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Mutprobe? Meinung sagen

 

 

Die Meinungsfreiheit und deren Verbreitung wurden bereits im Jahre 1789 in Artikel 11 der in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte als „un des droits les plus précieux de l’Homme“, zu deutsch also als „eines der kostbarsten Rechte des Menschen“ garantiert. Heute ist dieses Recht Fundament unserer Gesetzgebung und eines der wichtigsten Rechte, die uns durch das Grundgesetzt zugeschrieben werden.

Gegen Ende des 18 Jahrhunderts wird dieses Recht erstmals in Verfassungen aufgenommen. In Deutschland gibt es ein jahrhundertelanges Hin- und Her von bestimmten regulierenden Pressegesetzen, Karlsbader Beschlüssen, der Weimarer Republik bis hin zur späteren NS-Zeit, wonach die Meinungs- und Pressefreiheit dann 1949 im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland durch Artikel 5 garantiert wird.

Sie ist definiert als das Recht, sich eine Meinung zu bilden und diese in Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und schließt dabei Grundrechte der Meinungsäußerungsfreiheit, Informationsfreiheit, Pressefreiheit, Rundfunk- und Filmfreiheit mit ein. Zu ihr zählt außerdem die Informationsfreiheit aus allgemein zugänglichen Quellen wie Zeitung, Internet, Rundfunk oder Fernsehen, um eine Meinungsbildung überhaupt erst zu ermöglichen. Zudem ist ein Zensurverbot verankert, durch das diese Freiheiten zusätzlichen Schutz erfahren.

Die Meinungsfreiheit ist zudem wesentlicher Bestandteil einer freiheitlich demokratischen Staatsordnung, da ja erst durch eine solche der Austausch zwischen unterschiedlichen Ansichten und die Einigung auf einen Kompromiss und eine öffentliche Meinung möglich wird.

Einzig und allein eingeschränkt ist dieses Recht durch Jugendschutzbestimmungen und dem Recht der persönlichen Ehre.

Jeder hat eine Meinung. Wir können gar nichts dagegen tun. Es ist einfach so. Deine Lebenserfahrung und Dein Charakter lassen Meinungen entstehen. Diese sind eigentlich sowas wie ein Gefühl. Eine Tendenz in eine Richtung oder eben auch eine basierte Einstellung.

Das Schwierige ist also nicht, eine Meinung zu haben, sondern, die eigene Meinung zu äußern. Manchen fällt das ganz und gar nicht schwer. Für sie ist es das Normalste der Welt, zu sagen, was sie denken, fühlen oder präferieren. Und würden alle Menschen ihre Meinung kundtun, dann wäre die Welt eine andere. Eine bessere. Eine ehrlichere.

 

 

 

Dass man seine Meinung nicht äußert meint man in 99% der Fälle nicht böse. Vielleicht ist man mit neuen Leuten zusammen und will keinen schlechten Eindruck machen. Und man denkt womöglich, dass dieser schlechte Eindruck schon entstehen kann, wenn man sagt: „Ich möchte gern Pizza essen gehen.“ Die anderen könnten vielleicht keine Pizza mögen oder einer anderen Meinung sein oder Pizza uncool finden oder oder oder. Alles Szenarien, die man sich unnötigerweise ausmalt. Dabei hey, so what! Dann willst du halt Pizza und Person X lieber Burger. Dann arrangiert ihr euch irgendwie. Es sind diese Kleinigkeiten, die Angst machen. Angst davor, negativ aufzufallen. 

Aber viel negativer auffallen, als wenn man den eigenen Standpunkt äußert, tut man, wenn man’s nicht tut. Man meint es ja gar nicht böse – aber auf die allermeisten Leute wirkt das unerwachsen, nicht selbstbewusst genug und nervig. Sie fragen dich ja etwas, also wollen sie auch eine Antwort hören.

Wie man da an sich arbeiten kann? Nun, der einfachste und einzige Weg ist: es zu machen. Sag frei heraus, was du denkst, willst, fühlst, tust und für richtig und falsch hältst. So lernst du dich selbst und andere nochmal ganz neu kennen.

Verschiedene Menschen haben verschiedene Meinungen. Wenn man sich wünscht, dass andere die eigene Meinung respektieren, so sollte man auch die Meinungen anderer akzeptieren. Das heißt nicht, dass du dann direkt die gleichen Ansichten teilst, aber du kannst versuchen, nachzuvollziehen, weshalb unterschiedliche Menschen auch über unterschiedliche Meinungen verfügen.

Wenn du anderer Meinung bist als die Person, mit der du dich gerade austauschst, höre aktiv zu und versuche zu verstehen, wodurch diese Meinung entstanden ist. Unterschiedliche Herkunft, Kultur oder Religion können einen Menschen gleich ganz anders denken lassen. Natürlich solltest du nicht alles auf dir sitzen lassen. Habe den nötigen Respekt, um dein Gegenüber aussprechen zu lassen und im Anschluss deinen eigenen Standpunkt zu vermitteln. Schreie sie nicht gleich an oder werde respektlos, denn diesen Umgang erwartest du schließlich auch von deinen Mitmenschen, oder? Außerdem hat jeder Mensch hat das Recht auf individuelle Meinungsbildung.

 

 

Wenn jemand anderer Meinung ist und es auch offen zu gibt, versuche, den Mut zu würdigen, den es braucht, diese Meinung auch offen mitzuteilen. Ich weiß noch ganz genau, wie schwer es mir fiel, wenn in meiner Klasse mal wieder über irgendwas geredet wurde, ich aber ganz anderer Meinung war, dann all meinen Mut zu nehmen und von meinen Ansichten zu erzählen. Wenn du also merkst, dass sich jemand traut und offen von der eigenen Meinung erzählt, würdige diesen Mut!

Falls es doch zu Meinungsverschiedenheiten kommt, muss es nicht gleich im Konflikt enden. Am wichtigsten ist es, sich vielleicht in die Situation der anderen Person hineinzuversetzen und zu akzeptieren, dass sie anderer Meinung ist als du. Bemühe dich, für alles offen zu sein. Auch wenn es dir manchmal schwerfällt: Vielleicht schaffst du es ja, über deinen Schatten zu springen und die Dinge mal von einer anderen Seite zu betrachten.

Letztendlich sind Meinungsverschiedenheiten vor allem ein Zeichen von Vielfalt und machen die Welt eindeutig bunter!

Mutprobe erscheint als monatliche Serie und beschäftigt sich mit den kleinen (und großen) Mutproben des Alltags, mit Ängsten und Überwindungen, die eigentlich keine sein sollten. Wieso trauen wir uns nicht? Weshalb haben wir Angst? Wer oder was sorgt für böse Stimmen in unseren Köpfen?

Quellen I . II . III
Photos von Imina und Luka.

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