Liebe & Triebe
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Der Tag danach

Ein ganzes Jahr hat es mich gestört. Ein ganzes Jahr habe ich mich nicht gut genug gefühlt oder nicht wichtig genug oder ausgelassen. Und ein ganzes Jahr habe ich gebraucht um zu verstehen, dass es nicht so ist.

Ich rede vom Tag danach. Vom Tag nach der Party. Nach unendlich vielen selbstgedrehten Zigaretten, nach zig Bierdeckeln auf dem Boden, nach neu geschlossenen Bekanntschaften, nach der Gute-Nacht-SMS um 4 Uhr morgens. 

Den Tag hab ich immer bekommen. Den „Morgen“ um 12 Uhr, nachdem ich eine Stunde Fahrtweg hatte, das Fertigmachen seit 9 Uhr umsonst, da es eh zurück in’s Bett geht. Irgendwas machen? Nein, lieber irgendwas gucken. Und es war gar nicht eben dieser Tag, der mich gestört hat. Ich mag Serien, ich mag langsame Tage, ich mag Zeit mit ihm.

Es hat mich eher gestört, Nachts nicht dabei gewesen zu sein. Nicht zu wissen, wie ich mir das vorstellen soll oder was er gerade mit wem macht. Nicht ein einziges Mal war ich dabei.

Ich bin sicher, es hätte mir nicht gefallen. Von der Musik über die Luft über die Drogen über den Alkohol bis zu den Menschen. Das ist nicht meine Welt. Und doch wollte ich sie sehen. Fragte, ob wir nicht mal … „nein“. Okay, dann nicht.

Das alles war bis mir aufgefallen ist, dass die Tage danach eigentlich gar nicht so übel sind. Denn eigentlich sind die Menschen, mit denen du den „Morgen“ um 12 Uhr verbringst, viel wichtiger, als die Leute, denen du um Mitternacht Feuer gibst.

Verstanden habe ich das als ich ihn zum Bus gebracht habe. Wir liefen. Es war so ein Tag danach. Wir redeten über die Silvester-Planung. Und ich war mal wieder dabei mich zu beschweren. Bis mir dieses eine Lied eingefallen ist. Und ihre Worte dazu:

“I was thinking about how everybody talks and thinks about who you kiss at midnight and I think that is very romantic. But I think there’s something even more romantic about who’s gonna deal with you on New Year’s Day. Who’s willing to give you Advil and clean up the house? I think that states more of a permanence.”

Ich blieb stehen.

Und seitdem liebe ich die Tage danach und ich liebe, dass sie mir gehören. Dass sie uns gehören. Dass sie langsam sind und wir nichts machen außer Tee trinken, Filme schauen, online-shoppen, ein bisschen aufräumen und vielleicht einmal um den Block gehen. Vielleicht.

Und irgendwann … teilen wir vielleicht mal Mitternacht und den Morgen danach.

Hier das Lied. Von Taylor Swift. (Das über diese eine noch viel viel mehr Bedeutungen für mich hat. Aber um die geht’s vielleicht in einem anderen Text.)

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