Selbst & Inszenierung
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Nach Hause kommen

Aus einer Sprachmemo vom 3. März 2017.

Es sind Semesterferien und ich bin wieder zuhause.
Ich hab eine Menge zutun, viele Gedanken und Deadlines zu beachten.

Seit fast zwei Jahren bin ich jetzt unterwegs in der Welt, ziehe an neue Orte, lerne neue Menschen kennen, eigne mir neue Gewohnheiten an, sammle positive und negative Erfahrungen.

Eigentlich habe ich das Gefühl, die meiste Zeit in irgendwelchen Zügen verbracht zu haben, die mich von A nach B und immer wieder nach Hause bringen.
Zeit zum Reflektieren, in diesem Übergang zwischen Ausgangs- und Zielort, zwischen neuem Umfeld und gewohnter Umgebung, in die man mit neuen Erfahrungen zurückkehrt.

Denn Zuhause ändert sich nichts.

Alles bleibt beim Alten.

Es ist gut, zu wissen, dass man an einen Ort zurückkehren kann, auch wenn man ein komplett anderer Mensch wird. An einen Ort, der bleibt, wie man ihn verlassen hat, auch wenn man sich verändert.

Der Bahnhof, an dem ich ankomme, wird immer schäbig sein und nach Pisse stinken,
Zurück in das Auto, mit dem ich an so viele Orte gefahren bin,

Zurück nach Hause.

Obwohl ich meine Bilder und Poster von den Wänden abgehangen habe, sieht man die Pattafixreste. Ich kann immer noch genau zuordnen, wo was hing.

Die kitschige Ikea-Bettwäsche, die ich hier gelassen habe,
Ein paar Klamotten, die ich so gut wie gar nicht trage und die hier deshalb lieblos an der Kleiderstange verweilen,
Der Malkoffer, den ich immer noch nicht mitgenommen habe, weil er für Zugfahrten einfach zu schwer als Handgepäck ist,
Ein paar CD’s und Bücher, die nicht genug für mich bedeuten, als dass ich sie in meine neue Wohnung mitgenommen hätte.

Zurück zu der lauten Musik meines Bruders, die dumpf bis ins Erdgeschoss klingt,
Zurück zur immer gleichen Joggingroute, bergauf und bergab
Zurück zu den Freunden, die hier geblieben sind, mit denen man sich über Erfahrungen unterhält, die man ohne einander gemacht hat,
Zurück zur Routine die früher nur mit mir und jetzt ganz ohne mich funktioniert, in die ich einfach wieder einsteige, wenn ich wieder da bin,

Zurück, wenn auch nur für eine kurze Zeit.

Es fällt mir schwer, andere Orte als Zuhause zu bezeichnen.
So viele verschiedene Orte machen die Person aus, die ich bin.

Photos und Text von Imina.

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