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Obdachlosen Menschen in der kalten Jahreszeit helfen

„Die Kippe ist schon ganz schön hart gerade.“

Wir sind auf dem Heimweg, es ist drei Uhr nachts im Januar in Berlin. Rauchen fällt jetzt schwer, weil es eigentlich viel zu kalt ist und bei jedem Zug der Zigarette die Finger ein bisschen mehr abzufrieren scheinen. Aber gleich sind wir da, es ist nicht mehr weit, gleich können wir uns wieder aufwärmen. 

Meine Gedanken schweifen ab zu den Menschen, die jetzt nicht einfach so ins Warme können. Menschen, die kein Zuhause haben und die eisig-kalten Nächte draußen verbringen müssen. Ich komme mir so doof vor. Beschwere mich über den kurzen Weg nach Hause, wohingegen andere Menschen Nacht für Nacht ums Überleben kämpfen müssen. Was kann ich tun? Wie kann ich wohnungslosen Menschen vor allem jetzt in dieser kalten Jahreszeit helfen? 

Achtsam sein

Zunächst ist es wichtig, überhaupt erstmal zu erkennen, ob jemand gerade deine Hilfe brauchen könnte. Wenn du siehst, dass ein obdachloser Mensch kaum geschützt im Kalten schläft, kannst du ruhig mal nachschauen, ob alles okay ist und ihn gegebenenfalls wecken, um deine Hilfe anzubieten. Das erfordert natürlich ein klein wenig Mut, ist aber eigentlich ganz einfach. Sei aber bitte nicht aufdringlich. Falls der Menschen keine Hilfe annehmen möchte, solltest du den Wunsch respektieren. In einigen Städten gibt es sogenannte Kältebusse, die nachts unterwegs sind und nach hilflosen Wohnungslosen sucht, die nicht mehr aus eigener Kraft eine Kälte-Notübernachtung aufsuchen können. Du kannst diese Busse auch anrufen und telefonisch anfordern. 

Geld geben 

Natürlich ist es in Ordnung, einem obdachlosen Menschen Geld zu geben. Auch auf die „Gefahr“ hin, dass die Person sich von diesem Geld Alkohol, Tabak oder andere Drogen kauft, was viele nicht gern unterstützen wollen. Doch durch Geldspenden ersparst du diesen Menschen einen unfreiwilligen kalten Entzug.

Außerdem: Wer entscheidet nicht gerne selbst, was sie oder er mit ihrem oder seinem Geld anstellt?

Grundbedürfnisse decken 

Wenn du kein Bargeld geben, aber dennoch helfen möchtest, kannst du den Menschen fragen, was er oder sie gerade braucht und entsprechend einkaufen. Haltbare Lebensmittel, die nicht zubereitet werden müssen, können eine große Hilfe sein, so auch Obst und Gemüse. Oder eine warme Tasse Tee, um sich ein wenig von innen zu wärmen. Das können aber auch Hygieneartikel oder eine Prepaidhandy-Guthabenkarte sein. 

Wärme

Das wichtigste in dieser kalten Jahreszeit, ist natürlich warme Kleidung. Handschuhe, Mützen oder dicke Socken kannst du entweder direkt verschenken oder auch als Sachspende an eine Organisation übergeben, die diese dann weiter an wohnungslose Menschen verteilt. Besonders hilfreich sind auch warme Schlafsäcke und dicke Decken. 

Öffi-Tickets 

Eine große Hilfe ist ein Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel. Du kannst zum Beispiel ein Tagesticket kaufen, was der wohnungslose Mensch dann selbstständig einlösen kann, wann immer er oder sie es braucht. Es ermöglicht einen Aufenthalt im Warmen bis spät in die Nacht, es ist trocken und sicher. Außerdem bewahrt es vor dem Schwarzfahren. 

Spenden 

Außerdem kannst du natürlich jederzeit spenden und Organisationen, wie zum Beispiel den Kältebus in Berlin, finanziell unterstützen. Aber auch da lohnt es sich, dass jede/r für die eigene Stadt recherchiert, wo am meisten Hilfe gebraucht wird. 

Schaut nicht weg. Besonders im Winter kann es lebensgefährlich werden, auf der Straße zu schlafen. Genau so wie du, freuen sich obdachlose Menschen, wenn sie wahrgenommen werden, du ihnen ein ehrliches Lächeln schenkst und für ein kurzes Gespräch anhältst. Und das nicht nur jetzt, wenn es kalt ist! 

Im Notfall: 110 (Polizei) oder 112 (Feuerwehr/Rettungsdienst)

Berliner Kältebus erreichbar ab 20.30 Uhr unter: 0178 523 5838
1. November – 31. März
täglich unterwegs von 20.30 bis 2 Uhr

Geld spenden:

  • StraßenBLUES e.V. in Hamburg und KARUNA in Berlin haben das Projekt Strassenspende gegründet. Dort spendest Du online, und Deine Spende wird anschließend von  freiwilligen Helfern:innen an obdachlose Menschen auf den Straßen verteilt.
  • Die KARUNA Obdachlosenlotsen in Berlin zahlen jeden Tag 10€ als Soforthilfe an Obdachlose aus, um ihre Verpflegung sicherzustellen. Hier kannst Du direkt spenden.
  • Spende hier online für die #NothilfeBerlin der Berliner Stadtmission, um Angebote für obdachlose oder von Armut und Einsamkeit betroffene Menschen, Geflüchtete oder Kinderbetreuungsangebote zu unterstützen. 
  • Auch ein ehemals Obdachloser sammelt Spenden, um Obdachlose in Berlin mit dem Nötigsten versorgt werden.
  • Beim Projekt #soliküche könnt ihr Mahlzeiten für Obdachlose kaufen und gleichzeitig lokale Restaurants in Berlin und Hamburg in der Krise unterstützen. Beim Speisekombinat in Berlin Mitte und Kitchen Guerilla in Hamburg könnt ihr online für 7 € ein Essenspaket kaufen. Die Mahlzeiten werden dann von den Restaurants zubereitet und an lokale Initiativen für Wohnungslose und Bedürftige weitergegeben, die sie dann wiederum weiterreichen.
  • Der Caritas München kannst Du hier mit einer Geldspende helfen Obdachlose weiterhin zu versorgen.
  • In der Krise sind wir alle auf tagesaktuelle Informationen angewiesen. Obdachlosen fehlt dafür oftmals das technische Equipment. Unterstütze die KARUNA Corona Taskforce durch Deine Spende dabei, 2000 Obdachlose mit Mobiltelefonen und Solarradios zu versorgen.

Schlafplätze spenden:

  • In Berlin werden in der Facebook Gruppe “Schlafplatzorga” schon seit 5 Jahren temporäre Schlafplätze und Rückzugsorte an obdachlose Menschen vermittelt. Jetzt ist diese Vermittlung  so wichtig wie nie zuvor. Wenn Du Dir vorstellen kannst jemanden aufzunehmen, kannst Du über Facebook mit der Organisation Kontakt aufnehmen oder eine E-Mail an sleepingplaceorga@systemli.orgschreiben.
  • Das Projekt #hotelsforhomeless fordert die Unterbringung und Betreuung von obdachlosen Menschen in leerstehenden Hotels. Hier erfährst Du, wie Du das Projekt in Deiner Stadt unterstützen kannst.
  • Unterstütze die Notübernachtung Ohlauer Straße bei verschiedenen Aufgaben des täglichen Betriebs.

Text und Bild sind von Luka.

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