Monate: September 2020

Warum ich meine Haare gespendet habe

Hilflosigkeit. Das Wort beschreibt, glaube ich, am besten, wie ich mich in den letzten Wochen gefühlt habe, mit allem was auf der Welt gerade passiert. Das Gefühl, nichts tun zu können und nichts zu bewirken. Natürlich trage ich auch meine Maske, halte Abstand, setze mich mit Rassismus auseinander, achte auf meine eigene Sprache und weise auch andere auf ihre hin. Aber irgendwie fühlte sich alles zu passiv an, ich wollte lieber aktiver werden. Leider gibt es in meiner Kleinstadt und auch in den Städten in meiner näheren Umgebung keine Demonstrationen und nur Posts auf Instagram zu teilen, erscheint mir nicht immer zielführend. Auch das Thema Nachhaltigkeit schied im Moment aus, da ich meinen Alltag schon sehr umgestellt habe und ich dort gerade nichts mehr verändern kann. Andere Dinge, wie zum Beispiel unverpackt einkaufen gehen, fallen dank Home Office in besagter Kleinstadt momentan auch aus. Zack die Idee: Ich spende meine Haare. Eine Idee, über die ich schon öfters nachgedacht habe, allerdings immer mit den Worten „irgendwann mal“. Aber jetzt hatte ich endlich mal wieder einen …

Alles nur vorgetäuscht

Es ist schon unzählige Male passiert. Ich habe das Gefühl, sobald man einmal damit anfängt, wird es schwer, wieder damit aufzuhören. Ich kenne außerdem keine Person, der*die es nicht schon mal getan hat – sei es, um dem ganzen vorzeitig ein Ende zu setzen oder um dem Gegenüber ein gutes Gefühl zu geben. Auch ich habe das gut drauf: Mein Stöhnen verändert sich, ich kralle mich ins Laken und mache das berühmte Hohlkreuz – das ganze Programm. Ich bin eine richtig gute Schauspielerin im Bett. Im heutigen ersten Beitrag unserer Sex-Kolumne „mit wem oder allein“ haben wir einige von Euch nach eigenen Erfahrungen mit vorgetäuschten Orgasmen gefragt. Wer macht wen glücklich? Theresa*: Ich kann mich gar nicht so richtig erinnern an die Male, bei denen ich vorgetäuscht habe. Wahrscheinlich habe ich es verdrängt. Es müssen ungefähr zwei Orgasmen bei dieser einen Beziehung gewesen sein. Es tat einfach zu weh und ich wusste, dass da unten alles zu taub war, als dass sich jemals etwas regen würde. Ich tat mein Bestes und spielte Genuss vor. Danach …

Andere Wege gehen #zwischenneugierundbewunderung mit Marlen Albrecht

Das erste Interview für “Zwischen Neugier und Bewunderung“ habe ich mit Marlen Albrecht aka Goldmarlen geführt. Wir sprachen darüber, andere Wege zu gehen, seinem Tatendrang zu folgen und über ihre Arbeit als Schmuckdesignerin. Getroffen haben wir uns ganz 2020 getreu virtuell via Zoom.  Ich kenne Marlen persönlich schon seit einiger Zeit. Im letzten Jahr, hatten wir uns für kurze Dauer ein gemeinsames Studio geteilt. Marlen als Schmuckdesignerin und Unternehmerin, ich als Fotografin, bevor ich Stuttgart dann für eine Zeit verlassen habe. Gerne wäre ich noch geblieben, denn Marlen ist so ziemlich der krasseste Mensch überhaupt, wenn es darum geht Ideen umzusetzen und Dinge anzupacken.  Nach ihrem Studium im Bereich Schmuck, ging Marlen für vier Monate für ein Praktikum nach Stockholm, um bei einem großen Modekonzern zu arbeiten. 2018 gründete sie ihr Label “Goldmarlen“, das national und international immer mehr an Bekanntheit gewinnt.  Deine Label-Gründung direkt nach dem Studium, war das etwas wobei du das Gefühl hattest “das ist jetzt ein anderer Weg“? War das etwas, wofür du dich hast rechtfertig müssen? Meinst du in der Gesellschaft …

Ein Reh in der Lichtung

Ein Reh in der Lichtung. Es sieht Schatten in der düsteren Dichtung. Aus jeder nur erdenklichen Richtung. Es spürt reine Panik bei seinem widerlichen Anblick Doch laufen kann es nicht Er kommt näher Wie der Eisberg, der Titanic Der Schatten, der Schatten. Der dich holt und fängt. Nicht mehr loslässt und dich für immer hält. Es ist vorbei. Ich spüre meinen Atem. Niemand berührt mich. Ich zähle bis drei. Ich schmerze von Besagtem. Noch bin ich nicht bereit für dich. Aber das ist okay. Bald wird es besser. Da bin ich mir sicher. Ich treibe im See, meine Tränen sind das Gewässer. Doch jetzt Ist es besser. – Laura ist 20 Jahre alt, lebt seit einigen Monaten in Wien und ist Philosophiestudentin, als auch Yogalehrerin in Ausbildung. Sie liebt die Sonne und Frühlingsgefühle. Sie ist ein absoluter Gefühls- und Lebemensch und findet nichts attraktiver als einen feministischen Mann, denn ein anderer kommt ihr erst gar nicht ins Haus.  Laura schreibt dieses Gedicht, nachdem sie das Männerwelten Video von Joko und Klaas gesehen hat. Vor einigen …

Untergänge in Gold

Teil I Gehen immer unweigerlich zwei Menschen an etwas zugrunde? Kann ich auch allein an uns zugrunde gehen?Wo kann ich dich lassen, wenn du doch immer wieder zu mir zurückkehrst?Liebe ich es nicht insgeheim, von dir heimgesucht zu werden? Teil II Teil III Du lässt mir keine Ruhe. Du steckst in jedem Glas Weißwein. Und immer, wenn ich dich sehe, beschleicht mich der Gedanke, dass ich niemals so richtig glücklich sein kann wenn ich nicht weiß, wie es sich anfühlt, wenn du nachts neben mir liegst. Manchmal wäre ich gern wie sie alleWeil sie es leicht habenWeil sie nicht suchen und trotzdem findenund dann hinnehmenund dabei bleiben. Teil IV Die Sonnencreme brennt in meinem Auge. Du zählst die Himbeeren in deinem Obsttörtchen und ich zähle die Kalorien in deinem Obsttörtchenweil ich nicht über das Wesentliche nachdenken will. _ Eigentlich ein Teil meiner „Das, was ich nicht sagen kann“-Reihe. Nur habe ich mehr Worte als Bilder gefunden.Teil 1, Teil 2, Teil 3,Teil 4, Teil 5, Teil 6, Teil 7, Teil 8, Teil 9, Teil 10, Teil 11 Beitrag von Imina.

Der Vorhang fällt, nichts dahinter #gibmirwiderworte

Scrollst Du auch manchmal durch die sozialen Medien oder machst die Nachrichten an und fragst Dich einfach nur: was war das denn gerade?Genau dann bist Du nicht Zielgruppe einer klar ausgerichteten Politik, die diejenigen ansprechen soll, die zwischen den Zeilen und unter den Handzeichen lesen können, versuchen und wollen. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeitdas Trilemma der MenschlichkeitHumanrecht, Naturzustand, Gesellschaftspflichtunangestrengt realisierbar, sind sie nicht. Visionen, Pläne, Wahlparteien,prophezeien eine unerfüllbare Wirklichkeit.Hirngespinste, Fantasien, Träumereien,als die Waffen politischer Konstruierbarkeit. Oft genug gelingt es mit einfachen Worten nicht, die Distanz zwischen Gesprächspartnern zu überwinden. Unweigerlich führt dies zu Missverständnissen, Fehlinterpretation oder auch Konflikten. Was auf der persönlichen Ebene halbwegs leicht zu beseitigen oder vorzubeugen ist, wird auf internationalen, politischen Bühnen immer wieder gerne ausgereizt und -genutzt, Kommunikation wird verdreht oder der größere Kontext vergessen. Wo das letzte Wort gesprochen oder das erste falsch betont wurde, kommt es zu berechnenden oder emotionalisierten Handlungen, die mit ihrem Symbolismus die täglichen Titelseiten förmlich erschlagen.  Mit symbolischer Politik werden Gefühle erregt und eindeutige Zustimmung oder Ablehnung verlangt. Anders als eine Politik die Fakten schafft, und daher Nägel …

Neue Fremde (und alte Bekannte)

Ich lerne Leute oft on the go kennen. Auch in längerfristigen Umfeldern, beispielsweise an der Uni, wenn man ein Semester lang ein Modul mit den gleichen Leuten besucht, aber sich nur miteinander versteht, weil man sich jede Woche über Thema xyz aufregt. Vielleicht mal auf Whatsapp anschreiben weil ‘oh schau hier, das erinnert mich an diese eine Situation in der wir beide xyz’. Aber dann doch nicht treffen, doch kein näherer Kontakt.  Auf Reisen passiert mir das ständig. Ich bin in Hostels mit Leuten aus aller Welt, wir sind im selben Schlafsaal und unterhalten uns über Politik in Europa. Ich erzähle, dass ich morgen ins Museum gehen will, du rätst mir früh hinzugehen, weil es immer so schnell voll sein würde. Nach zwei Stunden Reden über Gott und die Welt gehen wir beide ins Bett, du musst morgen früh um acht zum Flughafen, um nach Griechenland zu fliegen und ich bin einfach nur müde von der Anreise. Nachts liege ich dann wach im Bett und bin irgendwie so ruhig wie nie, habe Neues über die …

Wie Du zum Organisationstalent wirst

Nachdem ich einige Jahre verschiedenste Dinge und Aufgaben auf meinen Schultern jonglierte, heißt es für mich: Organisation ist das halbe Leben. Denn seit ich meinen Zeitplan intensiv strukturiere, jeder Bereich, in dem ich tätig bin, seine eigene Farbe hat und ich mir täglich kleine To-Do-Listen schreibe, bin ich auf einmal jemand, der Spaß am Arbeiten hat. Weil nicht überfordert. In diesem Text möchte ich euch einige Hacks verraten, damit auch ihr mehr Organisation in euer Leben bringen könnt. 1. Die Farben meines Lebens Die Farben meines Lebens sind grün, blau, rosa, gelb und lila. Sie stehen für Privates, Uni, Business, TIERINDIR und den Social-Media-Führerschein, mein neues Projekt. Diese ziehen sich durch verschiedenste Anwendungen, auf die ich gleich noch weiter eingehe. Ich habe diese Farben als Textmarker. Damit markiere ich in meinem Notizbuch. Sie finden sich in meinem Kalender wieder. In Organisations-Apps. Und so weiß ich sofort, was zu welchem Bereich gehört. 2. Der digitale Kalender Glaubt mir, ich habe sehr an meinen Printkalendern gehangen. Doch die Vorteile eines digitalen Kalenders, der sich auf deinem Computer …

Von Feminismus und Straßenkreuzungen #Alltagsaktivismus

Ob es einen richtigen Feminismus gibt? Schwer zu sagen. Wer einmal anfängt, sich mit feministischen Themen zu beschäftigen, merkt ziemlich schnell, wie unterschiedlich die vertretenen Positionen und Meinungen dort sein können. Einen falschen Feminismus hingegen gibt es auf jeden Fall. Ein Feminismus zum Beispiel der (kopftuchtragende) Muslim*innen, Sexarbeiter*innen, BIPoc, Behinderte, Mehrgewichtige, Trans- und Intermenschen, Nichtbinäre, Geflüchtete, Asexuelle, Alte, Arme, Homosexuelle und ihre spezifischen Diskriminierungserfahrungen ausschließt. Ein Feminismus also, der nur für hippe, reiche, gesunde, gebildete, weiße cis-Frauen gedacht ist. Diesen Ausschluss-Feminismus zu verhindern, versucht das Konzept der Intersektionalität. Intersektionali…häää?? Den Ursprung des zugegeben sperrigen Begriffs, der erst später von der Juristin Kimberlé Crenshaw in die theoretische Debatte eingeführt wurde, findet sich in den USA der 1960er Jahren. In der damaligen feministischen Bewegung warfen schwarze Feminist*innen der Bewegung vor, dass sie sich nur mit den Interessen der weißen Mittelschichtsfrauen* befassen würden. Sobald die weißen Frauen* sich Gehör verschafft hatten, setzten sich diese nur für ihre eigenen Themen ein und ignorierten die Belange ihrer schwarzen Schwestern. Doch die Verschränkung von Rassismus und Sexismus hat noch viel tiefere …

Kurzes, langes Leben – wenn Kinder sterben

Wir verdrängen jeden Tag das Thema Tod, doch sterben müssen wir alle. Du, Ich, ja sogar der nette Nachbar von nebenan. Wir alle sterben. Das ist gewiss. Gewiss und unaufhaltsam. Aber wir haben so große Angst davor, dass wir lieber verdrängen, als zu erkennen. Wir sind arrogant in unserem Denken, dass jeder Mensch ein Recht darauf hätte 80, 90, ja sogar 100 Jahre alt zu werden. Dieses Recht hat absolut niemand. Das Leben ist nicht unendlich, nein, das Leben ist endlich. Und es kann heute schon vorbei sein. In dieser Sekunde, in diesem Augenblick, stirbt ein Mensch. Ein Mensch, wie Du und Ich. Ein Mensch, der erst ein Gesicht, einen Namen, eine Bedeutung bekommt, wenn man ihn kennt. Ein Mensch, der geliebt wird. Ein Mensch, der Du sein könntest oder eben Ich. Und dieser Mensch stirbt. Jetzt. In dieser Sekunde, in diesem Augenblick, stirbt ein Mensch. Das sollten wir nie vergessen. Denn vergessen wir diese unaufhaltsam bedingt vorgeschriebene Tatsache, so laufen wir Gefahr, überheblich eine „Zukunft“ zu planen. Eine „Zukunft“, die es vielleicht nie geben …