Inspiration
Schreibe einen Kommentar

Eine Ode an Tumblr

Neulich dachte Nora darüber nach, was sie eigentlich zu dem Menschen gemacht hat, der sie jetzt ist. Und sie kam auf eine gewisse Website …

DER Ort

Die prägendste Zeit für meine Entwicklung waren neben meiner frühen Kindheit sicher meine Teenager-Jahre, zwischen 12 und 17, als sich alles, aber auch wirklich alles, noch geformt hat. Umgeformt, neu geformt, anders geformt. Mit allem, was ich konsumiert habe. Gesehen, gelesen, gehört. Irgendwann – es muss gewesen sein, als ich um die 12 Jahre alt war, damals noch im Ballettinternat – habe ich mir einen Tumblr-Account erstellt. Es war DER Ort, wenn man großer Fan von Künstler*innen war (Demi Lovato, Miley Cyrus, Selena Gomez, Taylor Swift,…) und abertausende Bilder und Edits, also bearbeitete Bilder, von ihnen sehen und bewundern wollte.

Stundenlang war ich auf Tumblr. Das heißt, solang ich im Internat Internet hatte (zwei Stunden am Tag). Ich definierte mich über diese Künstlerinnen, die meine Vorbilder waren. Ich dachte den ganzen Tag über sie nach und schrieb abends über sie mit fremden Menschen vom anderen Ende der Welt. Uns einte die Hingabe zu einer unerreichbaren Person.

Mein öffentliches Tagebuch

Tumblr, für die, die es nicht kennen, ist eine Seite, auf der du deinen eigenen Blog erstellen kannst, eigene Sachen posten, aber auch die Sachen von anderen „rebloggen“ kannst. Irgendwann, noch parallel zu meiner Star-Liebe, entdeckte ich auch andere Facetten von Tumblr. Ich wollte einen Blog, bei dem es um mich geht. Und so erstellte ich ihn. Mir wurden dann einige Seiten vorgeschlagen, denen ich folgen könne, und ich tat es. Ab sofort bekam ich also nicht mehr nur Bilder von Disneystars zu sehen, sondern auch Worte, Texte, inspirierende Botschaften, Bilder. Zuerst sah alles ganz rosa aus bei mir. Dann wurde es dunkel. Leute aus meiner Klasse fanden meinen Tumblr, machten mich dafür runter, benutzen das, was ich (re)postete gegen mich. Verachteten diese Website. Und erstellten sich kurz darauf selbst einen eigenen Blog.

Doch ich blieb stark und machte weiter, veränderte vielleicht ein paar Mal meinen Unsername und damit meine URL. Wollte von ihnen nicht für das runtergemacht werden, was ich bin, denn Tumblr war genau das, was ich bin. Und ist dies immer noch. Wer meinen Tumblr sieht, der könnte genauso gut mein Tagebuch lesen. Das war damals, wie heute so.

Eine von vielen

Auf Tumblr fand ich Leute, die ähnlich tickten, wie ich. Die mich verstanden und wertschätzten. Die mir Anerkennung gaben. Mir Fragen stellten, mir folgten. Alles, was mein reales Umfeld nicht tat. Ich begann sogar eine echte Brieffreundschaft mit einer Userin aus Neuseeland, Sophie. Es zeigte mir, dass ich nicht falsch war, sondern eine von vielen. Und genau das wollte ich: Ich wollte eine Gruppe, zu der ich dazugehörte. Im Internet fand ich das. Tumblr gab mir das Selbstbewusstsein, zu zeigen, wer ich bin und dafür zu stehen, egal, was die anderen sagen. Aus diesem Gefühl heraus entstand dann auch mein erster YouTube-Kanal „Ronnie Rainbow“, der, genau wie mein Tumblr, von allen erstmal belächelt wurde.

Nicht gesucht, aber gefunden

Das Internet ist ein Ort, an dem es viel Hässliches und viel Schönes gibt. Aber die schönen Seiten können uns beflügeln und das sollten wir nutzen! Was wäre ich ohne die ganzen Ratschläge und Zitate? Was wäre ich ohne die Bilder von starken Frauen? Die Memes?! All das habe ich mal so sehr gebraucht. Es hat mir eine Richtung gezeigt. War ein moralischer Kompass für mich. Hat mich aufgefangen, wenn es niemand anderen gab, der mir diese Worte hätte sagen können. Ich werde Tumblr für immer dankbar sein, dass es diesen Ort für Austausch bereitstellt. Dass man dort findet, was man sucht oder gar das, was man nicht gesucht hat, aber brauchte.

Noch immer bin ich manchmal auf Tumblr. Ich würde sagen, ich mache Phasen durch. Leider passiert das mittlerweile alles nebenbei, also während ich zum Beispiel ein YouTube-Video schaue, reblogge ich nebenbei auf dem Handy. Meine Aufmerksamkeit ist dann gar nicht fokussiert, eigentlich etwas, was ich gar nicht mag. Es ist eben mittlerweile alles etwas viel. Tumblr wurde von Instagram abgelöst. Noch eine Seite mit ganz vielen hübschen Bildchen und Quotes. Das schöne an Tumblr: Das Selbstdarstellerische, das Vermarkten gibt es hier nicht. Es ist einfach wie eine andere, heile Welt (für mich).

Die goldene Regel des Internets

Ich habe 14 Blogs aus der damaligen Zeit. Einer hat sogar über 100.000 Follower: demilovatofashionstyle. Dann gibt es noch vanessahudgensfashionstyle, 75.000 Follower. Vanessa folgt ihm sogar selbst. Und so weiter. Wisst ihr, damals habe ich mir immer viele Follower gewünscht. Und als ich sie dann hatte, habe ich gemerkt: Okay, in meinem Leben hat sich nichts verändert, außer dass dort eine Zahl mit mehr Nullen steht. Es kommt darauf an, wie sehr du liebst, was du tust, nicht wie viele Menschen hinter ihren Bildschirmen sitzen und anklicken, was du postest. Das sollte die goldene Regel des Internets sein. Danke, Tumblr, dass Du mich zeigen lässt, was ich liebe.

Beitrag von Nora. Ihren tumblr findet ihr unter norawunderwald.tumblr.com.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert