Körper & Bewusstsein
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Die Sache mit dem Nein: Sexuelle Übergriffigkeit

Ich bin Opfer von sexueller Übergriffigkeit. 

Lassen wir diesen Satz einmal einfach dastehen, damit er auf uns wirken kann. Dieser Satz trifft auf viel mehr Leute als mich zu. Er trifft auf viele zu, denen es vielleicht nicht bewusst ist und er trifft nicht nur auf Frauen zu. Es ist ein wichtiger Satz, denn dass ich ihn sagen darf, schließt Fragen wie „War es wirklich Übergriffigkeit?“, „Übertreibe ich da nicht?“, „Habe ich Schuld?“ aus. Und diese Fragen sollten ausgeschlossen werden, denn sie alle legen nah, dass die Situation nicht mit dem Ernst wahrgenommen wird, den sie in sich trägt.

Die Worte, über die wir hier reden, sind heikel und ich will nicht so tun, als gäbe es völlig objektive Definitionen für sie, aber ich werde im Folgenden einige Definitionen vorstellen und dann meine Geschichte erzählen. Ich denke, das ist fair. Ich denke, das ist subjektiv auf die richtige Art und Weise. 

Übergriff: Handlung, mit der man die Rechte, den Kompetenzbereich eines anderen verletzt, bestimmte Grenzen überschreitet“

(Wikipedia)

Ein Wort, dass in Zusammenhängen wie diesem auch oft fällt ist die Begrifflichkeit „sexuelle Nötigung“.

Sexuelle Nötigung ist ein strafrechtlicher Sammelbegriff für sexuelle Handlungen, die gegen den Willen des Opfers vorgenommen werden.“

(Wikipedia)

Hier kommt es auch schon, dieses Wort. Opfer. Es gefällt mir nicht es auf mich zu beziehen, aber vielleicht ist es passend und vielleicht ist es wichtig. 

Es gibt verschiedene Definitionen des Wortes Opfer. Ich schließe im Folgenden die Definitionen aus, die sich ausschließlich auf Opfergaben oder auf den Begriff als Beleidigung beziehen. Mich interessieren zwei Definition. Die erste bezieht sich auf einen Menschen, der Opfer ist: „Jemand, der durch jemanden/etwas umkommt/Schaden erleidet.“ Die zweite Definition bezieht sich darauf, ein Opfer erbracht zu haben: „Durch persönlichen Verzicht mögliche Hingabe zugunsten eines anderen.“

Die Definition für Täter fallen erheblich simpler – vielleicht zu simpel aus. „Eine Person, die eine Straftat begangen hat.“ 

Selbst diese Definitionen werfen noch unzählige Fragen auf: Eine Straftat nach wessen Ermessen? Wo beginnt Verzicht? Wer entscheidet, ob Schaden erlitten oder zugefügt wurde? Und nicht zuletzt: Wann wurden Grenzen überschritten und von welchen Grenzen sprechen wir?

Juristisch müssen die Dinge sicher kompliziert sein, damit man immerhin versucht der Komplexität der Realität gerecht zu werden. Aber zwischenmenschlich braucht es für mich die Definition, dass Nötigung und Schaden das ist, was als Nötigung oder Schaden empfunden wird. Und zwar von einem oder mehreren Betroffenen als solches empfunden wird. 

Was ist mir passiert?

Bevor ich beginne, ein paar Worte zu mir: Ich bin 18 Jahre alt, weiblich, Abiturientin, glücklich und selbstbewusst und seit etwas über einem Jahr Kampfsportlerin. Ich finde ich klinge wie jemand, der weiß, was er will und das auch kommunizieren kann. Das bin ich auch. Aber im Bezug auf Sexuelles oder generell Belästigung, im allgemeinsten Sinn, fällt es mir auffallend schwer, meine Grenzen nicht nur zu benennen, sondern tatsächlich auch für deren Durchsetzung zu kämpfen. Und damit bin ich auch nicht alleine. Ich kenne genau dieses Problem von vielen Freundinnen und ich kenne Geschichten von Männern, die sich nehmen, was sie gerne haben möchte, solange die Frau nicht schreit und tritt. Und ja, das ist ein Übergriff und das ist Nötigung – auch wenn nicht geschrien und getreten wurde. Warum? Weil es, wann immer wir in die Rolle eines Liebhabers schlüpfen, unsere Verantwortung wird, das Ja unseres Partners sicher zu stellen. Ein ausbleibendes Nein ist weit entfernt von einer Zustimmung. Und die brauchen wir. Alles andere ist übergriffig und/oder nötigend.

Ich habe jemanden kennengelernt, mit dem ich mich überraschend gut unterhalten habe. Wir haben Nummern ausgetauscht und uns einmal getroffen und uns danach noch einmal getroffen. Und um genau dieses zweite Treffen geht es. Davor redeten wir darüber, wie wir uns beide keine feste Beziehung vorstellen können, uns aber sehen möchten und uns Sexuelles vorstellen können. Ich erwähnte ganz bewusst, dass ich noch keinen Sex möchte. Es gibt doch unzählige andere Dinge, die man miteinander erleben kann und damit wollte ich beginnen.

Als ich bei ihm war haben wir erst geredet, dann einen Film angemacht und gekuschelt. Er zog meinen Rock hoch, streichelte mich. Alles war in Ordnung, bis er plötzlich unbedingt auf Sex hinauswollte. Ich habe mich sehr grob behandelt und berührt gefühlt, was mich mehr verunsichert hat, als ich gerne zugeben möchte. Er zog sich aus, holte ein Kondom. Hier hätte ich wiederholen müssen, dass ich nicht mit ihm schlafen möchte. Aber ich habe es nicht getan. Ich bin nicht stolz darauf. Das war meine Verantwortung. Ich hätte reagieren und mich beschützen müssen. Aber die Frage, warum ich das nicht getan habe ist ein wichtiger Teil dieser Geschichte. Ich hatte das Gefühl, er würde mein Nein nicht akzeptieren. Ihm schien egal zu sein, ob ich möchte oder nicht und ich hatte den Eindruck, wenn ich Nein sagen würde, müsste ich mich körperlich mit ihm auseinandersetzen. Ich verstehe, dass ich davor Angst hatte. Und doch, ich hätte es tun müssen. Ich hätte für meine Grenze kämpfen müssen. Stattdessen bin ich völlig intuitiv dazu übergegangen, es über mich ergehen zu lassen, ihn stoßen zu lassen, bis er gekommen ist und mich hat liegen lassen. 

Ich bin nicht stolz auf meine Reaktion und doch ist und bleibt es Nötigung und übergriffiges Verhalten. Es war mehr als grottenschlechter, egoistischer Sex (was schlimm genug ist). So richtig bei mir angekommen ist das aber erst am Tag darauf. 

Was hat das in mir ausgelöst?

Das erste, was ich merken konnte war, dass ich ein anderes Verhältnis zu meinem Körper hatte. Ich habe mich deutlich weniger wohlgefühlt. Ich habe mich eklig gefühlt und sehr viel unwohler als zuvor. Außerdem habe ich meinen Körper anders wahrgenommen. Ich kam mir körperlich schwächer, dünner vor. Auch sonst war das der hauptsächliche Effekt: Ja, ich habe mich benutzt gefühlt. Auf jeden Fall. Aber vor allem habe ich mich wahnsinnig schwach gefühlt.

Dazu hatte ich sehr negative Empfindungen gegenüber allen Männern, die ich an diesem Tag gesehen habe. Niemals hätte ich ihnen böse Absichten unterstellt, aber allein, dass sie mir, durch die Tatsache, dass sie mir körperlich überlegen sind, schaden könnten, hat mich unglaublich abgestoßen.

Auch als wesentlich empfinde ich, dass ich meinen Körper an diesem Tag kein bisschen als sexuell wahrgenommen habe und mir nicht vorstellen konnte, sexuelle Lust zu empfinden.

Ganz wichtig ist hierbei, dass diese geschilderten Reaktionen sich auf den Tag danach bezieht. Es war danach nicht sofort alles besser, aber ich hatte wieder mein übliches Verhältnis zu Männern und zumindest weitestgehend auch zu meinem eigenen Körper. 

Was habe ich mir gewünscht? Was für Bedürfnisse waren in mir ausgelöst?

Schutz. Keine Frage. Geborgenheit.

Das eine, wie ich finde noch recht offensichtliche Bedürfnis war, dass ich mich verstanden fühlen wollte. Ich habe mich beschämt und schwach und benutzt gefühlt und ich wollte, dass die Menschen, denen ich davon erzähle das wissen, ohne dass ich es formulieren muss. 

Viel interessanter ist eine andere Intuition von mir, die ich für sehr primitiv gehalten habe, bis ich zusammen mit einer Freundin näher darüber nachgedacht habe. Es ist fast eine Art Fantasie gewesen, mehr als dass es eine einfache Intuition war. Ich wollte, dass ein Mann davon erfährt und ich wollte, dass dieser Mann eine unbändige Wut auf diesen Typen, der mit genötigt hat, entwickelt und dass er ihm Gewalt antun wollen würde. Ich wollte nicht, dass dem sexuell unreifen Mr. X wirklich Gewalt widerfährt, aber ich habe mir gewünscht, dass jemand zutiefst betroffen ist von dem was mir passiert ist und mich schützen will.

Nun zu der Hypothese von meiner Freundin und mir: Männer sind körperlich fast immer größer und kräftiger als Frauen. Das steht fest. Wir sind nicht sicher, warum die Natur das so eingerichtet hat. Vielleicht weil wir Frauen die Superkraft haben, einen kleinen Menschen in uns entstehen zu lassen oder vielleicht aus Zufall. Jedenfalls denken wir, dass dieses Bedürfnis von mir auf den Wunsch zurückgeht, dass ein Mann, der mir mit seiner körperlichen Überlegenheit schaden könnte, seine Kraft stattdessen für mich und nicht gegen mich einsetzt. Und das ergibt Sinn, würde ich sagen.

Wie sollte man als Umfeld reagieren?

So wichtig diese Frage auch ist, habe ich doch nicht sonderlich viel zu ihr zu sagen. Das Zauberwort lautet Verständnis. Zuhören, da sein, nicht anzweifeln, sondern ernst nehmen.

Wieso hat er sich übergriffig verhalten? 

Genug von mir. Er ist ein sehr wichtiger Teil dieser Geschichte. Er ist kein Monster, kein Freak, man hat ihm die Respektlosigkeit nicht an der Nasenspitze ansehen können, dumm ist er ebenfalls nicht und er kam auch ganz sicher nicht auf die Welt mit der Tendenz, übergriffig zu werden. Aber wo auf seinem Weg ist diese Tendenz entstanden?

Hierzu kann ich nur Ideen äußern, nur den Dialog anregen und doch finde ich genau das unsagbar wichtig. 

Fest steht, dass er nicht sonderlich erfahren war und dass es sein Hauptziel an dem Abend war, Sex zu haben. Es war als hätte er ein bestimmtes Bild im Kopf davon wie dieser Abend laufen sollte und als wollte er genau das umsetzen. Außerdem war er, nach eigener Aussage, mit seinen Gefühlen überfordert.

Er war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er kaum empfänglich dafür war überhaupt zu merken, was ich möchte und es war für ihn auch keine Priorität, ein Gespür für mich und meine Bedürfnisse zu haben. Ich habe verschiedene Gedanken dazu, wie es zu diesem „Selbst-Fokus“ kommt.

Pornos zum Beispiel spielen in meinen Augen eine Rolle. Pornos sind nicht schlecht oder böse, aber ich glaube, dass sie auf eine bestimmte Art und Weise konsumiert werden müssen, damit sie keinen Schaden anrichten. Ich glaube, es ist schädlich, wenn ein Mensch Sex durch Pornos kennenlernt, statt durch echten Sex und vor allem wenn Pornos die einzige Quelle sind aus der man seine Informationen über Sex bezieht. Pornos legen die Idee nah, der Mann sei im sexuellen Kontext wichtiger als die Frau und der Frau könnte es ruhig auch gefallen, wenn sie als Objekt behandelt wird, an dem man sich befriedigen kann.

Ich denke die Art, wie wir Sex in der Gesellschaft behandeln spielt auch eine Rolle. Sex ist einerseits überall und wird andrerseits nahezu nie wirklich aufklärerisch und offen thematisiert. Wo also soll einem jungen Menschen bewusstwerden, was für eine Verantwortung Sex ist? In meinen Augen gibt es einige entscheidende Dinge, die dieser Mann über Sex nicht wusste, die zu dieser Situation geführt haben. Und mit wissen meine ich hier kein oberflächliches „Schon mal gehört haben“, sondern eine verinnerlichte Erkenntnis.

#1 Guter Sex ist gegenseitiger Sex.

Selbst wenn ich gewollt hätte wäre es unglaublich schlechter Sex gewesen. Er ist gekommen und duschen gegangen. Was fehlt? Genau, ich. 

#2 Man hat die Verantwortung ganz sicherzustellen, dass der Partner mit einem Sex haben möchte.

Es ist nicht die Verantwortung des Partners, zu schreien und zu schlagen, wenn er nicht will. Es ist deine Verantwortung, es zu sehen, bevor er/sie schlagen und schreien muss!

#3 Ein ausbleibendes Nein ist keine Einwilligung.

Seltsam, dass das nicht selbstverständlich ist.

#4 Frauen sind nicht weniger sexuell als Männer.

Wir sind genauso sexuelle Geschöpfe mit Interessen und Bedürfnissen in diesem Bereich. Wir sind nicht sexuell komplizierter oder weniger lustvoll als Männer. Und wenn du findest, es ist wichtig, dass du als Mann kommst, dann ist es ebenso wichtig, dass die Frau kommt. 

#5 Bei gutem Sex geht es nicht um deine Befriedigung.

Guter Sex ist völlige Hingabe, fast eine Kunst, würde ich sagen. Man kann so viele Dinge lernen und ausprobieren. Unsere sexuellen Bedürfnisse sind ein wichtiger Teil von uns und Sex ist eine großartige Möglichkeit, ihn kennenzulernen und zu erforschen.

Darüber wieso ihm (und sicher einigen anderen) diese Punkte nicht bewusst waren, lässt sich streiten. Ein paar Ideen habe ich bereits geäußert. Allgemein bin ich der Meinung, wir lernen in unserer Gesellschaft zu oberflächlich über Sex und tun viele Dinge als Kleinigkeiten ab, die sich aber zu einem großen Ganzen zusammensetzen, das schädlich ist. Beispielsweise beschwert sich niemand über das Klischee, Frauen würden so schwer und Männer so leicht kommen, aber die Schlussfolgerungen, die daraus entstehen können, sind Gift für uns alle. Gedanken wie, dann sind Männer also sexueller. Dann wollen Männer also immer. Oder wie mir einer meiner Ex-Freunde erklärt hat „Es ist ja nicht die Verantwortung des Mannes, die Frau zum Kommen zu bringen, weil das so schwer ist. Das als Frau für den Mann zu tun ist ja leicht.“

Ich denke, wir brauchen mehr Achtsamkeit für Details in unserem Sprachgebrauch, unseren Angewohnheiten, etc., denn Details formen das große, ganze Bild.

Warum ist es so schwer Nein zu sagen?

Auch wenn es in der Frage implizit steht, hier noch einmal: Es ist schwer Nein zu sagen. Ich weiß, dass es nicht nur mir so geht und es scheint eine besondere Schwierigkeit bei sexuellen Dingen zu sein. Hier ein paar Gedanken, die als Hypothesen gekennzeichnet und auch als solche gemeint sind:

Hypothese #1: Man ist eingeschüchtert

Ich weiß nicht, ob dieser Punkt für Frauen möglicherweise gültiger ist als für Männer, da wir meist körperlich unterlegen sind. Da Einschüchterung ja aber nicht nur über körperliche Bedingungen kommt, maße ich mir nicht an das zu beurteilen. 

Eingeschüchtert von der Situation, vielleicht auch von dem Partner. 

Hypothese #2: Man ist überfordert

Man ist dem Druck unterstellt, ganz schnell eine Entscheidung bezüglich der eigenen Grenzen fällen und diese vertreten zu müssen.

Hypothese #3: Zu geringe Kenntnis der eigenen Grenzen

Vielleicht ist einem manchmal selbst unklar, was man will und was nicht. Hier zu möchte ich allerdings sagen, dass für mich durchaus vollkommen klar gewesen ist, dass ich keinen Sex wollte. Ich sehe mein Problem nicht in der Unkenntnis über meine Grenzen, sondern in der Unkenntnis über ihre Vertretung. Doch jeder Mensch ist anders und das trifft sicher auf viele zu.

Mein Tipp wäre, bei Unsicherheit immer erstmal ein Nein auszusprechen. Man wird es nie bereuen, etwas langsam angegangen zu sein. Man wird es immer bereuen, wenn plötzlich mehr passiert ist, als man wollte (in welcher Hinsicht auch immer).

Hypothese #4: Man weiß nicht, wie man seine Grenzen vertreten soll

Hypothese #5: Man ist unschlüssig darüber, ob die Vertretung der eigenen Grenzen Priorität sein sollte

Ich denke, diese Punkte sind eng miteinander verwoben und treffen sicher beide auf mich zu. Man ist unsicher, wie radikal man werden darf und soll. Man ist unsicher, ob man übertreiben würde, wenn man beispielsweise schlägt oder schreit.

Die Antwort auf jede dieser Fragen ist mir klarer denn je: Man darf und sollte unendlich radikal werden, um die eigenen Grenzen zu wahren. Es gibt kein zu viel und kein übertrieben in dieser Hinsicht. Und noch viel wichtiger ist es, zu begreifen, wie wichtig es ist, sich selbst in dieser Hinsicht zu vertreten und zu beschützen. 

Hypothese #6: Ein Pflichtgefühl gegenüber der anderen Person

Das schließt sich für mich mit Hypothese #5 zusammen. Man fragt sich, ob man selbst oder der Partner gerade wichtiger ist. Man sieht, dass er/sie Lust hat. Es macht einem ein schlechtes Gefühl, vielleicht schlechtes Gewissen, dann Nein zu sagen.

Die Grundregel lautet: Es ist immer derjenige ausschlaggebend, der weniger machen möchte.

Was habe ich daraus gelernt?

Ich habe eine ganze Menge gelernt. Der Abend und die Tage danach waren furchtbar, aber inzwischen denke ich, dass es wichtig war, dass das passiert ist. Ich habe nicht unbedingt wahnsinnig viel Neues gelernt. Eher habe ich Dinge, die ich vorher schon wusste mit einer ganz neuen Drastik verinnerlicht und begriffen und ich denke, das ist unglaublich wertvoll.

#1 Es muss meine Priorität sein, meine Grenzen zu vertreten. Meine ganze Energie muss einfließen in den Versuch, der Situation zu entkommen, die nicht gut für mich ist. Es ist keine selbstliebende Handlung, etwas über mich ergehen zu lassen, was ich nicht möchte oder wovon ich unsicher bin, ob ich es möchte.

#2 Es ist manchmal sehr schwer, seine Grenzen zu vertreten. Es ist trotzdem das einzig Richtige.

#3 Jemand, der keinerlei Fürsorge für mich hat ist kein guter Liebhaber.

#4 Sex kann nur gut sein, wenn ich der anderen Person wichtig bin und sie mir.

#5 Mein Körper gehört mir. Absolut und komplett. Und das ist gut so und zu schön, um es herzugeben. 

#6 Auch wenn ich gerne befriedige, ist es nie meine Aufgabe oder die Funktion, die jemand in mir sehen sollte.

Wieso mich dieser Abend eine noch etwas überzeugtere Feministin sein lässt

Ja, Feminismus. Das schwierige Wort, das so umstritten ist, weil es von vielen nicht mehr als Kampf für Gleichberechtigung, sondern als Kampf für die Frau empfunden wird. 

Die Wahrheit ist: Feminismus ist ein Kampf für die Frau, an den Stellen, an denen sie benachteiligt ist. Und Feminismus ist ein Kampf für den Mann, an den Stellen, an denen er benachteiligt wird. Insgesamt ist es dadurch ein Kampf für beide. Ich weiß, viele empfinden das anderes oder empfinden Mann und Frau als längst gleichberechtigt. 

Meine Erfahrung ist für mich ein Beweis, dass das nicht der Fall ist (einer von vielen). Das Grundproblem dieses Abends war, dass ich als Objekt, statt als Subjekt wahrgenommen und behandelt wurde. Und diese Tendenz, Frauen zu objektifizieren ist eine sehr verbreitete (viele Werbungen geben dafür tolle Beispiele). Objektifizierung ist eine Form von Diskriminierung und Benachteiligung, die öfter auf Frauen als auf Männer projiziert wird. Das bedeutet keinesfalls, dass Männer nicht auch Probleme haben, die verstärkt auftreten, weil sie Männer sind. Die gibt es und sie sind ebenso schädlich. Aber meine Erfahrung dreht sich um dieses Problem und sagt mir, dass wir Feminismus brauchen und ihn so definieren und leben müssen, wie er Offenheit und Dialog schürt und damit allen Geschlechtern nützt.

Was Du aus diesem Artikel lernen könntest

Egal ob du Mann oder Frau bist, es ist wichtig, sich über Sex zu informieren und alles zu thematisieren, was einen interessiert. Pornos sind nichts Schlechtes, aber sie werfen ein sehr einseitiges Licht auf die Dinge. Alles was du in dieser oder auch in jeder anderen Hinsicht konsumierst solltest du bewusst konsumieren.

Mach dir klar, dass es deine Verantwortung ist, deine Interessen und Bedürfnisse und Grenzen zu vertreten und dass das deine Priorität sein muss. Mach dir auch bewusst, dass du Verantwortung für einen anderen Menschen übernimmst, wenn du Sex hast. Du musst wissen, dass diese Person das möchte was du tust und nicht nur nicht wissen, dass sie es nicht möchte. Das zählt nicht!

Der Text wurde anonym eingereicht.

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