Nach rosig duftender Blumenwiese riecht deine Vagina nicht. Und meine auch nicht. Und das ist auch ganz normal. Und trotzdem ist da immer wieder dieser Gedanken, der in die weiblichen Köpfe eingepflanzt wird, dass unsere Scheidenflora bitte gut zu riechen hat und auf keinen Fall stinken darf. Sobald man nämlich einen Drogeriemarkt betritt und sich in die Abteilung mit den Damen-Hygieneartikeln begibt, scheint jedes Produkt zu schreien: „Deine Vagina stinkt!“
Durch Tampons und Binden mit extra Duft wird uns vermittelt, dass wir da unten nicht gut riechen und es bitte, so schnell wie es nur geht, ändern sollen. Es gibt inzwischen Intimsprays oder Waschlotionen und sogar extra Duschen für die Intimzone, um dieses angebliche Problem zu lösen. Dass dieser wirklich chemische Eingriff deiner Scheidenflora schaden kann, bedenkt jedoch niemand.
Wenn man sich außerdem die Verpackungen dieser Mittelchen mal genau anschaut, fällt auf, dass sie alle rosa sind. Oder Abbildungen von Blumen zeigen. Oder beides. Auch in der Werbung oder auf den Sozialen Medien wird die Vagina mit blumigen, rosigen Themen in Verbindung gebracht.
Auch der Trend, dass das weibliche Geschlecht neuerdings mit aufgeschnittenen Früchten in Verbindung gebracht wird, beeinflusst unser Unterbewusst sein. Trotzdem finde ich den Gedanken, dass die Vagina ein Symbol der Fruchtbarkeit und somit etwas Schönes und Kraftvolles ist, sehr positiv. Vor allem junge Mädchen sollten dieses Thema nicht als Tabuthema erfahren. Alles rund um das Thema Periode oder Intimpflege deshalb so zu verkaufen, als sei es etwas wirklich Schönes, ist im Ansatz richtig und lässt Mädchen und Frauen vielleicht sogar offener damit umgehen.
Trotzdem macht sich dadurch ein neues Tabuthema bemerkbar, das vielen vermutlich noch unklar ist: der angeblich rosig duftende Intimbereich, der einfach viel zu stark romantisiert wird. Aber was sollen junge Mädchen nun davon halten? Was sollen die denken, wenn sie ihre erste Periode bekommen? Wenn sie anfangen zu riechen?
Natürlich steckt hinter dem Gedanken mal wieder die Industrie, die neue Probleme erfindet, um noch mehr Geld zu machen. Und genau das sollte sich jedes Mädchen und jede Frau bewusst machen: es werden Probleme geschaffen, die nicht existieren! Es muss nicht immer alles gut riechen und perfekt gesäubert sein. Und vor allem sollte man nicht anfangen, sich irgendwelche extrem chemischen Substanzen in diese wirkliche empfindliche Zone zu reiben.
Wir werden in Werbung und Medien förmlich damit drangsaliert: Scheidengeruch schnell loswerden! Endlich gut duften! Dass das alles Quatsch ist, sollte uns endlich bewusst werden. Die Scheide hat eine natürliche Reinigungsfunktion, die sie vor Bakterien und Infekten schützt. Dieser Schutz entsteht durch das saure Millieu der Vagina.
Eine gesunde Vagina ist aber keineswegs keimfrei (und das sollte sie auch nicht sein)! Sie ist im besten Falle angesiedelt mit Millionen von Milchsäurebakterien, die den natürlichen pH-Wert aufrecht erhalten. Eine gesunde Vagina ist außerdem immer feucht: Das hat in dem Falle nichts mit Erregung zutun sondern ist ein natürlicher Schutzmantel ausgehend von den Schleimhäuten.
Der saure pH-Wert ist verantwortlich für den speziellen Duft des Intimbereichs, den viele sogar als säuerlich oder auch metallisch bezeichnen würden (obwohl jede Frau „untenrum“ anders riecht). Das hat nichts mit ekelhaft zutun, sondern ist schlichtweg normal und gesund.
Ganz schön cool eigentlich, dass der Schutz eigentlich von selbst geschieht und wir ihn lediglich aufrecht erhalten oder wieder ins Gleichgewicht bringen müssen! Aber wie das ganze?
Am wichtigsten ist es, sich darüber zu informieren, welche Dinge den Abwehrschutz stören: Hierzu zählen zum Beispiel übermäßige Intimrasuren mithilfe von mit überparfümierten Rasiergelen, zu viel (oder zu wenig) Waschen mit den falschen Pflegeprodukten. Am besten eignen sich milde, duftstoff-freie Intimwaschlotionen mit saurem pH-Wert (etwa 3,8 bis 4,4), der dem Scheidenmilieu angepasst ist. Die gibt es sowohl in der Drogerie als auch in der Apotheke, zum Beispiel hier, hier oder hier. Wichtig ist aber auch: Lieber zu wenig als zu viel! Deine Scheide weiß schon, wie sie sich selbst versorgt, und durch übermäßiges Waschen, um irgendwelche „Gerüche“ loszuwerden, machst du sie eigentlich nur schlimmer.
Auch die Naturkosmetik hat einiges zu bieten. Ein sogenanntes „Yoni-Öl“ kann man sich ganz einfach aus verschiedenen ätherischen Ölen zusammenmischen. Außerdem ist es wichtig, Baumwoll-Unterwäsche statt Synthetik zu tragen. Diese sollte immer bei mindestens 60 Grad und ohne Weichspüler gewaschen werden.
Mit einer wohltuenden Ernährung ist auch viel rauszuholen. Gesunde Fette wie die der Avocado oder Olivenöl tun dem Scheidenmilieu gut, sowie Nüsse und präbiotische Lebensmittel wie Knoblauch, Zwiebeln, Lauch, Kimchi, eingelegtes Gemüse oder Sauerkraut. Auf was Du verzichten solltest? Viel Zucker, ja, wär hätte das gedacht.
Wann ist die Intimflora aus dem Gleichgewicht geraten?
Solltest du irgendwann einen fischen, beißenden Geruch oder anders aussehenden Ausfluss bemerken oder ein Brennen beim Wasserlassen verspüren, könnten das Symptome einer bakteriellen Vaginose sein. Dies ist eine häufig auftretende Scheideninfektion, ist etwas ganz normales, nur leider etwas, über das niemand spricht, auch wenn fast jede Frau schon Erfahrungen damit gemacht hat. Weiterhin ist es auch kein Zeichen dafür, dass du ungepflegt bist oder dich nicht genug wäschst. Es gibt die verschiedensten Ursachen, zB. sexuelle Aktivität, hormonelle Schwankungen oder die Einnahme von Antibiotika sein können.
Bei einer bakteriellen Vaginose kommt es lediglich zu einer Störung des bakteriellen Gleichgewichtes in der Scheide, welches zu einer Ansiedlung untypischer Keime, zum Nachteil der angestammten Milchsäurebakterien, führt.
Eine bakterielle Vaginose lässt sich ganz leicht behandeln. Am besten gehst du zur Apotheke und lässt dich dort beraten. Doch solltest du dir trotzdem nicht sicher sein, ist es immer besser, sich vom Frauenarzt durchchecken zu lassen!
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