Wir sind eine Wegwerfgesellschaft, das ist unumstritten. Unser übermäßiger Konsum und ein wenig nachthaltiges Kaufverhalten sind dabei die maßgeblichen Auslöser. Die gesamte Weltbevölkerung schafft pro Tag rund 3,5 Millionen Tonnen Abfall, und bis zum Jahr 2025 soll das Abfall-Aufkommen auf nahezu 6 Millionen Tonnen steigen. Lässt man sich das durch den Kopf gehen, ist es enorm, fast beängstigend. Die größten Müllerzeuger sind dabei Amerika und Europa, und auch Deutschland trägt einen wesentlichen Teil zur Vermüllung der Welt bei.
Im Jahre 2013 sind hierzulande 36 Millionen Tonnen Müll angefallen, das sind pro Kopf ein Müllberg von 453 kg. Von diesem Betrag landen rund 160 kg auf dem Hausmüll, 30 kg auf dem Sperrmüll, 50 kg in der Biotonne, 60 kg in der Tonne für pflanzliche Abfälle, 150 kg Müll sind Wertstoffe und sonstige Abfälle, wie Batterien, machen davon 2 kg aus. Die rund 150 kg Wertstoffe setzen sich aus Glas, Verpackungen, Leichtverpackungen, Papier, Pappe, Metall, Holz, Kunststoff und Textilien zusammen. Vor allem das Problem mit den Verpackungen hat sich in den letzten 10 Jahren noch verschlechtert. In dieser Zeit haben Papierverpackungen um 75% zugenommen, die Plastikverpackungen um fast 60%. Gründe dafür gibts es viele, und alle führen sie zu einem ausschlaggebenden Faktor: uns, den Menschen.
In Versandhäusern werden zu Primärverpackungen zusätzlich noch Versandpackungen eingesetzt. Kleinere Füllgrößen und vorportionierte Einheiten werden zunehmend in der Lebensmittelbranche angeboten, der Verbrauch an Kunststoff steigt dadurch massiv an. Grund dafür ist die steigende Anzahl an Ein- und Zweipersonenhaushalten sowie Senioren. Auch unsere veränderten Essgewohnheiten tragen der Vermüllung bei, denn Fast Food Gerichte, To-Go Verzehr und Einweggetränkeverpackungen sind im Moment des Gebrauchs zwar für uns praktischer, die Kosten, die die Umwelt aber dabei tragen muss, sind unverantwortlich.
Doch damit nicht genug, denn vor allem auch unser verschwenderischer Umgang mit Lebensmitteln ist teilweise beschämend. Jeder Bürger wirft pro Jahr durchschnittlich 180 kg Obst, Gemüse, Fleisch und andere Nahrungsmittel in den Müll. Einer Studie der Welternährungsorganisation zufolge werden in Europa sogar jährlich 280 kg Lebensmittel pro Kopf weggeworfen, obwohl dabei noch nicht einmal das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht worden ist. An einem Tag wirft weiterhin jeder einzelne von uns fast ein viertel Kilo an Lebensmitteln in die Tonne. Für dieses eigentlich rücksichtlose Verhalten gibt es zahlreiche Gründe, die schwerwiegendste Ursache dafür ist aber unser zielloses Kaufverhalten. Eine Umfrage des Herstellers Cofresco ist zu dem Ergebnis gekommen, dass allein 21% aller Nahrungsmittel, die deutsche Haushalte kaufen, letztendlich im Müll und nicht auf dem Esstisch landen. Der banale Grund für diese schweren Folgen: Viele Menschen haben, wenn sie einkaufen gehen, keinen Überblick, was sie noch an Lebensmitteln zu Hause haben, bzw. was sie für die nächsten Tage brauchen. Sie kaufen deshalb nicht zielgerichtet ein, und viele unnötige Lebensmittel, die wieder von unnötig viel Verpackung begleitet sind, landen im Einkaufswagen, teilweise dann im Müll. Und auch Mutti wusste schon: Niemals hungrig einkaufen gehen! Und so blödsinnig es vielleicht klingen mag, ganz falsch ist es nicht. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass der Mensch hungrig viel mehr und viel sinnloser einkauft als gesättigt. Doch das nur am Rande.
Ich weiß, dass wir alle nicht das Gefühl haben, besonders verschwenderisch zu sein und viel zur Wegwerfgesellschaft beizutragen, wenn mir ein Mal das ein oder andere, vielleicht sinnlos, wegwerfen. Jedoch denken das zu viele von uns, und dass sich unsere kleinen „Vergehen“ mehr oder weniger doch irgendwann summieren, geht aus den erschreckenden Zahlen hervor, die wir vor uns liegen haben. Denn mit „pro Kopf“ ist letztendlich niemand geringeres als wir gemeint.
Schwerwiegend leiden vor allem Entwicklungsländer unter unserer Verschwendung. Durch den Überfluss an Ware und die niedrigen Preise für Lebensmittel in reichen Ländern wie unserem, hat sich eine Entwertung des Essens breitgemacht. Hierzulande geben wir gerade einmal 10-12% unseres Einkommens, soweit vorhanden, für Lebensmittel aus. In den meisten Entwicklungsländer liegt dieser Anteil bei ungefähr 60-70%. Etwa 925 Millionen Menschen leiden in diesen Ländern Hunger – nicht zuletzt wegen unseres verschwenderischen Verhaltens mit Lebensmitteln.
Doch was können wir tun? Das gute Gewissen, unseren Müll zu trennen reicht schon lang nicht mehr. Unser Verschwendetes getrennt zu entsorgen vermindert die nicht dessen hohe Menge. Wir müssen noch einen Schritt weiter gehen und auch unseren persönlichen Müllberg reduzieren. Dinge reparieren, anstatt sie gleich wegzuwerfen, Nachfüllverpackungen bevorzugen, Plastiktüten und Verpackungen vermeiden und eigene Einkaufstaschen mitnehmen, Mehrweg statt Einweg. Bezüglich der immensen Lebensmittelverschwendung kann auch jeder von uns einen kleinen Teil beitragen. Allem voran natürlich bewusster einkaufen – planen, was man wirklich braucht, und dementsprechend seine Einkäufe erledigen. Ein Mindesthaltbarkeitsdatum ist nichts Endgültiges. Ist es überschritten, bedeutet das nicht gleich, dass das Produkt sofort ungenießbar ist. Für den Fall, dass wir ein, laut Verpackung, abgelaufenes Lebensmittel bei uns finden, haben wir Sinne, auf die wir uns verlassen können, und mit denen wir die Lebensmittel prüfen können. Auch die als ungenießbar geltenden Reste von verschiedenem Gemüse wie Stängel oder Blätter können zum Kochen, beispielsweise zur Herstellung von Brühe, verwendet werden.
Sollte es doch einmal der Fall sein, das wir Lebensmittel haben, die wir gar nicht brauchen oder aus sonstigen Gründen wegschmeißen würden, gibt es in vielen Städten Möglichkeiten, diese zu spenden oder anderweitig sinnvoll weiterzugeben. Wenn man sucht, findet man derer Möglichkeiten genug, um die persönliche Lebensmittelverschwendung einzudämmen. Wir leben in einem reichen Land, und uns stehen Lebensmittel im Überfluss zur Verfügung, die ein großer Teil unserer Bevölkerung sich ohne Probleme leisten kann. Dass das in weiten Teilen der Welt nicht der Fall ist, sollten wir uns gelegentlich vor Augen führen, besonders, wenn wir uns anhand erschreckender Zahlen unseres verschwenderischen Verhaltens bewusst werden.
Wir müssen lernen, Lebensmittel wieder wertzuschätzen, und unsere hohe Müllproduktion einzudämmen, so weit es jedem von uns möglich ist. In vielen Teilen der Erde, leiden die Menschen schon heute unter unserem enormen Konsum. Und spätestens unsere Kinder müssen irgendwann den Preis für unser verschwenderisches Verhalten und für die darunter leidende Umwelt und Weltbevölkerung zahlen. Wahrscheinlich sogar deutlich früher, als wir glauben.
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Quellen: faz.net, proplanta.de, welthungerhilfe.de
Zeit/Geschehen von Dominik erscheint als monatliche Kolumne und behandelt aktuelle Themen und Zeitgeschehnisse.
Mit Photos von Imina.
im Rahmen des minimalismus mai