Heute ist Freitag.
Am Morgen stehe ich auf und ertappe mich schon beim Frühstück dabei, wie der Blick aufs Smartphone fällt. Dann räume ich den Teller und die Tasse in die Spülmaschine und male mir schon im Kopf aus, was ich wohl heute anziehen möchte. Beim Schrank angekommen fällt mir auf, dass ich noch unbedingt vor der Arbeit tanken gehen muss. Also beeile ich mich, meine Morgenroutine so schnell wie möglich fertig zu stellen, ziehe danach schnell Jacke und Schuhe an und greife nach dem Autoschlüssel.
Im Auto angekommen denke ich darüber nach, was ich heute alles auf der Arbeit erledigen muss. Ich überfliege meine „To-Do List“ in Gedanken und hoffe inständig, dass ich nichts vergessen habe. Auf der Arbeit erfülle ich einen Punkt nach dem anderen auf meiner Liste und denke dabei darüber nach, was ich heute Abend machen möchte – schließlich ist Freitag und das Wochenende steht vor der Tür. Vielleicht gehe ich zu Freunden oder ich lasse den Tag mit meiner Familie ausklingen.
Nachdem ich mich von allen Freunden im Restaurant verabschiedet habe, neigt sich der Tag auch schon dem Ende zu, ich fahre nach Hause und gehe schlafen.
So oder so ähnlich, schaut es wohl bei vielen von uns aus. Wir machen die eine Sache und denken schon daran, was wir als nächstes tun wollen. Dabei verlieren wir aber meiner Meinung nach oft den Blick für das Wesentliche und wir vergessen, dankbar zu sein und den Tag bewusst zu erleben.
Wie kann man den Tag also bewusst erleben und wie kann man dabei dankbar sein?
Es klingt vielleicht einfach und banal, aber wir können den Tag schon ganz anders starten, indem wir unsere Aufmerksamkeit nicht gleich dem Smartphone schenken.
Morgens könnten wir stattdessen vielleicht eine halbe Stunde früher als gewohnt aufstehen, um die ersten Sonnenstrahlen zu genießen.
Wir können dankbar sein – so kitschig es auch klingen mag – morgens auf eigenen Beinen und in Ruhe den Sonnenaufgang erleben zu dürfen. Vielen Menschen geht es psychisch und/oder physisch so schlecht, dass sie nicht einmal (ohne Hilfe) aus ihrem Bett kommen. Wenn wir diese Einsicht verinnerlichen, fällt es uns vielleicht schon leichter, dankbar für solche schönen Augenblicke in unserem Leben zu sein.
Wir könnten doch mit vielen Situationen in unserem Alltag so umgehen.
Sei es, sich zu freuen, dass man gerade etwas zu Essen auf seinem Teller hat, denn auch hier wissen wir: Es ist nicht selbstverständlich, morgens, mittags und abends Nahrung im Haus zu haben.
Sei es, in der Schule oder auf der Arbeit Aufgaben erledigen zu dürfen, die wir vielleicht manchmal als lästig ansehen.
Oder sei es, in der Bahn zu sitzen und die Aussicht zu genießen, anstatt ständig darüber nachzudenken, wann man denn endlich am Ziel ankommt.
Es gibt unendlich viele Beispiele für solche Situationen, so wie es eben auch unendlich viele Momente in unserem Alltag gibt, die wir schmücken können, wie wir wollen.
Jeder Tag ist besonders und hält neue Überraschungen für uns bereit. Vielleicht sollten wir uns manchmal in unser Gedächtnis rufen, Schritt für Schritt zu leben und die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Einen Plan für den Tag zu haben, ist grundsätzlich nicht schlecht, aber wir könnten so manchem Punkt auf unserer To-Do Liste die Chance geben, zu etwas Besonderem in unserem Leben zu werden.
Ihr habt heute den Sonnenaufgang noch nicht bewusst erlebt?. Dann nehmt euch doch vor, heute schon einmal den Sonnenuntergang zu genießen, soweit es euch möglich ist.
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Gastgedanken anonym eingereicht. Bearbeitung und Fotos von Imina.