TW: Rassismus, Tod
Du hältst ein Schild in der Hand und lächelst.
Das weiße Privileg auf deinen Lippen, das weiße Privileg in deinem Gesicht.
Du hältst ein Schild hoch und lächelst.
Das weiße Privileg umgibt dich voll und ganz.
Du hebst ein Schild in die Höhe auf dem geschrieben steht:
“RASSISMUS IST DAS PROBLEM!”.
Das weiße Privileg, es ist hier und ich kann es sehen.
Das weiße Privileg, es ist hier und ich kann es fühlen.
Es schmerzt.
Während ich lese, was auf all den Schildern geschrieben steht, in großen und kleinen Buchstaben, in bunten und nicht so bunten Farben, geht mein Herz auf.
Ich bin voller Hoffnung.
Während ich in eure Augen, in eure Gesichter blicke, fühle ich mein Herz immer mehr brechen.
Ich bin voller Verzweiflung.
Du hältst ein Schild hoch und denkst damit wäre es getan.
Während viele von uns weinen.
Kein Lächeln auf unseren Gesichtern, während wir schreien: “NIE WIEDER!”.
Kein Lächeln auf unseren Lippen, während wir schreien: “ES WAR KEIN EINZELFALL!”.
Du hältst ein Schild hoch und denkst es wäre genug.
Du hältst ein Schild hoch und fühlst dich gut dabei.
Während viele von uns noch immer weinen.
Du lächelst, während wir vor Schmerz schreien.
Du lächelst, während wir verzweifeln.
Du lächelst, während wir sterben.
Dabei fällt dir gar nicht auf, dass es dein Privileg ist, das du in die Höhe streckst.
Dabei fällt dir gar nicht auf, dass es dein Privileg ist, das du mit deiner Ignoranz aufrecht erhältst.
RASSISMUS IST DAS PROBLEM, ja!
Aber was ist mit deinem Privileg?
—
Ich weiß nicht, ob du dich angesprochen fühlst oder nicht.
Ich weiß auch nicht, was dieser Text in dir auslöst.
Was ich aber weiß: Wenn du in der Lage warst, diesen Text zu lesen, dann bist du mit großer Wahrscheinlichkeit auch in der Lage mehr zu tun.
Du möchtest an diesem Umstand wirklich etwas ändern? Du meinst es ernst und möchtest nicht weitermachen, wie bisher? Du gehörst vielleicht sogar zu den Menschen, die auf Demos gehen und gegen Rassismus demonstrieren? Dir fällt aber erst jetzt auf, dass die Motivation dahinter überdacht werden muss?
Dann kannst du bei dir selbst anfangen! Reflektiere dich und dein Handeln. Reflektiere deine Privilegien, die du genießt, während andere Menschen für grundlegende Rechte kämpfen müssen. Klär’ dein Umfeld auf und schaffe Sensibilisierung für dieses Thema: Überall und jederzeit!
Lern’ von anderen Menschen, die seit einer Ewigkeit auf dieses Problem aufmerksam machen (es folgen Instagram-Accounts von Menschen, die Rassismus aber auch andere Diskriminierungsformen thematisieren und Missstände aufzeigen):
- 19februarhanau
- tupoka.o
- helenfares
- m_amjahid
- fraugehlhaar
- xanax_attax
- aminajmina
- vanessa_vu
- beauty_and_politics
- ischraa
- raulkrauthausen
- feliciaewert
- erklaermirmal
- five.souls.talk
- karakayatalks
Lies Bücher von Menschen, die selbst Rassismuserfahrungen machen und dennoch oder gerade deswegen über ihre Erfahrungen und über die strukturellen Probleme in diesem Land schreiben:
- exit Racism – Tupoka Ogette
- Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten – Alice Hasters
- Unter Weißen – Mohamed Amjahid
- Texte nach Hanau
Hör’ dir Podcasts von und mit BiPoC (Black, Indigenous, People of Color) an:
- 190220 – Ein Jahr nach Hanau
- tupodcast
- Feuer & Brot
Zu guter Letzt: Das kann und darf nicht das Ende sein.
Die Auseinandersetzung mit der eigenen Person gehört zum Prozess dazu. Was aber nicht unerwähnt bleiben darf ist, dass sich in diesem Land und generell in der Welt strukturell und institutionell einiges ändern muss. So, wie es jetzt ist, darf es nicht bleiben, denn das hieße weiterhin, dass wir Menschen so unterschiedlich wir sein mögen, ungleich behandelt werden.
Dabei galt und gilt:
Artikel 3 (1)
Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Was in der Theorie Geltung hat, sollte in diesem Fall auch in der Praxis Geltung haben.
Sorgen wir dafür!
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Melis verliert sich tagtäglich in ihren Gedanken und verbringt nicht selten Stunden damit, Antworten zu finden, die sie weiterbringen. Musik spielt eine essentielle Rolle in ihrem Leben, denn sie eröffnet ihr neue Welten, in denen sie oftmals auf tänzerische Art und Weise Zuflucht sucht und findet.
Die Auseinandersetzung mit politischen Themen hat in den vergangen Jahren einen hohen Stellenwert in ihrem Leben eingenommen, denn sie hat aufgrund ihrer Biografie früh erkannt, dass politische Verantwortung mehr als ernst genommen werden sollte.
Illustration von Linda.
Linda ist Grafikdesignerin und brennt für gute Gestaltung. Sie arbeitet gerne konzeptionell und legt den Fokus auf aussagekräftige Illustrationen. Neben Kunst und Design, liebt sie die Berge, Kaffee und ihr rotes Fahrrad Michl. Außerdem gibt sie definitiv zu viel Geld für Schreibwaren aus.