Für mich ist schon seit vielen Jahren klar, dass ich in einem künstlerischen Beruf arbeiten und meine Liebe zum Zeichnen zum Beruf machen möchte. Mein ganzes Studium arbeitet darauf hin und manchmal werde ich sogar schon dafür bezahlt. Und trotzdem stehe ich immer wieder vor dem Problem, dass es manchmal schwer ist auf Abruf zu kreativ zu arbeiten. Besonders wenn Deadlines näherrücken und die eigenen Erwartungen etwas Großartiges zu schaffen immer größer werden, scheint es unmöglich, wieder zurück in einen Flow zu kommen.
Und was mache ich, wenn das passiert?
Eines kann ich mit absoluter Sicherheit sagen: Zu warten dass die Inspiration kommt, hat mir noch nie geholfen. „Inspiration exists, but it has to find you working“, hat Picasso ja auch schon gesagt. Und da ist wirklich etwas dran. Außerdem merke ich, dass mir das Schaffen immer dann am schwersten fällt, wenn ich es mir schwer mache. Wenn ich überdenke wo ich nicht weiter komme, mir Stress wegen Deadlines mache und meine Erwartungen an mich zu unrealistisch sind.
Und dann hilft es nur einen Schritt zurück zu treten.
Wenn ich merke, dass ich an der Idee an der ich arbeite keine Freude mehr habe, ist das ein ziemlich eindeutiges Zeichen, dass ich in die falsche Richtung laufe. Egal ob es ein Uniprojekt, ein bezahlter Auftrag oder die nächste TIERINDIR Kolumne ist. Die Freude an der Sache, ist das was meine Kreativität antreibt und wenn die nicht da ist, ist der Prozess zäh und das Endprodukt spiegelt das wider. Dann hilft es mir, die Arbeit eine Weile zur Seite zu legen, nochmal neu anzufangen oder eine andere Idee auszuprobieren. Oft sind die besten Ideen am Ende die einfachsten oder die, die ich als Erstes hatte.

Und manchmal ist das auch nicht so und das ist okay. Ich bin keine Maschine, sondern ein Mensch mit Bedürfnissen und begrenzter Energie und seine eigenen Grenzen zu spüren, ist wichtig. Ich bin immer wieder überrascht, wie verständnisvoll die Menschen für und mit denen ich arbeite sind, wenn ich um mehr Zeit bitte oder merke, dass ein angefangenes Projekt doch nichts für mich ist. Ehrlich zu kommunizieren wenn ich nicht weiterkomme, ist jedenfalls besser, als an etwas weiter zu arbeiten, das mich unglücklich macht. Denn das spiegelt sich auch im fertigen Produkt.
und du?
Wenn es dir auch gerade so geht, du kreativ nicht weiterkommst und frustriert bist – du bist nicht alleine und es ist okay so wie es ist. Einen Schaffensflow zu finden, ist nicht immer einfach und besonders in Pandemie-Zeiten sollten wir alle etwas mehr Verständnis mit uns selbst und den kreativen Menschen um uns herum haben. Nimm dir mehr Zeit wenn du sie brauchst, gib ab woran du keine Freude hast und geh einen Schritt zurück. Hinterfrage, was du bisher gemacht hast und betrachte es aus einer anderen Perspektive.
Wie kannst du nochmal neu anfangen? Oder wie kannst du die Idee verändern, damit sie wieder interessant ist?
Gibt es etwas, das dich zu Beginn des Prozesses inspiriert hat, das unterwegs verloren gegangen ist? Wo findest du neue Inspiration?
Was treibt dich und deine Kreativität voran? Woran hast du Freude?
Vielleicht helfen dir diese Fragen ja wieder in den Flow zu kommen oder vielleicht ist deine Arbeit auch schon gut, so wie sie ist. So oder so, sei gut zu dir. Denn Kreativblockaden sind Temporär und Deadlines verschiebbar.

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Carolin ist 24 und lebt in Kassel, wo sie an der Kunsthochschule studiert und zwei Nebenjobs arbeitet. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit Musik, lieben Menschen und damit, sich und ihre Umgebung zu beobachten, zu zeichnen und zu verstehen.
In ihrer Kolumne heiter bis wolkig setzt sich Carolin mit dem Thema Erwartungen auseinander. Was erwarten wir von uns, von anderen, von der Welt? Wo merken wir vielleicht gar nicht, dass wir etwas erwarten und wie werden wir von all dem beeinflusst?