Als ich 11 Jahre alt war, habe ich das erste mal masturbiert. Damals kannte ich wahrscheinlich noch nicht einmal dieses Wort. Ich habe mich einfach „da unten“ angefasst und es fühlte sich gut an. Wenn ich rubbelte, dann bekam ich ein gutes Gefühl, was durch meinen ganzen Körper zu fließen schien. Einen Höhepunkt gab es damals allerdings noch nicht. Über Orgasmen fand ich erst später heraus.
Zufälle. Es waren Zufälle: Dass ich erfuhr, wie ich es mir selbst besorge, war ein reiner Glücksfall. Schade eigentlich. Denn hätte ich gewusst, dass es so gut wie alle machen, hätte ich mich nicht so komisch beschämt deswegen gefühlt. Hätte mich vielleicht mit anderen Freundinnen, Freunden und meinen Eltern darüber ausgetauscht. Hätte Neues gelernt und es mir noch besser selbst machen können. Hätte früher einen Höhepunkt erlebt.

Natürlich wussten alle damals irgendwie, dass es das gibt. Jungs machen das. Männer. Und manche schauen dabei Pornos. Aber Mädchen? Frauen? Darüber wurde nicht geredet, davon wusste man nichts, das war ein absolutes Tabu. Ein Tabu, das in die Irre führt. Denn fast jede Frau masturbiert regelmäßig. Manche tun es mehrmals die Woche, manche einmal im Monat. Und dennoch: es wird verschwiegen. Und auch irgendwie verpönt. Denn Frauen brauchen doch Männer zur Befriedigung, oder? Warum ist es so normal, dass Männer Hand anlegen, aber den Gedanke daran, dass Frauen masturbieren, finden wir seltsam?
„Warum erwartet man, dass Sex immer nur zu zweit geht? Was ist am „Sex mit sich selbst“ so anders?“
Sylvie
Fest steht zumindest eines: Wir sollten es alle tun!
Denn Selbstbefriedigung ist eine der schönsten Weisen, mit der wir uns selbst Gutes tun können. Und gut für die Gesundheit ist sie obendrein! (Mehr dazu gibt’s hier!) Durch Masturbation lernt man den eigenen Körper kennen und und findet heraus, was die eigenen Vorlieben sind. Das ist gut und wichtig investierte Zeit. Jedes Mal auf’s Neue. Egal, ob es drei Minuten oder 15 sind. Also: Go f*ck yourself!

Natürlich ist Masturbation eine gute Lösung, um sich mal eben so zwischendurch zu entspannen, vor allem wenn man gestresst ist. Genau das kann aber auch problematisch werden, weil es eben nichts Besonderes mehr ist und schnell zur Routine werden kann. Es ist inzwischen so normal geworden, sich kurz ins Bett zu legen, Handy an, Kopfhörer rein, Finger in die Hose und da ist er: der Orgasmus.
Dazu kommen dann noch kleine Helferchen, wie Sexspielzeuge oder Pornos, die neben vielen Vorteilen eben auch einige Nachteile mit sich bringen. Pornos kannst du immer und jederzeit anschauen. In fünf Minuten zum Orgasmus, ganz schnell und einfach für Zwischendurch. Und das auch noch mehrere Male am Tag. Durch die äußere Stimulation machen sie es dir noch leichter, einen Orgasmus zu bekommen. Eigentlich eine tolle Sache, nur leider kann es auch dazu führen, dass du abstumpfst.
Auf dem normalen Weg wird es so immer schwerer, einen Orgasmus zu bekommen. Ist ja auch klar, dass du deine Hand niemals so schnell bewegen kannst, wie die Vibrationen von einem Sexspielzeug. Aber wenn du dich erstmal daran gewöhnt hast, reicht dir die Bewegung der Hand einfach nicht mehr aus.
Pass also auf, dass du deine Masturbation nicht zur normalen, immer gleichen Routine gegen Stress werden lässt und dich nicht zu sehr an äußere Stimulationen gewöhnst. Nimm dir einfach etwas mehr Zeit als bloße fünf Minuten. Probiere auch mal andere Berührungen und andere Positionen aus. Liegst du immer auf dem Rücken, wenn du es dir machst? Schaust du immer ein Porno? Wenn du dich zu sehr an deinen immer gleichen Ablauf gewöhnst, fällt es dir umso schwerer, beim Sex mit einer anderen Person befriedigt zu werden, weil du so ein eingespieltes Team mit dir selbst bist. Und sind wir mal ehrlich, irgendwie ist es ja auch ein bisschen langweilig. Es gibt so vieles, was ausprobiert werden will, warum nicht einfach mal machen?

Selbstbefriedigung ist so etwas Schönes, ein Liebesakt mit dir selbst. Lass es nicht eintönig und stumpf werden. Du musst ja auch nicht gleich übertreiben, direkt Kerzen anzünden und in einem Bad voller Rosen baden, sondern es einfach immer wieder zu etwas Besonderem machen, so wie es für dich eben am besten passt.
„Kann Masturbation als Mediation dienen? Weil so fühlt sich’s für mich an.“
Julia
Um noch einen weiteren von den vielen Vorteilen zu nennen, die Selbstbefriedigung mit sich bringt: Eine Beziehung kann es total bereichern, wenn ihr über Selbstbefriedigung sprecht und der anderen Person zeigt, was euch gefällt. Das Schöne ist ja, dass ihr so vieles am eigenen Körper ausprobieren und später mit dem/der Partner*in ausprobieren könnt. Hier gilt auch: Das muss euch alles überhaupt nicht peinlich sein. Mit ziemlicher Sicherheit und Erfahrung können wir sagen, dass es der/die Partner*in auf jeden Fall aufregend und erregend finden wird, wenn ihr gemeinsam über das Thema sprecht und auch das ein oder andere zusammen ausprobiert.
Wichtig ist aber auch, dass du nicht aufhören musst, dich selbst zu befriedigen, nur weil du jetzt eine/einen Partner*in hast, sondern so oft, wie du eben die Lust dazu verspürst.

In deiner Fantasie ist alles erlaubt. Genau das ist doch auch das Schöne daran: Die kann dir niemand wegnehmen, keiner kann dir einfach in deine Gedanken hineinschauen. Gerade deshalb solltest du nicht das Gefühl haben, dich für eine Fantasie rechtfertigen zu müssen oder das Gefühl haben, dass du es „übertreibst“ oder „pervers“ bist. So’n Quatsch! Lass deinen Gedanken freien Lauf und schränk dich nicht selbst ein! Dies ist doch deine Zeit und es geht darum, dass du dich wohlfühlst.
Dabei ist auch ganz individuell, wie oft du es machst: Manche machen es mehrmals die Woche oder täglich, andere haben vielleicht einmal im Monat Lust darauf. Auch hier gibt’s kein Richtig und kein Falsch – schließlich geht’s um deine ganz individuellen Vorlieben!

Das Wichtigste, was wir im Bezug auf Selbstbefriedigung über die Jahre gelernt haben: Es machen sowieso alle, auch wenn sie es nicht zugeben. Und wenn Leute es nicht machen, schauen sie dich bestimmt nicht komisch an sondern bewundern es eher, wenn du so eins mit deinem Körper bist und offen mit dem Thema umgehst. Deshalb: Sprecht darüber, tauscht euch aus. Das muss euch nicht peinlich sein. Gleichzeitig könnt ihr natürlich auch still und heimlich genießen, wenn es euch damit besser geht.
Probiert’s aus und probiert euch aus. Denn über euren Körper bestimmt nur ihr selbst – niemand anders.
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