Liebe & Triebe
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Eine Ode ans Single sein

Ich bin Single. Ich bin gern Single.
Und nein, mir fehlt auch nichts in meinem Leben.

Egal, ob im Familienkreis, unter Freunden oder auf Parties. In Filmen ist das Happy-End nur komplett, wenn beide am Ende zusammenfinden oder zumindest zusammen verrecken. Wenn ich Songs aufzählen sollte, die von Liebe handeln, fallen mir sofort mindestens 10 ein, bei anderen Themen müsste ich echt überlegen. Ich bin dauernd mit dem Single sein konfrontiert: „Wie sieht’s denn eigentlich bei dir aus, hast du da wen?“ oder „Ach weißt du, ich wünsche dir mal einen richtig netten Freund!“
Dabei ist diese ganze Sache für mich gar kein so großes Thema und ich verstehe nicht, warum sich bei vielen Leuten scheinbar alles immer um Beziehungen dreht. Der Freundeskreis ist gespalten in Paare und Singles. Manchmal verschwören sich die Singles gegen die Paare, weil die nerven. Manchmal schließen die Paare die Singles aus, weil sie auf „Doppel-Dates“ gehen. Manche Paare können nichts ohne einander machen, andere haben völlig verschiedene Freundeskreise.

Ich kenne einige Menschen, die scheinbar gar nicht Single sein können weil sie seit Anfang der Pubertät immer in Beziehungen waren: Die gar nicht wissen, wie es sich anfühlt, länger als 6 Monate allein zu sein. Hier stoßen beiden Seiten auf Unverständnis: Von mir, weil ich nicht verstehe, wie es ist, das ganze bisherige Leben immer von jemand anderem abhängig gemacht zu haben, und von der anderen Person, die nicht weiß wie es ist, das ganze bisherige Leben immer nur von mir selbst abhängig gemacht zu haben.
Das Einzige, was mir Sorgen macht ist, wenn Luise seit der zehnten Klasse mit Klaus zusammen ist, die beiden nach der Schule zusammenziehen, seitdem nie länger als zwei Tage ohne einander „konnten“ und wenn man sie nach ihren eigenen Wünschen und Zielen fragt, ihnen als erstes die der jeweils anderen Person einfallen. Da ruft die Gesellschaft „Yippie! Die zwei haben sich gefunden. Ist das etwa schon ein Babybauch?“ aber wenn ich länger als ein Jahr ohne eine*n Partner*in lebe, sind alle schier empört und fragen sich, woran es denn liegen könnte und was ich denn dagegen tun sollte (vielleicht doch ein bisschen abnehmen?).

Single sein bedeutet nicht Auf-der-Suche-sein

Keine*n Partner*in zu haben bedeutet in unserer Gesellschaft eigentlich Ausnahmezustand. Eine Übergangssituation – nichts, wo man lange bleiben sollte. Denn Alleinsein, das ist schlecht, und wir brauchen ja alle eine*n Partner*in, um uns komplett zu fühlen, um nicht einsam zu sein. Eigentlich sollten wir ja immer auf der Suche nach dem*der perfekten Partner*in sein, oder? Was hat das Leben denn auch sonst für einen Sinn?  Nicht auf der Suche nach möglichen Geschlechtspartner*innen zu sein bedeutet für viele, dass man sich, das Leben oder die Liebe aufgegeben hat. Langzeit-Singles sind schließlich hoffnungslos verloren und haben ihr Leben nicht im Griff, oder?

Leider kann man manches eben einfach nicht beeinflussen. Denn es gibt Menschen, die wählerischer sind als andere, Menschen, denen die Partner*innensuche schwerer fällt, weil sie nicht heterosexuell sind oder Menschen, die sich mit Bindungen schwer tun weil sie oft enttäuscht wurden. Liebe Leute auf Familienfeiern, an dieser Stelle könnt ihr dann eure Vorurteile behalten und nö, ich will nicht, dass ihr mir Druck macht, den ich mir selber gar nicht machen würde und vor allem will ich nicht, dass die Parter*innensuche der Mittelpunkt und die größte Errungenschaft meines Lebens ist. Danke, aber nach eurer Meinung hab ich gar nicht gefragt, um die geht’s hier nämlich gar nicht.

Beziehung ist nicht gleich Beziehung

Vielleicht will ich manche Beziehungen gar nicht an die große Glocke hängen. Vielleicht definiere ich Beziehungen für mich ganz anders als andere Menschen das tun. Vielleicht müssen gar nicht immer alle wissen, was bei mir so läuft. Vielleicht geht das niemanden außer mir und der anderen Person was an, und vielleicht ist das auch mal gut so.

Alleinsein heißt nicht unbedingt Einsamsein

Von anderen Menschen höre ich außerdem sehr oft: „Bist du nicht einsam, wenn du so gar niemanden hast?“ oder „Fehlt dir das nicht, jemanden zu haben?“ – Jein. Natürlich ist es schön, eine Person zu haben, mit der ich meinen Alltag teilen kann, natürlich bewundere ich Paare, bei denen das jahrelang klappt. Aber so jemanden nicht zu haben bedeutet nicht unbedingt, dass ich einsam bin und jeden Abend allein in meinem Bett sitze und weine, weil niemand da ist mit dem ich kuscheln kann. Ich habe Freiheiten, die ich gerade einfach nicht hergeben möchte. Ich kann tun und lassen, was ich will, und bin niemandem etwas schuldig (oder möchte nicht das Gefühl haben, jemandem etwas schuldig zu sein). Alleinsein heißt nicht unbedingt, einsam zu sein. Es heißt nur, dass ich mit niemandem meinen Alltag oder mein Bett (auf Dauer) teile. 

You do you and I’ll do me

Hier gibt’s natürlich kein Richtig und Falsch. Vor allem will ich nicht auf Menschen in Beziehungen herumreiten. Mir geht es hier lediglich darum, das Single sein genauso zu zelebrieren wie Paare, die dafür bewundert werden, schon fünf Jahre zusammen zu sein.

Es gibt Menschen, die gerne in Beziehungen sind. Es gibt sogar Menschen, die sich selbst (und andere) nur ertragen können, wenn sie in einer Beziehung sind. Es gibt aber auch Menschen die gern Single sind, Menschen, die nicht monogam leben, Menschen, die gar keine Beziehung wollen, Menschen, die asexuell und -romantisch leben, Menschen, die es schwerer haben, weil sie nicht interessiert an einer heterosexuellen Beziehung sind. Und ganz ehrlich: gerade Sex kann man auch gut mit sich selbst haben.

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Text und Collage von Imina.

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