Das Internet vergisst nicht. Hinter diesem Satz steckt weit mehr, als man zunächst vermuten mag. Besonders in Zeiten, in denen sich immer mehr im Netz abspielt, ist es wichtig, darüber informiert zu sein, was alles mit den eigenen Daten, Fotos und Nachrichten passieren kann. Dass im World Wide Web beinahe alles gespeichert wird, was geschrieben und hochgeladen wird, dürfte wohl jedem bewusst sein. Aber wohin soll sich all diese Sicherheit entwickeln? Wie viel Überwachung ist zu viel?
Zunächst ist der Gedanke, der hinter der Überwachung steht, sehr positiv. Straftaten können so besser verhindert und Terroristen können nachverfolgt werden. Überwachung sorgt für Sicherheit. Doch zu viel Sicherheit schränkt die Freiheit ein.
PRISM und Tempora sind die größten amerikanischen und englischen Sicherheitsprogramme zur Überwachung und Auswertung weltweiter elektronischer Medien, des Internetdatenverkehrs und elektronisch gespeicherter Daten, um gegen den Terrorismus vorzugehen. Also: Sie speichern alles, was im Netz passiert, jeden Anruf, jede Nachricht, jede Google-Suche. Es wird sogar gespeichert, dass du jetzt gerade diesen Blogeintrag liest. Immer häufiger treten jedoch Fälle auf, bei denen z.B.
Scherze missverstanden werden. So wird Ironie im Internet zu einer Straftat oder ein sarkastischer Witz lässt dich als Terrorist einstufen. Dass ich jetzt gerade, die Worte Nazi oder Terrorist verwende, erhöhen das Risiko, dass ich strenger überwacht werde.
Videokameras im öffentlichen Raum identifizieren Kennzeichen, Gesichter und auffälliges Verhalten. Sie suggerieren Sicherheit, jedoch haben Studien bewiesen, dass die Überwachung durch eine Kamera kein sicheres Gefühl mit sich bringt. Viel mehr fühlen sich die meisten Menschen unwohl oder beobachtet. Präsenz von Personal oder Notrufsäulen schaffen gefühlt mehr Sicherheit, so die Studie. Im Fall eines Überfalls ist es sogar schon vorgekommen, dass andere Passanten weggucken, denn ,,es gibt ja schon die Kameras“.
Durch die Verwendung eines Smartphones und GPS, bist du jederzeit auffindbar. Deine SIM-Karte ist mit deinem Ausweis verifiziert. Biometrische Pässe und vernetzte Überwachung sind der Standard. Stellen wir uns mal vor, all das hätte es zu den Zeiten der Judenverfolgung unter der Nazi-Regierung gegeben? Wird nicht genau dadurch die Vorarbeit geleistet, zukünftige Minderheit leichter zu überwachen und zu zensieren?
Das Buch 1984 von George Orwell greift genau dieses Problem auf. Sprache wird kontrolliert, Sexualität unterdrückt, Krieg und Terrorismus werden inszeniert, um noch mehr Überwachung zu rechtfertigen. 1984 war keine Anleitung! Vieles Geschriebene wird immer mehr Realität, auch in Deutschland.
Dass für Sicherheit gesorgt werden muss, ist wichtig und unbedingt notwendig. Trotzdem sollte auch dafür gesorgt werden, dass die Methoden der Sicherheit nicht gegen die eigenen Bürger missbraucht werden. Aus dem Bemühen, Menschen zu schützen, entwickelt sich gerade ein großer Schaden.
Wichtig ist, dass man die Schere in seinem Kopf nicht zu groß werden lässt. Passt auf, was ihr veröffentlicht, sagt und schreibt, eben weil so vieles kontrolliert wird. Aber lasst euch nicht selbst zensieren oder von euren eigenen Gedanken einschränken. Wenn ihr eine Meinung habt, steht hinter dieser. Trotzdem sind da so viele Fragen in meinem Kopf. Kann ich noch allein sein? Kann ich irgendwo oder irgendwann überhaupt noch anonym sein? Was kann ich noch sagen? Kann ich meine Meinung noch sagen? Wie fühlt es sich an, immer beobachtet zu werden?
Wie frei bin ich eigentlich noch?
Ich möchte euch anregen, über dieses wichtige Thema ein wenig nachzudenken. Besonders in der heutigen Zeit, wo sich das meiste im Internet abspielt, sollten wir uns über mögliche Konsequenzen bewusst sein.
–
Text und Photos von Luka