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Einfach mal dankbar sein

Die aktuelle Zeit scheint von Melancholie, Angst und Trauer umnebelt. Für mich sind diese Gefühle vollkommen nachvollziehbar, jedoch bin ich der Meinung, dass der Grund für diese Emotionen notwendig und bitte auch dringend einzuhalten ist. Damit meine ich natürlich die Corona-Krise und die daraus resultierende Kontaktsperre.

Egal mit wem ich kommuniziere, auf der Straße beobachte oder wem ich in Fernsehinterviews zuhöre – die meisten Personen scheinen von Unzufriedenheit bedrückt. Dies kann ich natürlich vollkommen nachempfinden, denn auch ich sehe, außer den trostlosen Straßen und geschlossenen Geschäften, nicht mehr Personen, als meine Mutter, mit welcher ich zusammenlebe. Ein Glück ist sie täglich bei mir!

Auch die Supermärkte scheinen im wahrsten Sinne des Wortes leergefegt. (Zum Thema Hamsterkäufe möchte ich mich dabei nicht äußern. Ich denke, ich vertrete die Meinung vieler, dass für jeden etwas im Regal stehen sollte!)

Wie schon erwähnt, kann ich die Gefühle nachempfinden, welche die Mehrheit der Bevölkerung momentan verspürt. Auch ich bin traurig darüber, dass ich meine Großeltern und Freude momentan nicht persönlich sehen darf. Zudem pausiert mein Studium auf unabsehbare Zeit. Die Ausübung meines Nebenjobs muss ich momentan auch stilllegen. Ich kann also behaupten, dass auch ich mit Langeweile, Monotonie und Einsamkeit zu kämpfen habe.

Vor einiger Zeit, als die Folgen des Virus noch nicht absehbar waren, zumindest nicht in diesem Ausmaß, befand ich mich gerade kurz vor der Abreise nach Österreich in den Winterurlaub. Meine einzige Sorge zu dem Zeitpunkt war die Angst, dass wir möglicherweise keinen Schnee haben könnten. Gott sei Dank hat dann jedoch alles funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe. Wir konnten den Urlaub wahrnehmen und es gab auch mehr als genug Schnee!

Anschließend stand der Besuch bei meiner Tante und meinem Onkel an, auf welchen ich mich ebenfalls sehr freute, denn diese leben beide in Norwegen. Der Plan war, dass ich vier Tage bei ihnen verbringen werde – wir hatten großartige Pläne – und wir am fünften Tag meine Cousine, welche ebenfalls in Norwegen wohnt, besuchen würden. Bis nach Norwegen habe ich es schließlich auch geschafft, trotzdem sich die Corona-Situation schon etwas zuzuspitzen schien.

Und ja, nennt mich unverantwortlich, aber in diesem Fall habe ich leider egoistisch gehandelt und bin trotzdem geflogen. Die Rechnung dafür sollte ich noch am Tag meiner Ankunft erhalten, denn meine Tante und mein Onkel erhielten von ihren Arbeitsstellen, just in dem Moment meiner Ankunft, die Nachricht, dass jede Person, welche sich in Tirol befand oder welche Kontakt zu Personen hat oder hatte, sich für zwei Wochen in Quarantäne begeben müssen. Nun kann sich sicherlich jeder denken, was uns bevorstand… Für mich war das erstmal ein Schock, was sollte ich zwei Wochen großartig unternehmen?

Unser Glück dabei war, dass meine Verwandten nicht in unmittelbarer Nähe zu anderen Personen leben, weshalb wir trotzdem wandern, spazieren oder einfach in die Natur gehen durften. Den Besuch bei meiner Cousine mussten wir jedoch canceln. Wenn ich jetzt hier sitze und diesen Artikel schreibe, kann ich nur über meine Sorgen, welche ich mir zu dem Zeitpunkt machte, lachen. Ich würde sogar so weit gehen und sie als Luxusprobleme bezeichnen.

Im Endeffekt bin ich allein dafür dankbar, dass ich die Möglichkeiten und Mittel habe, solche Reisen unternehmen zu können und auch wenn wir viele Pläne verlegen mussten (die Betonung liegt hierbei auf verlegen, denn ein vorläufiges Absagen bedeutet nicht, dass Dinge nicht nachgeholt werden können), hatten wir dafür mehr Zeit für Unternehmungen, welche unter normalen Umständen vielleicht nicht stattgefunden hätten.

Meine Tante und ich waren sehr viel in den Bergen unterwegs und hatten tolle Gespräche, welche meiner Seele sehr gut taten. Zudem konnten wir einige Arbeiten am Haus und im Garten erledigen, die mir überraschenderweise viel Freude bereiteten!

Schlussendlich habe ich viele neue Dinge ausprobiert und gelernt, einfach mal in den Tag zu leben, ohne jegliche Pläne oder Stress. Als ich jedoch nach Hause kam, hatte sich die Situation in Deutschland sehr verschärft, denn Kontaktsperre hieß, dass ich vorerst nichts machen konnte, außer zu Hause zu verweilen. Dies bereitete mir Angst, denn meine Mama würde den halben Tag weg sein, da sie arbeiten muss und darf (ja, wir haben Glück, dafür bin ich sehr dankbar).

Doch dann habe die ganze Situation nochmal überdacht und beinahe über meine lächerliche Angst, mich zu langweilen, gelacht. In der momentanen Zeit sollte die Angst, mich zu langweilen, die geringste Sorge sein. Meine Familie und ich sind (bis jetzt) noch alle gesund, das ist die Hauptsache!

Auch meine Eltern können ihre berufliche Tätigkeit weiterhin ausüben, wir haben eine warme und gemütlich Wohnung, genug Nahrung und einen Anschluss zum Internet und TV, wovon wir uns den ganzen Tag berieseln lassen können.

Ich möchte damit einfach sagen, dass ich dankbar bin, in einem sicheren, wirtschaftlich starken Land wohnen zu können, gesund zu sein und mir keine Gedanken über Hunger machen zu müssen. Wenn ich nur daran denke, dass es Menschen gibt, welche ein weniger starkes Immunsystem haben, zur Risikogruppe gehören oder sogar an Corona (oder anderen Krankheiten) erkrankt sind, oder Menschen, welche ihre Heimat wegen Krieg oder anderen Gefahren verlassen müssen, bin ich sehr dankbar für meine derzeitige Situation.

Natürlich ist auch mein Alltag momentan eingeschränkt, aber vielleicht sollte ich das nicht als Belastung, sondern als Geschenkt wahrnehmen. Mir wird Zeit geschenkt, um Dinge zu tun, für welche ich sonst keine Zeit habe. Ich kann meine freie Zeit und Energie nun noch mehr in meine Hobbys, wie Sport, Lesen oder Stricken investieren. Ich hätte niemals gedacht, dass mir Yoga Freude bereiten könnte. Dadurch, dass ich jedoch nie die Zeit in diese Sache investieren wollte, habe ich es auch erst jetzt ausprobieren können und siehe da: Es bereitet mir wirklich Freude und entspannt mich.

Ich kann versuchen, meiner Mama mehr Aufgaben im Haushalt abzunehmen und sie dadurch zu entlasten. Aber vor allem kann ich die freie Zeit, welche mir momentan zur Verfügung steht, genießen, denn im Endeffekt wird mich der stressige Alltag schneller zurückholen, als mir lieb ist und arbeiten, früh aufstehen und meinen Tag durchstrukturien, werde ich noch mein ganzes Leben lang können.

Von daher, lasst uns dankbar sein, dass es uns gut geht und die freie Zeit genießen.

Für alle, die es in den aktuellen Zeiten nicht so leicht haben: Bleibt stark und versucht, aus allem das positive zu ziehen, auch wenn es manchmal nur kleine Dinge sind! Aber es gibt auch in den schwierigsten Zeiten kleine Lichtblicke, daran glaube ich fest.

Und bitte lasst uns alle zu Hause bleiben!

Der Text ist von Paula, sie ist 20 Jahre alt, studiert in Potsdam und versucht aus allen Dingen die positiven Aspekte zu ziehen und zu schätzen. Wenn sie irgendwann viel Zeit haben sollte, möchte sie sich mehr auf das Schreiben konzentrieren, denn in ihrem Kopf schwirren viele Gedanke, welche es kaum erwarten können, auf Papier gebracht zu werden.

Die Gestaltung ist von Irma. Sie studiert in Berlin “etwas mit Kommunikation” und setzt sich für Klimagerechtigkeit ein. Sie liebt es auf Demos zu fotografieren, sich in Büchern zu verlieren und im Sommer durch die Stadt zu tanzenIhr findet sie auch auf Instagram.

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