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Kauf Dir den verdammten Helm!

„Ich erinnere mich an Blut, warm, viel zu schnell, zu heiß, das an meinen Kinn runtertropft. Wie ich mich vor dem rot getropften Kies erschrecke und zu schreien, zu heulen beginne. Weh tut es gar nicht so sehr, aber da ist so viel rot und bitter blutiger Geschmack im Mund. Mein Schreien verliert sich im strahlend blau, im sonnenklar, auf dem flachen Feld.“

Es gehört nur etwas Unglück dazu

Ich hatte vor zwei Wochen einen Fahrradunfall. Einfach in die Schienen gekommen und schwupps, lag ich da. Klassisch. Es ist auch nicht groß was passiert, mein Arm wurde bandagiert, mein Knie war blutig, meine Hose hatte ein Loch. Aber ich bin unversehrt davon gekommen. Vor allem mein Kopf.

Seit ungefähr zwei Jahren denke ich jedes Mal, wenn ich auf’s Fahrrad steige: „Ich brauche einen Helm“. Und ich bin niemand, der auf dem Rennrad unterwegs ist, schnell düst, viel fährt. Ich habe ein Stadtrad mit dicken Reifen, fahre mit der Geschwindigkeit eines Joggers und überhaupt immer nur bei gutem Wetter. Aber auf das alles kommt es nicht an. Denn man muss einfach nur unglücklich fallen – auf einen Bordstein zum Beispiel – und es ist egal, wie schnell Du unterwegs warst.

„Ich bin bei Regen ohne Helm zurück zur Schule gefahren mit meinem Fahrrad in die Straßenbahnschiene gerutscht und auf mein Gesicht gefallen. Zum Glück direkt gegenüber vom Krankenhaus, der Fahrradlenker war komplett verbogen und mein Gesicht ein bisschen demoliert. Nase verstaucht, Lippe aufgeplatzt, Zähne ein bisschen verschoben und eine Gehirnerschütterung. Mehr ist nicht passiert, aber alles in dieser Situation war Glück im Unglück!“

Ich bin wütend

Warum habe ich, obwohl ich sehr wohl weiß, wie wichtig ein Helm ist, mir diese ganzen Jahre lang keinen gekauft? Ich weiß es. Das hatte tatsächlich mehrere Gründe, die alle unwichtig werden, wenn man erstmal merkt, wie schnell doch etwas Schlimmeres hätte passieren können. Ich habe Geld, andere Anschaffungen und vor allem Eitelkeit vor meine Gesundheit gestellt. Ich bin wütend, dass ich das gemacht habe.

Es sollte das Normalste der Welt sein, dass wir alle nur mit Helm fahren. Aber das ist es nicht. Ich kenne kaum Leute, die Helm tragen. Mir wurde das nie vorgelebt. Ich habe das nie vorgelebt. Und wie oft habe ich Gespräche darüber geführt, wie uncool Helme doch seien. Man wisse, dass es eigentlich gut wäre, einen zu haben, aber was ist dann nur mit der Frisur? Ich sage Euch jetzt: Vergesst die Frisuren und das Geld. Eure Gesundheit geht vor und ihr solltet nicht erst warten, bis es zu spät ist. Bitte.
Tatsächlich bin ich für eine Helmpflicht. Die Anschnallpflicht im Auto gibt es erst seit 1976. Keiner hinterfragt sie mehr. Das wünsche ich mir auch für’s Helm tragen.

„Ich wurde tatsächlich mal von nem Mann in voller Fahrt vom Fahrrad geschubst und bin schwer gestürzt, weil er fand, ich hätte ihm die Vorfahrt genommen. Ich war extrem entsetzt, hatte mich ordentlich verletzt und war wütend. Seine Freundin war das ebenso, sie hat versucht, ihn zu überreden mir zu helfen, aber hat sich nicht durchsetzen können. Tatsächlich sind die dann einfach feige weggefahren und haben mich da liegen lassen. Ein älteres Ehepaar hat mich dann in die Notaufnahme gefahren.“

Wie geht man das Helm kaufen am besten an?

Damit Du Deinen Helm auch wirklich trägst, ist es wichtig, dass er Dir gefällt. Damit Du sicher gehen kannst, dass dir Dein Helm nicht nur gefällt, sondern auch passt, solltest du ihn vorher anprobieren.

Von daher empfehle ich Euch, am besten in ein Geschäft zu gehen und dort verschiedene Helme anzuprobieren und Euch auch beraten zu lassen. Gute (und schöne) Helme müssen nicht mal ein Vermögen kosten. Natürlich kann man auch im Internet mal schauen, was es denn so im Angebot gibt. Auch dort kann man fündig werden. Sichergestellt werden sollte nur, dass man ihn auch zurückschicken kann, falls er nicht passen sollte. Es gibt alle möglichen Arten von Helmen. Bunte, schlichte, sportliche, stylische, Helme zum Zusammenklappen, usw. Es ist für jede*n was dabei, ich verspreche es! Und wenn nicht: es gibt sogar einen „Helm“, der mehr ein Airbag ist, wie ein Schal sitzt und erst aufgeht, wenn man wirklich einen Unfall hat.

Der, den ich jetzt habe, ist ein schwarzer Kinderhelm von Giro, der 69 Euro gekostet hat. Er gefällt mir und es macht mir überhaupt nichts aus, ihn zu tragen. Im Gegenteil. Zum ersten Mal fühle ich mich wieder richtig frei.

Lasst Euch überzeugen!

„Ich bin am frühen Abend, es hat schon gedämmert, bei meinem Apothekenbotenjob durch den Stadtpark gefahren, mäßige Schnelligkeit. Da waren zwei Leute mit nem kleinen Hund, den ich nicht gesehen habe. Der Typ wirft einen Ball von einer Wiese über den Weg hinweg auf die andere Wiese. Der Hund rast hinterher und in mein Vorderrad rein und ich falle um. Und die beiden haben mir die Schuld gegeben und gesagt, dass ich ja so schnell gefahren bin. Haben mir wenigstens noch auf geholfen und sind dann gegangen. Danach habe ich mein Fahrrad zu Freunden geschoben und die haben mich erstmal beruhigt und verarztet. Das war noch ohne Helm. Im gleichen Jahr hatte ich noch zwei kleinere Unfälle und danach habe ich einen Helm gekauft und fahre mittlerweile fast ausschließlich damit! SAFETY FIRST.“

Mich hat bis zu meinem eigenen Unfall nichts und niemand überzeugen können, mir wirklich endlich einen Helm zu kaufen. Manchmal muss erst ein Unfall her, damit man versteht. Aber ich hatte Glück. Leute von Euch, denen es ähnlich geht, haben bei ihrem nächsten Unfall vielleicht kein Glück. Bitte fordert es nicht heraus. Das Leben ist kostbar und kurz genug. Denkt an Euch und Eure Liebsten. Investiert die paar Euro, seid Euch nicht zu schade. Lasst den Geiz und die Eitelkeit hinter Euch und die Gesundheit und Sicherheit vor.

Text von Nora. Zitate von Leser*innen auf Instagram. Danke!
Beitragsbild von Martin.

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