Monate: Juni 2018

Juni Lieblinge

Mein Juni war durchzogen vom Nichts-tun und Stress. Ich musste für meine mündlichen Prüfungen lernen und hatte gleichzeitig Unmengen an Zeit – wobei ich natürlich ständig unterschwellig an meine Prüfungen dachte. Deshalb hat sich mein geliebter Freitag Rucksack mehr als praktisch erwiesen. Neben meinen Lernsachen, die ich so ständig dabei hätte haben können, passen alle Wichtigkeiten hinein. Ich bin einfach keine Handtaschen-Freundin. Ich habe gerne meine Hände frei und es passt einfach mehr hinein!   So habe ich stets eine Flasche Wasser (okay, eigentlich immer eine Flasche Kola) dabei. Dazu muss ich zugeben: Ich bin ein sehr pünktlicher Mensch. Fast immer zu pünktlich. Und so muss ich oft warten. Also habe ich mir angewöhnt, beim Warten immer ein Buch dabei zu haben, anstatt auf mein Handy zu schauen. Diesen Monat war unter anderem das Buch „Das geheime Netzwerk der Natur“ von Peter Wohlleben mein ständiger Begleiter. Passend zu einem meiner Prüfungsfächer erklärt der Förster, wieso künstliches Licht nachts minimiert werden sollte und wie Lachse in Bäumen wandern. Ich kann das Buch einfach nur weiter empfehlen. …

Let’s hetz! – Zeit/Geschehen

2018 – Deutschland rückt zusammen, jedoch in eine ganz falsche Richtung. Im thüringischen Themar tanzt brauner Mob auf grüner Wiese. „Heil Hitler“-Rufe ertönen hier im Chor, aus den Lautsprechern wummert Rechtsrock. „Rock gegen Überfremdung“ nennt sich diese Zusammenkunft rechten Abschaums, der sich hier bei einem Nazifestival die Ehre gibt. Rechtspopulistische Parteien erleben Erfolge, wie sie seit Jahren nicht da waren und versuchen nun, ihr reaktionäres, chauvinistisches Gedankengut so salonfähig wie möglich zu machen, im besten Falle so, dass wir es nicht immer direkt merken. Auch andere rechtsextreme Gruppierungen sprießen wie Unkraut aus dem Boden und vergrößern ihre Anhängerschaft stetig. Neben PEGIDA, an die man sich doch (erschreckenderweise) schon irgendwie fast gewöhnt hat, werden Stimmen immer lauter, die sich zu Verbänden wie „Der Rechten“ oder „dem Dritten Weg“ zählen. Nicht zu vergessen „die Identitäre Bewegung“, die als nationsverbundene Jugendgruppe rechtes Hipstertum zelebriert, und sich lieber jugendfreundlich als rechtsextrem präsentiert. Es sind hierbei ganz bestimmte Teile Deutschlands, die immer weiter rechts rücken. Vor allem hier feiern dann Parteien wie die AfD große Erfolge, und genannte rechte Gruppen …

Introversion in der Schule

Das deutsche Schulsystem. Ein Thema für sich, was immer gerne in das Zentrum der Kritik rückt. Und das zu Recht. Ich als angehende Abiturientin habe 12 Jahre Schule hinter mich gebracht und fühle mich jetzt in der Lage, ausreichend über diese Lernanstalt urteilen zu können. Bildung ist wichtig, keine Frage. Und ich weiß es zu schätzen, das Recht auf kostenlose Bildung zu haben. Denn ich bin jemand, der gerne Neues lernt. Der sich Herausforderungen stellt und sich freut, daran zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Dieser Prozess ist großartig. Doch trotz allem nerven mich einige Dinge an der Schule: Einer meiner beliebtesten Kritikpunkte sind die mündlichen Noten: Wie viele Stunden ich in meinem Leben damit verbracht habe, dieses Bewertungssystem zu kritisieren! Erst einmal ist die Idee doch absurd, dass Zahlen die Leistung von Kindern bewerten sollen. Eine einzige Zahl sagt doch nichts über eine Leistung aus! Das wäre so, als würde man eine Person mit einem einzigen Adjektiv beschreibt: humorvoll. Das reicht doch überhaupt nicht aus, um sich ein Bild von einer Person zu machen. Ich als introvertierter Mensch habe in …

Liebe in Zeiten von Tinder & Co.

Nun, was kann ich mit meinen 19 Jahren schon zu diesem Thema beitragen, ich kenne es doch selbst nicht anders. Eigentlich müsste ich an dieser Stelle unsere Eltern fragen, oder besser noch deren Eltern. Als man sich noch richtig echte Liebesbriefe geschrieben hat und der magische Gute-Nacht-Kuss an der Haustür als krönender Abschluss eines gelungenen Abends galt. So ist das jetzt irgendwie nicht mehr. Jetzt gibt es Tinder oder Lovoo. Alles ist schneller und auch irgendwie einfacher geworden. Auch ich habe mit meinem ersten Freund über SchülerVZ geschrieben. Getroffen haben wir uns nie, das war dann doch ein bisschen zu viel des Guten. Und dann haben wir uns auch schon wieder getrennt, auch über das Online-Portal. Natürlich ist es nicht ganz so extrem, wie bei mir damals. Wenn man jemanden über Tinder kennenlernt, trifft man sich schon, lernt sich ein bisschen kennen. Online-Dating ist im Grunde auch überhaupt nichts Neues. Trotzdem hat sich alles immer mehr in Richtung Schnelllebigkeit entwickelt. Es ist eben schon ein Unterschied, ob man sich bewusst auf einer Plattform anmeldet und …

Tabuthema? Blumige Flora

Nach rosig duftender Blumenwiese riecht deine Vagina nicht. Und meine auch nicht. Und das ist auch ganz normal. Und trotzdem ist da immer wieder dieser Gedanken, der in die weiblichen Köpfe eingepflanzt wird, dass unsere Scheidenflora bitte gut zu riechen hat und auf keinen Fall stinken darf. Sobald man nämlich einen Drogeriemarkt betritt und sich in die Abteilung mit den Damen-Hygieneartikeln begibt, scheint jedes Produkt zu schreien: „Deine Vagina stinkt!“ Durch Tampons und Binden mit extra Duft wird uns vermittelt, dass wir da unten nicht gut riechen und es bitte, so schnell wie es nur geht, ändern sollen. Es gibt inzwischen Intimsprays oder Waschlotionen und sogar extra Duschen für die Intimzone, um dieses angebliche Problem zu lösen. Dass dieser wirklich chemische Eingriff deiner Scheidenflora schaden kann, bedenkt jedoch niemand. Wenn man sich außerdem die Verpackungen dieser Mittelchen mal genau anschaut, fällt auf, dass sie alle rosa sind. Oder Abbildungen von Blumen zeigen. Oder beides. Auch in der Werbung oder auf den Sozialen Medien wird die Vagina mit blumigen, rosigen Themen in Verbindung gebracht. Auch der Trend, …

Ich mag, dass ich ich bin

Wer ist Ich? Was macht Ich aus? Wie ist Ich so? Wer mag Ich und wer mag Ich nicht? Ist es überhaupt wichtig, wer Ich mag? Wie soll Ich damit umgehen, wenn nicht alle Ich mögen? Aber muss Ich sich nicht nur selber mögen, sich selbst gefallen? Warum muss Ich überhaupt irgendwas? Was ist Ich? Manchmal ist Ich alles. Die Menschen, die Ich begleiten, die Dinge, die Ich liebt, die Bilder, die Ich tagtäglich sieht, die Gerüche, die Ich riecht, die Melodien, die Ich hört. Die Luft, die Menschen, der Mond, der Schmutz, das Wasser, die Krümel, die Sprache, das Licht. Ich macht alles aus. Manchmal aber auch nichts. Weil Ich nichts braucht, weil Ich so ist, wie keiner war, also macht Ich sich selbst aus. Und keine Antwort kann Ich ersetzen. Kein Traum, kein Talent, kein Thema verdient es, für Ich zu stehen. Ich kann niemals nur ein Traum, ein Gesicht, eine Aura, ein Geständnis sein. Und trotzdem kann ich sagen: Ich mag, dass ich ich bin.   – Artwork von Imina und Text …

Rückfall

Zwei Wochen lang läuft es problemlos, täglich besser. Natürlich denke ich an Dich. Aber es ist leicht und schön. Ich kann ohne Dich leben. Wir werden uns schon wieder sehen. Vielleicht gratuliere ich Dir zum Geburtstag (von wegen vielleicht – die Nachricht an Dich habe ich schon längt entworfen). Aber so lange, lebe ich mein schönes Leben. Genieße Berlin, treffe Freunde, höre Musik, lese Bücher, bin draußen, mache einen Tango-Kurs, flirte und verliebe mich. Dabei kann ich dich ja im Stillen weiter lieben, aber eben glücklich sein ohne Dich. Dann schleicht es sich wieder an. Es beginnt damit, dass ich von Dir träume. Wie treffen uns zufällig wieder, Du bist distanziert. Ich wachse also morgens auf mit dem dumpfen Schmerz dieses Traums von Dir. Nun bist du wieder ganz in meinem Kopf, in meinem Körper. Kontrollverlust. Und es schmerzt. Ich bin total unter Druck, komme da nicht raus. Schaue zwanghaft auf deine Nummer in meinem Handy, male mir alle möglichen Gespräche aus. Ich vermisse Dich so sehr. Ich will Dir schreiben, dich sprechen, dich sehen, …

Trauer: und wieder aufstehen

Das Text-Gekritzel ist an dem Tag entstanden, bevor meine Oma gestorben ist. Alle in der Familie sind sich einig – lange geht das so nicht mehr. Wir sind zu Besuch bei ihr zuhause, wo sie bis zum Ende ihres Lebens gelebt hat und wurde von meiner Tante versorgt wurde Zur Altersschwäche wurde sie sehr krank. Gestern, als ich an ihrem Bett stand, ihre Hand gehalten habe und meine Unterlippe unkontrollierbar zitterte,  hatte sie mir noch gesagt „Keine Angst, so schnell werd ich nicht sterben“. Heute kann ich sie gar nicht mehr ansprechen. Sie trägt eine Maske, die mühsam Sauerstoff in ihre Lungen pustet. Ihre Augen sind geschlossen. Leidet sie? Ist sie schon woanders? Ich kann sie nicht mehr greifen, nicht ansprechen, nur ihre Hand halten und warten.. Ich laufe durch das Haus. Sehe Bilder von ihr – mit Kindern, Enkeln, in jungen Jahren auf dem Traktor, schick zurechtgemacht mit einem Sektglas an Silvester. Das Leben ist so fragil, denke ich, wir haben ja keine Ahnung. Mein Opa ist am 10.01.2016 gestorben und seit diesem Tag …

Das, was ich nicht sagen kann /3

Anlässlich der anstehenden TINCON und unserem „Das, was ich nicht sagen kann“-Workshop bekommt ihr heute einenn weiteren Einlick in mein Notiz- und Skizzenbuch, Gedanken und Kritzeleien der letzten Monate. Teil eins ist hier zu finden, Teil 2 hier.                       _ Bilder, Illustrationen und Text von Imina.