Monate: Oktober 2019

Meine größte Angst – die Depressionen

Sie begleiten mich schon seit meiner Kindheit, seit vielen Jahren. Nicht, weil ich selbst unter ihnen leide, sondern weil es Mitglieder meiner Familie tun. Depressionen sind eine meiner größten Ängste – wie bezeichnend, dass ich mich schon als Kind extrem vor den Dementoren aus Harry Potter gegruselt habe. Damals wusste ich natürlich noch nicht, dass diese tatsächlich Depressionen symbolisieren sollen.  Diese Krankheit jagt mir aus verschiedenen Gründen eine Heidenangst ein. Zum Einen ist da natürlich die Angst um meine Familienmitglieder. Diese Angst ist nicht immer präsent, sondern taucht in bestimmten Situationen auf. Die Krankheit ist auch der Grund dafür, warum ich nie die Möglichkeit hatte eine bestimmte Person überhaupt kennenzulernen. Ich weiß also ganz genau, wie diese Krankheit enden kann. Die Depressionen meiner Familie sind auch der Grund, warum ich schon Angst um mich selbst hatte. Ich erinnere mich da an eine Situation, die schon viele Jahre zurückliegt, eine Autofahrt. Ich weiß noch, dass ich während dieser Autofahrt panische Angst hatte, dass wir das Ziel nie erreichen würden. Wahrscheinlich war diese Angst total unbegründet, denn …

Wieder/ Noch – Zeit/ Geschehen

Im September 2018 schrieb ich den Text über die Vorfälle in Chemnitz mit der Überschrift „Ein Versuch, Worte zu finden“. Gerade mal ein Jahr später stehe ich wieder vor diesem Versuch und es fällt mir schwerer denn je. Mittwoch, 9. Oktober, es ist später Mittag, kurz vor 13:45. Mein Koffer steht gepackt und ich will mich gerade auf den Weg zum Bahnhof machen, um wieder zurück nach Halle zu fahren, wo ich gerade dabei bin, mein Studium anzufangen. Mein Handy vibriert. Eine Nachricht aus einer Gruppe, in die ich erst wenige Tage vorher eingetreten war und in der Leute Mitglied sind, die ebenfalls dieses Semester in Halle anfangen, Kunstgeschichte zu studieren. Jemand schickt einen Screenshot; das erste was ich sehe ist ein roter Leitkegel und darunter das Wort „WARNUNG“. Ich lese weiter: „12:50, Schießerei im Stadtgebiet Halle, Wohnungen und Gebäude nicht verlassen, von Fenstern und Türen fernhalten“. Ich lese die Benachrichtigung mehrere Male durch und denke nur „Was für ein blödes Timing“. Bei dem Wort „Schießerei“ denke ich erst daran, dass es vielleicht einen Raubüberfall …

wie du nur so schön sein kannst

wie du klingstund wie du riechstund wie du michals ganzes siehst wie du sie hältstund zu ihr sagstmit deiner handnur du vermagst zu helfen ihrem atem schwerund ihr verstandsehnt sich so sehrnach dir. ihr bauch,er lernt es sich zu hebenendlich wiedersich zu regenspürt sie ihr herzdie welt bewegen und wie sie anfängt das zu fühlenwill sie nichts – sich nie mehr rührennicht zurück zu all den qualenvon den‘ sie singendie sie malen viel zu groß für ihn und sichsie kann das nicht nicht so, lasst losihr sie – ihr alleängste, los – ihr süchtigengedanken gehthinfort, wo immer ihr nur weit, weit weg – so weitvon hier dass eure rufesie nicht kriegennichts finden mehrsie zu verbiegen sie zu fesselndas ihr wisst – ihr könntzu gut.doch lasst, lasst los. sowie sie weintihr haltet festihr kleines lebenzu vergebenzu verschenkenzu vergessennichts im anblickzu ermessen das seid ihr sowie sie weintgreift deine handist da aberzu dünn die wandum schutz zu währenvor den tiefgedankenleeren sie wünscht sich doch nur eins so sehrein leben das ertragbar wär die einsamkeitsolch eine wie hiersie bringt …

Zwei Jahre TIERINDIR

Heute vor zwei Jahren ist unser erster Post online gegangen.Seitdem hat sich einiges getan. Ich bin sicher, so in etwa hat auch der Jubiläums-Post vom letzten Jahr begonnen.Seit unserer Gründung passiert einfach so unglaublich viel. Wie verrückt das eigentlich alles ist? Ziemlich! Und immer wieder sind es neue Dinge, Neues, wofür wir Verantwortung tragen, neue Ideen, neue Hindernisse. Dieses Jahr haben wir unseren Verein gegründet, haben erfolgreich (dank Euch!) ein Crowdfunding auf die Beine gestellt, Sticker und Postkarten gestaltet und gedruckt, waren auf Messen unterwegs (und haben gemerkt, dass das nichts für uns ist), haben Vorträge gehalten, uns gegenseitig besucht, das Print-Magazin besprochen, einen weiteren Podcast ins Leben gerufen und mehr als 100 Beiträge veröffentlicht. Das alles hätte ohne Euch als Lesende, Beitragende und Unterstützende natürlich nie funktioniert. Also Danke! Danke, dass ihr an unsere Vision glaubt! Da wir langsam, aber stetig wachsen, hart an unserem Print-Magazin arbeiten und noch viele andere Ideen haben, ist es Zeit, auf TIERINDIR.de neue Wege zu gehen.  Von Anfang an waren wir von der Qualität unserer Zusendungen begeistert! Warum …

Schminke? Nicht auf mir!

Mit durchschnittlich 11,8 Jahren fangen Mädchen an, sich zu schminken und über 80% der Menschen benutzen täglich Beauty-Produkte. Im Alter von 10-14 Jahren schminken sich lediglich 27% der Menschen, doch bei 15-20 Jährigen nutzen nur 21% selten bis nie Make-up. Also: etwa vier von fünf der heranwachsenden Frauen schminken sich beinahe täglich, was sehr erschreckend ist. Denn es gibt unfassbar viele Gründe, welche für die Natürlichkeit sprechen, finde ich! Wer ist das? Ich gehöre nicht seit jeher zu den 21% der ungeschminkten jungen Frauen. Ich habe mich ab der 6. Klasse täglich vor der Schule geschminkt und erinnere mich noch ganz genau an eine Situation, über die ich im Nachhinein nur lächeln kann. Als ich eines Morgens in der Schule ankam, bekam ich zu meinem Erschrecken mit, dass ich den Fototermin für das Jahrbuch vergessen hatte, welcher alle zwei Jahre anstand. Dazu war es mein erstes Jahrbuch-Shooting auf dem Gymnasium und natürlich sollte dieses als Erinnerungsstück besonders schön werden. Als meine Freundinnen die Situation bemerkten, wollten sie mir aushelfen und baten mir all ihre Schminke …

Nachdem ich so lang weg war

Nachdem ich so lang weg war,Ist es schwer wieder anzufangen.Zu schreiben. Schwer in Worte zu fassen,Was gewesen ist.Schwer zu be-schreiben. Also nehme ich mir einen Augenblick. Ich schaue zurück. In meinem Notizbuch steht in wackeliger Schrift„Ist das schön, für mich zu leben.“ Weil ich’s seit ein paar Wochen zum ersten Mal tu’. Ich habe das Gefühl,Ich hätte einen Kampf gewonnen.Einen Kampf gegen meine eigenen Muster.Habe sie hinter mir gelassen, sträube mich gegen sie. Hätte nicht gedacht, dass ich noch mal so viel Lust aufLeben haben könnte.Aber die habe ich. Mein Umfeld fühlt sich wie ein großer Spielplatz an,Auf dem ich alles erstmal ausprobieren muss.Schaukle und wippe hin und her. Doch bin stark.Ich kann das. Bin froh, nicht aufgegeben zu haben.Bin froh, wieder hier zu sein. Text und Fotos von Nora. Diesen Beitrag gibt es auch zum Hören.

Der Weg im eigenen Kopf

Täglich haben wir sie. Sie sind, wenn sie sich erfüllen, immer mit einer gewissen Portion Genugtuung verbunden, wenn sie es nicht tun, mit Enttäuschung oder Frustration. Erwartungen sind ganz normal. Sie gehören dazu. Sie sind ein Versuch, das was kommt oder nicht kommt abzuschätzen, das tun wir Menschen, denn es gibt uns Sicherheit, im Voraus zumindest. Das ist aber nicht immer so. Immer alles vorraussehen zu wollen, gibt uns auch Unsicherheit. Es schränkt uns ein, lässt uns zweifeln. Wir fixieren uns zu sehr auf das, was wir geschehen sehen wollen. Wir sehen nur den einen Weg anstelle all der verschiedenen Möglichkeiten die sich uns bieten. Und die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Weg, gerade dieser eine, den wir in unserem Kopf gebaut haben, der richtige ist, ist vielleicht doch nicht so wahrscheinlich. Nichts, das mehr mit Sicherheit zu tun hat. Manchmal muss man von diesem Weg im eigenen Kopf abweichen, ihn hinter sich lassen und anderen Wegweisern als nur den eigenen folgen, oder vielleicht auch mal gar keinen.  Sich einfach von den eigenen Füßen tragen lassen, schauen …

Wortgetänzle

Vor zwei Jahren hatte ich die Ehre, den ersten Gastgedankenbeitrag zu gestalten. Zwei Jahre später bin ich umgezogen, habe angefangen zu studieren. Ein ganz neues Leben hat für mich begonnen mit neuen Aufgaben, neuen Schwierigkeiten, aber auch neuen Freunden, neuem Mut und neuer Kraft, die ich mir selbst erarbeitet habe und natürlich auch mit vielen neuen Gedankenschnipseln und voll geschriebenen Notizbüchern. Heute teile ich davon wieder gerne welche mit euch. /                                                                                                                                                                                 Die schönsten Worte wurden noch nicht gefunden.                                                                                                                        Ich bestimme meine Öffnungszeiten.Meine Angebote und meine Preise.Wen ich mitnehme auf meine Reiseund von wem und was ich Urlaub brauche.Wann ich rauche und was ich feiere, worauf ich saufe.              Noch schüchtern wird vorsichtig der Sekt geköpft.Es schäumt,ein Schwall an guten Gefühlen will sich einfach nicht mehr vom Korken der Coolness zurückhalten lassen. Noch bedächtlich werden die Gläser, noch halb voll gemacht.Würde innegehalten werden, könnte der Sekt, und dessen prickeln gehört werden.Halbtrocken, halb ernstfallen die trockenen Worte geschmeidig aus den Mündern.Lallend, prickelt jeder Schluckund schmecktnach mehr.                                                                                                                                                                                                                                      Ich möchte manche Gefühle nie abstreifen, wie die …

Eine Ode an die Heimat

Das mit meiner Heimat, das war mir nie so klar. Also schon: In meinem Dorf bin ich groß geworden, hab auf den Straßen gespielt, Banden gegründet, auf den Feldern gezeltet und dabei den Sternenhimmel bewundert. Hab im Sommer in dem kleinen Bach gebadet, bin in meiner Jugend etwas angetrunken durch die Straßen getorkelt, habe mit meiner Oma Pudding gekocht und mit meinem Opa Mühle gespielt. Doch das alles war für mich schon immer selbstverständlich. Jeden Tag Freunde treffen, Geschwister sehen, mich mit meiner Familie umgeben. Das schien zwar alles perfekt, doch nach dem Abi wollte ich einfach nur raus – in die Ferne, weite Welt, neue Leute kennen lernen, meinen Horizont erweitern – das Übliche eben. Was mich schließlich davon abhielt war die Angst, dass sich in meinem Dorf, in dem ich halt schon 18 Jahre gelebt hatte, irgendwas verändern könnte und es dann nicht mehr so war wie vorher. So vertraut, geliebt, gewohnt. Und doch so unterschätzt.  Als ich dann aber ein Jahr später gezwungenermaßen wegziehen musste – zwar nur in die nächste Universitätsstadt, …