Es fühlt sich im Moment sehr komisch an, über mich und meine kleinen Ego-Probleme zu schreiben, während die Welt im Ausnahmezustand ist.
Eigentlich wollte ich in diesem Artikel ein kleines Update darüber geben, wie es mir die letzte Monate so ergangen ist, seitdem mein erster Beitrag online gegangen ist. Ob mir das “erwachsene“ Leben ein wenig sympathischer geworden ist und auf welche Erkenntnisse ich gestoßen bin. Ich glaube dieser Text wird so eine Mischung aus dem und der aktuellen Situation, in der wir uns grade alle befinden.

In den letzten vier Monaten habe ich gefühlt mein komplettes Konstrukt aus Vorstellungen, Werten und Meinungen Stück für Stück abgebaut. Meinungen, die ich über mich hatte, Vorstellungen darüber, wie ich mir meine Zukunft immer ausgemalt habe, Werte, die ich unreflektiert einfach übernommen habe und mich wirklich zu fragen, ob es auch meine sind.
Das ist ein Prozess, der viel Zeit braucht, der einem immer wieder im Leben begegnen kann, der dadurch aber nicht weniger schmerzhaft wird. Was bleibt denn dann noch von mir übrig, wenn das ganze Gerüst, das mich jahrelang gehalten hat, plötzlich weg ist?
Dann wird es ganz still. Und diese Stille, Orientierungslosigkeit und Ungewissheit auszuhalten, ist nicht zwangsläufig mit positiven Gefühlen verbunden – im Gegenteil.

Ich glaube, wir alle befinden uns gerade in einer Situation, in der diese Stille präsent ist. Schon alleine dadurch, dass wir an unser Zuhause gebunden sind, viele äußeren Reize wegfallen. Zwangsläufig schauen wir auf Dinge in unserem Inneren, die vielleicht auch eine Neukonstruktion benötigen. Um uns herum nichts als Veränderung und Unbeständigkeit. Unsere Endlichkeit wird uns immer wieder aufs Neue bewusst und auch unser beschränkter Handlungsradius. Gewohnheiten und Rituale, die uns Sicherheit gegeben haben, sind plötzlich nicht mehr da und wir sind erstmal auf uns alleine gestellt. Dies kann bedeuten, dass es ganz schön anfängt zu toben in uns.

Durch Stille entsteht Raum, der neu gefüllt werden kann. Auch wenn leere Räume erst einmal angsteinflößend sind und sich ziemlich kalt anfühlen – Akzeptanz ist der erste Schritt, sie wieder mit Wärme zu füllen.
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Mara ist 22 Jahre alt und lebt zur Zeit in Småland, Schweden, um eine kleine Lehre als Hutmacherin zu absolvieren. Außerdem fotografiert sie gerne Menschen und hält nichts von Kategorien und Grenzen. Ihr “erwachsenes“ Leben lief bis jetzt eher so mittel.
In ihrer Kolumne Wer bist du wirklich? soll es um die Schwierigkeiten der Transition vom Jugend- ins Erwachsenenalter gehen. Um die Überforderung und dem Entdecken der Schönheit in all dem.
Ihr könnt Mara auch auf Instagram finden.