Das Abi ist in der Tasche. Ich stehe an diesem Bahnhof und warte auf den Zug, der mich an das nächste Ziel bringt. Obwohl ich schon weiß, wohin es geht, habe ich trotzdem das Gefühl, eine falsche Entscheidung zu treffen. Ich stehe am Gleis, Züge fahren an mir vorbei und der Wind zieht mich mit. Ich sehe, was alles sein könnte und was doch nicht ist (und vielleicht niemals sein wird).
Alle Züge stehen mir zur Auswahl. Jeder einzelne könnte mich an einen neuen Ort bringen.
Direkt mit den Studium anfangen? Nimm‘ den ICE nach Oldenburg um dort zu studieren.
Einen Freiwilligendienst machen? Fahr‘ mit dem RE an den Bodensee runter.
Ins Ausland gehen und jobben? Lauf‘ aus dem Bahnhof raus und fahr mit dem Shuttle an den Flughafen.

Alles könnte sein und ich muss mich festlegen. Klar kann ich von einem anderem Bahnhof oder Flughafen aus jederzeit wieder zurückkommen oder von dort aus woanders hin. Und ganz tief in mir weiß ich auch, dass das so sein wird. Ich bin kein Mensch der an einem Ort bleiben kann, ich lebe von dem Gefühl der Fremdheit und dem Unbekannten in der Ferne. Und trotzdem, jetzt wo ich wegkomme, den Bahnhof in einer anderen Stadt mein neuer Ort zum Verweilen sein wird, da kriege ich dieses Gefühl, dass ich falsche Entscheidungen treffe. Aber wie viel falsch im Leben muss man durchleben, um ein Gefühl für das richtig zu bekommen? Und wann bemerkt man überhaupt das etwas falsch oder richtig für jemanden ist?
Ich werde bald in diesem Zug einsteigen und zu einem anderen Bahnhof kommen, an dem ich etwas verweilen werde. Vielleicht war die Entscheidung, die ich getroffen habe, doch nicht falsch und wenn sie das war, dann kann ich lächelnd sagen, was ich in Zukunft dann doch nicht mehr machen möchte.
Wenn die Zeit wegläuft und man alleine am Bahnhof steht und das Gefühl hat, alle Züge rauschen nur an einem vorbei, da muss man manchmal einfach die Augen schließen und es einfach genießen. Das was jetzt in diesem Moment noch ist, in der Zukunft bald sein wird und was sich alles noch ändern kann.
Alles wird schon irgendwie klappen.

_
Worte & Analogfotografien von Luna.
Bearbeitung von Imina.
Luna ist da zuhause wo sie fremd ist, reist gerne in andere Städte um sie auf Film aufzunehmen, will immer etwas neues über die Welt lernen und setzt sich gerne mit politischen Themen auseinander. Später möchte sie mal in der naturwissenschaftlichen Forschung mitwirken, im Kittel die Welt verändern.