Du & Ich, Gastgedanken
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Samstagabend-Einsamkeit

Es ist 19.00 Uhr an einem Samstagabend. Ein durchgeplanter Self-Care-Day. Ich habe mein Handy ausgeschaltet. Zum Einen, weil der Akku wie immer leer ist, zum Anderen um so wenig toxische Einflüsse über Social Media zu bekommen und Zeit für mich selbst zu haben. Dieser Abend soll nämlich perfekt werden.

Ich mache ein wenig Yoga, tanze zu „Cool“ von Ilgen Nur und koche mir die leckerste vegane Bowl, die es gibt. Ich bin richtig glücklich und ich merke, wie meine Energie, die ich über die Woche verloren hatte, wieder aufkeimt. Es gibt schon einen Grund, weshalb man sich um sich selbst kümmern muss. Weshalb wir alle, wie kleine Blumen hin und wieder auch mal gegossen und gedüngert werden müssen. 

Doch, wie das kleine nervige Preisschild an einer neuen Bluse, kratzt und pikt mich etwas. Ein unangenehmes, beunruhigendes Gefühl, das mit Verlauf des Abends immer mehr von mir einnimmt. Es pocht und verfolgt mich, bis ich es nicht mehr ignorieren kann. 

Einsamkeit

Dann ist es auf einmal 0:30 Uhr. Doch das Handy angeschaltet. Man könnte ja was verpasst haben. Dann wird auf Snapchat entdeckt, dass Freundin X und Freund Y auf ein Konzert gegangen sind.

Ein kleines Ziehen in der Magengegend

Dann wird mit den ganzen Influencern auf Instagram verglichen, die ein unglaublich tolles und erfülltes Leben zu haben scheinen. Die gerade den Abend ihres Lebens verbringen und andere neue, interessante Leute treffen. Da kommt Neid auf. Neid, weil man selbst nicht Teil dieser Welt ist. Parce que je suis l’ermite. 

Schwitzige Hände

Das ist alles ganz weit entfernt von der realen Welt, das weiß ich natürlich. Aber trotzdem wurmt es gewaltig. Weshalb wünschen wir uns dieses wunderbare, perfekte Leben eigentlich so sehr? Weshalb treffen diese ganzen Leute sich so oft und verbringen Unmengen an Zeit zusammen? Weshalb wirken ihre Freundschaften und Beziehungen so organisch und perfekt? Und wieso lasse ich mich eigentlich so sehr davon beeinflussen? 

Schweres Atmen

Weshalb können wir an einem Samstagabend nicht ohne einen bitteren Beigeschmack allein sein? Weshalb baut sich da ein schlechtes Gewissen ein? Wir fühlen uns oft so unglaublich allein und sind es dabei doch gar nicht. Genau das ist gerade das Gemeine an der Einsamkeit. Oder doch eher Social Media. Wir denken, mit der ganzen Welt verbunden zu sein. Aber tatsächlich sind wir nur in unserer eigenen Blase und sinken ein bisschen in der Melancholie, schon wieder nichts Besonderes erlebt zu haben.

Eine große schaumige Welle 

Aber besondere Erlebnisse kommen ja bekanntlich zu uns, wenn wir für sie bereit sind. Und genau das ist bei jedem unterschiedlich. Und eigentlich bin ich froh, mir diesen Abend geschenkt zu haben. Spätestens jetzt habe ich mir einen Kakao gemacht, setze mich vor den Spiegel und lächele mich an. Ich sage mir „das Glück hast du genau hier und die Einsamkeit nimmt es mit“.

Ich stehe auf und entscheide mich, dieses ganze Gedankenwirrwarr mit jemanden zu teilen. Ich rufe meine beste Freundin an.

Sophie ist 17 Jahre, tanzt, kocht und zeichnet für ihr Leben gern und liebt es, sich durch Kunst jeglicher Art auszudrücken. Am liebsten durch das schreiben. In ihren unendlich vielen Gedankenbüchern sammelt sie alles, was sie bewegt und versucht damit den harten Teenager-Alltag zu verarbeiten. Gegenstände ihrer regelmäßigen Tagträume sind meistens leckeres Essen, Blumen und Italien. 

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