Das Leben in vollen Zügen. Über den Schmerz.
Ich bin auf dem Weg zum Bahnhof. Der Himmel ist bedeckt und ich fröstle, gerade hatte ich Sportunterricht, zwei Stunden Volleyball. Dritte Runde. Wir brauchen schließlich einen Gewinner. „Mädels, ihr spielt gegeneinander, nicht miteinander! Zielt in die Lücken und strengt euch ein bisschen an, oder wollt ihr verlieren?“ Nein. Straßenbahn. Leere Augen schauen an mir vorbei in Smartphones, Rücken werden sich zugekehrt und zwischen allen Fahrgästen befinden sich mindestens drei Sitzplätze Abstand. Auch ich brauche Abstand, will endlich nach Hause. Im Bahnhof angekommen lacht mich mit gebleichten Zähnen aus den Gesichtern glücklicher Familien – Vater, Mutter, Kind und Hund – der rohe Kapitalismus aus. Bunt, glänzend und schreiend grell, aber vor allem gierig, sehr gierig. Mir wird ein bisschen schlecht. Als ich durch die kalte Unterführung an der Nische der Arbeits-, Obdach-, Perspektiv- und Wertlosen vorbei mit schnellem, aber unhörbarem Schritt und einem Drücken in der Brust hoch zum Gleis steige, ist der Zug schon da. Er ist alt, ein bisschen schäbig und schon sehr voll. Ich setze mich gleich in den ersten Wagon, gegenüber …