schon längst übertroffen.

Carolin ist 24 und lebt in Kassel, wo sie an der Kunsthochschule studiert und zwei Nebenjobs arbeitet. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit Musik, lieben Menschen und damit, sich und ihre Umgebung zu beobachten, zu zeichnen und zu verstehen.

In ihrer Kolumne heiter bis wolkig setzt sich Carolin mit dem Thema Erwartungen auseinander. Was erwarten wir von uns, von anderen, von der Welt? Wo merken wir vielleicht gar nicht, dass wir etwas erwarten und wie werden wir von all dem beeinflusst?

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