Ich war der Überzeugung, dass Beziehungen nur funktionieren, wenn ich von meinem Partner geliebt werde.
Ich hatte bis jetzt zwei Beziehungen, die unterschiedlicher nicht sein konnten, jedoch im Kern total gleich waren.
Dass die Liebe eine Bindung an eine bestimmte Person ist.
Ich glaube, viele Menschen haben ein Problem mit der Liebe, weil sie denken, dass es darum geht, geliebt zu werden.
Aber ich glaube nicht, dass Sie glücklich werden, wenn Sie geliebt werden.
Es gab Augenblicke, in denen ich mich fragte, ob ich meine Exfreunde geliebt habe.
Ich meine, wirklich geliebt.
Warum lieben wir jemanden? Sind es die tollen Haare, die Art wie dich jemand anschaut oder etwa der Musikgeschmack?
Ich war süchtig nach den Worten des anderen. Die Wörter, die ich mir selbst nicht sagen konnte.
Diejenigen, die meine Seele berührten, konnten meinen Körper nicht erreichen. Und die, die meinen Körper erreichten, konnten meine Seele nicht berühren.
Ich konnte nie gut mit Komplimenten umgehen, bis heute nicht.
Jedoch bin ich mutiger geworden.
Jetzt weiß ich, dass ich kein Körper mit einer Seele bin sondern eine Seele die einen sichtbaren Teil besitzt, der Körper heißt.

Ich musste erstmal die Lieben statt haben, die mir bislang über den Weg gelaufen sind.
Dass die wirkliche Liebe nichts mit der Kettenreaktionen von Ereignissen zu tun hat: Gegenseitige Versprechen, Heirat, Kinder, Wohnung, gemeinsam alt werden.
Denn immer machte ich Pläne für die Zukunft und wurde jedes mal aufs neue von der Gegenwart überrumpelt.
Ich habe gelitten, als ich die Männer verlor, in die ich mich verliebt habe.
Heute ist mir klar, dass ich niemanden verlieren kann, ganz einfach weil ich niemanden besitzen kann.
Wenn ich nichts besitze, muss ich auch meine Zeit nicht damit vergeuden, mich um Dinge zu sorgen, die mir nicht gehören.
Nicht danach zu streben, jemanden zu besitzen.
Nur ich alleine bin verantwortlich für meine Gedanken.
Und das gibt mir ein verdammt gutes Gefühl.
Meine Freiheit besteht darin, nichts zu verlieren und nichts zu hoffen.
Freiheit gibt es nur dort, wo Liebe ist.
Dass Liebe keine Gegenleistung verlangt.
Ich gebe dir etwas von mir selbst und damit meine ich keine Konzertkarte sondern etwas viel Kostbareres.
Ich gebe dir etwas von meiner Freude, von meiner Interesse, von meinem Verständnis, von meinem Wissen, von meinem Humor und von meiner Traurigkeit.
Meine Wahrnehmung von Liebe hat sich verändert.
Ich brauche keinen, der mein Leben erfüllt, schaffe es ja meist selbst nicht, mein Leben zu erfüllen.
Sondern ich will meine Gedanken und Gefühle mit jemandem teilen. Um mich selbst zu widmen.
Denn die Liebe ist nicht im anderen, sie ist in mir selbst.
Ich erwecke sie, aber für dieses Erwecken brauche ich den anderen.
Die Liebe will von mir, das ich jemanden habe, mit dem ich meine Gefühle teilen kann.

Es ist nur eine Frage, wie ich mein Leben angehe.
Wir alle sollten diese Möglichkeit nutzen.
Lisa ist zwanzig Jahre alt und lebt noch (die Betoung liegt auf noch) nahe Stuttgart. Meist ist sie am Atlanik aufzufinden, wo das Meer ihren Alltag bestimmt. Außerdem hat sie eine Schwäche für Skatevideos und Männer mit längeren Haaren.
Sonst träumt sie von einer Altbauwohnung, wo die Fensterbänke so breit sind, dass man darauf bequem sitzen kann.
Die Illustrationen sind von Luise. Sie ist eine junge Gestalterin und Künstlerin, sie lebt in Berlin und studiert dort an der Universität der Künste. Sowohl in der Kunst, als auch im echten Leben liebt sie die Spannungen zwischen dem Komischen und Sensiblen, dem Ehrlichen und Emotionalen, der Freiheit und dem in Gedankenversinken.