Inspiration
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Verloren gegangene Worte

Dann richtet sich das dumpfe Gefühl wieder gut ein. Rutsch meinen Mund runter, macht sich breit in meinem Bauch. Legt sich auf meine Lieblingscouch und übernimmt die Fernbedienung.

Ich bin an so vielen Stellen offen

Die Wachstumsschmerzen lassen nach dem ersten Wachsen nicht nach.
Kommen immer wieder in Schüben und fühlen sich so endlos an. Und niemand scheint darüber zu reden.
Ich möchte die Stellen nicht länger neu zusammen kleben.
Meine Vase ist zerbrochen und ich kann sie nicht wieder, wie früher, einfach zusammen kleben. Es braucht ein neues Normal.
Und wir müssen das alle lernen. Nicht nur bei anderen sagen, es ist okay. Jeder darf schwach sein. Auch wir selbst. Wir sind alle irgendwo gebrochen.
Und vielleicht muss man auch einmal komplett brechen.
Damit es gesund verheilt.
Und endlich richtig zusammen wächst.

Meine Hände greifen von alleine nach Geländern, Blättern, Händen. Wollen mir immer wieder zeigen, so fühlt sich das Leben an.

Was würde ich dir erzählen, wenn ich könnte? Vom Rhababerkuchen? Von meinem neuen Schreibtisch? Meinen Blumen? Von der Leere, die nie still ist? Von den Küssen? Der Krankheit? Der Wut? Von den Tränen? Dem vielen Lallen? Dem Suchen nach deiner Silhouette? Wie meine Beine weich werden, wenn sie meinen du seist in der Nähe? Und meinem Herz, was in die Hose rutscht, wenn es denkt, du wärst da? Wann bist du da

Ich möchte die Schwere von uns ablösen, wie altes Tesafilm von Fotos, die an anderen Orten hingen.

Meine Haut krempelt sich von Außen nach Innen.
Innen spüre ich sie dumpf entfernt.
Alles hallt nach. Mein Gesicht kitzelt, aber wacht nicht auf. Außen ist alles da.
Die Tür schlägt an meine Schulter, die Wand stellt mir ein Bein. Der Boden lacht mich aus, die Decke lacht mich an.
Ich liege auf dem Rücken
Mein Bauch wummert, winzelt, knurrt.
Bellt mich an und beißt in meine Hand.

Omi nimmt mich im Arm und sagt dann, aber eigentlich, eigentlich hast du es doch gut, oder?

Und dann spucke ich dir wieder Vorwürfe ins Gesicht, schweige mich los, lass dich nicht los. Will dir Antworten aus dem Gesicht kratzen, die du nicht hast, wische mit meinem Ärmel meine Spucke wieder weg, verschmiere alles und was übrig bleibt ist Nichts.
Du hast mir schließlich den kleinen Finger rüber gestreckt, du weisst doch, ich will deine ganze Hand, alles an dir, dann alles in dir.
Ich greife ins Nichts, komme wieder ins Schwanken und niemand hält mich fest.

Wenn unsere Tage verrückt waren, wie so oft, und wir beide in unseren Zimmern liegen, überrede ich dich mit einem Smiley auf Telegram zu einer Zigarette auf dem Balkon.
Dann reden wir wirres Zeug und du reibst deine Augen und fragst, warum sich das eigentlich so nice anfühlt. Ich lache mich in dem Moment kaputt und immer wieder, wenn ich jetzt meine Augen reibe, denke ich an dich und freue mich.

Im Bett bin ich dann froh, dass mir heute ein Glas gereicht hat. Ich gerne hier liegen mag und mir das Kissen im Arm Sicherheit gibt, die ich von niemand anderem gerade mehr möchte.

Ich bin Jette Farina und mag die großen kleinen Dinge, wie das Licht, welches sich in Fenstern spiegelt, den rosa gefärbten Himmel, Pistazieneis, Pommes und Zeit. Wenn ich nicht gerade Jura studiere, koche ich gerne für Freund*innen und mich, gehe gerne Kuchen essen und suche nach schönen Sachen und Momenten auf der Straße, in Museen und in den Köpfen anderer und meinem.

Außerdem übernimmt Jette an jedem dritten Montag im Monat mit ihrer Reihe „Momente dazwischen“ unseren Instagramaccount.

Die Bilder sind von Luka.

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